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Rolf Torring 113 - Die Macht der Priester

Rolf Torring 113 - Die Macht der Priester

Titel: Rolf Torring 113 - Die Macht der Priester
Autoren: Hans Warren
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vorn. Ich tat einen Blick in den vor uns liegenden Raum und — erschrak heftig.  
      Vor uns öffnete sich die Tempelhalle. Im Hintergrund stand unser alter Bekannter, der große weiße Elefant. Als ich genauer hinsah, wurde ich mir bewußt, daß es nur ein vorzüglich gearbeitetes Steinbild war. Es hatte die gleiche Form und Gestalt wie die Miniaturausgaben, die man uns gesandt hatte. Die Elfenbeinschnitzer waren zweifellos Künstler in ihrem Fach.  
      Ich war in den Anblick des Elefanten so versunken, daß mich erst ein Rippenstoß des hinter mir gehenden Balling in die Wirklichkeit zurückrief. Zum Donnerwetter! Zum zweiten Male paßte ich nicht auf, sondern ließ die Gedanken wandern! Sollten auch daran die Feuerpriester schuld sein?  
      Rolf stand schon in der Tempelhalle. Ich schlich hinter ihm her. Die Taschenlampen hatten wir nicht ausgeschaltet; die Priester hatten uns ohnedies schon entdeckt. Im Dunkel konnten wir viel leichter überrascht werden, als wenn wir die Lampen brennen ließen.  
      Rolf untersuchte genau die Steinfliesen, ehe er den Fuß daraufsetzte und das Körpergewicht verlagerte. Wir waren in indischen Tempeln schon oft in Fallen gestürzt die sich plötzlich auftaten. Sicher würde es hier ähnliche Geheimnisse geben!  
      Plötzlich stieß Rolf einen unterdrückten Schrei aus und ließ den Schein seiner Lampe auf einen Fuß des weißen Elefanten fallen. Unter dem etwas erhobenen Fuß lag eine Gestalt, ein Mensch. Es sah so aus, als wollte das riesige Tier den Gefesselten im nächsten Augenblick zertreten.  
      Als wir näher zuschauten, erkannten wir in dem Gefesselten — Lord James Hagerstony.  
     
     
     
      3. Kapitel In schwerer Gefahr  
     
      Ich war so erschrocken, daß ich mich sekundenlang nicht zu rühren vermochte. Mir fielen die Spuren im Gang und auf der Treppe ein. Pongo hatte behauptet, daß der Mann, von dem sie herrührten, eine schwere Last getragen hätte. Die Last konnte nur der Lord gewesen sein!  
      Auch er hatte ja so einen kleinen weißen Elefanten wie wir erhalten! Nun hatten ihn die Priester hierher geschleppt. Das mußte sehr schnell gegangen sein, denn der Lord war ja schon abreisefertig, als wir ihn besuchten.  
      Rolf, der wie ich kurze Zeit unbeweglich verharrt hatte, sprang vor, ohne sich im Augenblick um Fallen zu kümmern, und zog den Lord aus der unangenehmen Lage heraus. Kaum war das geschehen, senkte sich der Fuß des Elefanten. Es gab einen dumpfen Ton, als der Fuß des Standbildes auf dem Sockel aufsetzte. Balling schüttelte verwundert den Kopf. Er trat an das Standbild heran und schlug mit dem Pistolengriff gegen den Elefanten. Es klang metallen hart auf: das Tier war also nicht aus Fleisch und Blut!  
      Inzwischen hatte Rolf den Lord untersucht. Er war nicht verletzt, aber ohne Besinnung. Rolf durchschnitt die Fesseln des Lords und schaute sich suchend nach Pongo um. Unser schwarzer Freund war verschwunden.  
      Im Schein unserer Taschenlampen schimmerten die Wände des Tempels, als wären sie aus purem Gold. In gewissen Abständen standen auf den Sockeln und in nischenartigen Vertiefungen weiße Elefanten, viel kleiner jedoch als das Standbild, vor dem wir uns noch immer aufhielten. Sie bestanden nicht aus Elfenbein, sondern waren aus weißem Stein gehauen.  
      Als wir damals in den Tempelraum eindrangen, hatte vor jedem Elefanten ein Feuer gebrannt; heute war alles dunkel. Im Scheine unserer Taschenlampen machte der Raum mit seinen Figuren einen gespenstischen Eindruck.  
      Wo war denn nur Pongo? Ich wagte nicht, ihn zu rufen, um den Priestern nicht unseren augenblicklichen Standort zu verraten — aber vielleicht beobachteten sie unser Tun und Treiben von irgendwoher, ohne daß wir die Gegner entdecken konnten. Fester umspannte ich den Revolvergriff.  
      Alles blieb still. Nichts regte sich in unserer Nähe. Kein Geräusch war zu hören.  
      Der Lord erwachte allmählich aus der Bewusstlosigkeit, richtete sich nach einiger Zeit halb in die Höhe und blickte erstaunt um sich. Er konnte uns nicht sofort erkennen. Erst als ich den Lichtkegel meiner Lampe zunächst auf Rolf, dann auf mich richtete, wußte er, wer außer ihm noch im Raume war, und begrüßte uns herzlich.  
      „Wo — wo sind wir denn, Herr Torring? Und was ist eigentlich geschehen?" wollte er wissen.  
      „Das hätte ich gern von Ihnen erfahren," lächelte Rolf. „Wir sind erst vor wenigen Minuten hier eingetreten, von der Mauer
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