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Rolf Torring 125 - Der Unheimliche

Rolf Torring 125 - Der Unheimliche

Titel: Rolf Torring 125 - Der Unheimliche
Autoren: Hans Warren
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die Stadt verlassen!"  
      Ho Jungs Augen bekamen einen sprühenden Glanz. Ob der vom Wein herrührte? Plötzlich sagte er ganz offen:  
      „Wollen Sie wissen, meine Herren, wer — der ,Unheimliche' ist?"  
      Mit größter Ruhe antwortete Rolf wie aus der Pistole geschossen:  
      „Das wissen wir längst, Ho Jung! Sie selber spielen den ,Unheimlichen'!"  
      Unser Gastgeber lachte hell auf.  
      „Deshalb also der Trick mit der Fliege! Ich merkte sofort, daß Sie ein Zauberkunststück anwandten. Nein, meine Herren, mit solchen Mitteln arbeitet der ,Unheimliche' nicht. Sie befinden sich jetzt schon in meiner Gewalt! Lassen Sie Ihre Pistolen stecken! Es würden keinen Zweck mehr haben. Auf Wiedersehen, die Herren!"  
      Ich spürte nur einen kleinen Stich im Oberschenkel, sofort trat bei mir völlige Muskellähmung ein. Ich konnte mich weder bewegen noch sprechen.  
      „So arbeite ich, meine Herren!" lachte Ho Jung. „Ihrem schwarzen Begleiter hat mein Koch, als er ihm das Essen brachte, ebenfalls eine kleine Injektion gegeben. In zwei Stunden verschwindet die Lähmung zwar wieder, aber bis dahin sind Sie nicht mehr in der Stadt."  
      Ein Gongschlag rief den Koch herbei. Beide ergriffen uns und trugen uns fort.  
      Draußen war es inzwischen dunkel geworden. Niemand konnte sehen, wie wir und Pongo, den man anschließend holte, auf Maulesel gesetzt und festgebunden wurden.  
      Die kleine Karawane setzte sich bald in Bewegung und strebte dem Tschan Pai Schan zu, auf dessen Rücken der Drachensee lag. Unsere Gewehre und Rucksäcke waren im Hause Ho Jungs zurückgeblieben. Die Pistolen dagegen hatte man uns wieder gelassen. Wollte man uns damit verhöhnen?  
      Wir waren raffiniert gefesselt. Aufrecht saßen wir im Sattel und machten aus einiger Entfernung nur den Eindruck müder Reiter. Ho Jung und sein Koch begleiteten uns auf Mauleseln.  
      Als wir die ersten Ausläufer des Gebirges erreichten, setzten sich die Maulesel in Trab. Nach zwei Stunden fühlte ich, wie meine Kräfte zurückkehrten, aber die Fesseln verhinderten jede Bewegung.  
      Ich wunderte mich über Rolf, der ein zuversichtliches Wesen zur Schau trug. Hoffte er auf den Professor oder auf die Polizei von Mukden?  
      Ich war überzeugt, daß uns Ho Jung nicht nach dem See. sondern in ein anderes Versteck transportieren würde. Mit Rolf konnte ich mich in deutscher Sprache verständigen. Als Ho Jung hörte, daß wir miteinander sprachen, lachte er uns an, als wolle er uns ausdrücklich seine Einwilligung dazu geben. Sollte Ho Jung etwa der deutschen Sprache mächtig sein? Rolf blickte mich an, als ob er den gleichen Gedanken hätte. Plötzlich sagte mein Freund möglichst laut zu mir:  
      „Hinter uns kommen unsere Kameraden, da werden wir bald frei sein"  
      Ich beobachtete Ho Jung. Nein, er konnte kein Deutsch verstehen, denn er drehte sich nicht um, was er bestimmt getan hätte, wenn er verstanden hätte, was Rolf mir zugerufen hatte.  
      Ruhig sprach er in seiner Muttersprache mit seinem Koch, der auch sein Diener und sein Faktotum zu sein schien, wie er sein Vertrauter war.  
      „Du hoffst auf Professor Kennt?" fragte ich Rolf, jetzt aber möglichst leise.  
      „Nicht so ganz, Hans. Ich besitze aber ein Mittel, das — wie ich hoffe — im Notfall wirken wird. Ich kann jetzt darüber nicht gut sprechen."  
      Ich zerbrach mir den Kopf, was Rolf plante, kam aber nicht dahinter. In dem Augenblick ließ Ho Jung die Karawane halten. Vor uns lag eine Höhle, in die wir hineingetragen wurden. Die Maulesel wurden auch in die Höhle gezogen, im Hintergrunde festgebunden und gefüttert.  
      Ho Jung bestieg sein Tier nach einer Weile wieder, ritt weiter und ließ seinen Koch als Wache bei uns zurück.  
      „Vielleicht fangen ihn die Polizisten ab, wenn er allein zum See reitet," meinte Rolf. „Ich werde mich mal etwas mit dem Koch unterhalten."  
      Ich wußte nicht, was Rolf damit meinte. „Hallo, Ling," begann Rolf, „ich muß dich etwas fragen."  
      Mir fiel sofort auf, daß Rolf wußte, wie der Mann hieß.  
      Der Chinese schüttelte auf Rolfs Annäherungsversuch den Kopf, mein Freund aber ließ sich nicht gleich abschrecken und meinte:  
      „Hör zu, Ling! Wir wissen, wer du bist und haben dir einen Befehl von Margolo, dem "Fürsten der Berge", (siehe die vorangegangenen Bände) zu übermitteln."  
      Obwohl es in der Höhle ziemlich dunkel war, sah ich, wie der Chinese
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