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Heiter weiter

Heiter weiter

Titel: Heiter weiter
Autoren: Maria von Welser
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EINLEITUNG
Es gibt kaum einen größeren Einschnitt im Leben eines Menschen
    Wer behauptet, es sei einfach – der lügt. Wer glaubt, alles rücke sich mit dem Eintritt in das Pensionsalter, in den Ruhestand oder wie ich lieber sage: in das dritte Leben, schon irgendwie von alleine zurecht, der macht sich was vor. Tatsache ist, dass es kaum einen größeren Einschnitt im Leben eines Menschen gibt, als nach 40, 45 Jahren aus dem Job heraus in eine andere Freiheit zu wechseln. Sicher ist aber auch: Die wenigsten Menschen machen sich konkrete Gedanken. Sie organisieren sich nicht und bereiten sich nicht auf diese Jahre vor. Das halte ich für einen Fehler.
    Weil ich selbst, nach 40 Jahren überwiegend als Festangestellte in großen Medienhäusern, vor diesem Schritt stand, schreibe ich dieses Buch. Denn ich wollte nicht »danach« in ein Loch fallen, wie ich es im Kollegen- und Freundeskreis so manches Mal erlebt habe. Vor allem Männer können sich dabei wohl schwer vorstellen, wie das Leben so ist nach der Zeit mit einem funktionierenden Sekretariat, womöglich mit Fahrer und einem großen
Unternehmen im Hintergrund. Allein zu Hause, wo der »Arbeitsplatz« von der Ehefrau schon seit Jahrzehnten erfolgreich besetzt ist …
    Sollten wir Angst haben vor dem Alter? Nein, denn Angst ist kein guter Ratgeber. Dieser dritte Lebensabschnitt kommt unausweichlich. Also heißt es: anpacken, zupacken, nachdenken und handeln. Rechtzeitig, nicht zu spät. Sicher – in dem Augenblick, in dem wir an das Alter denken, ist die Jugend vorbei. Aber deshalb alles durch das halb leere Glas sehen? Ein halb volles hilft da mehr. Für die ganze restliche Zeit.
    In diesem Buch sollen nicht die Segnungen des Alters gepriesen werden. Auch nicht behauptet werden, dass das wahre Leben erst jenseits der 65 beginnt. Das wäre Quatsch. Dieses dritte Leben ist eine enorme Herausforderung. Schließlich haben wir jahrzehntelang etwas ganz anderes geübt: geregelten Alltag, sechs Wochen Jahresurlaub, freie Zeit am Wochenende und Feierabend zu Hause. Und Montag wieder um sechs, sieben Uhr raus aus dem Haus und rein in den Bus, die Bahn und den Job.
    Es wird nicht einfach, diese kommenden Jahre mit Anstand und Würde zu meistern. Selbstbestimmt, denn wir sind ja nicht mehr fremdbestimmt. Klug und zupackend, nicht larmoyant und rückwärts blickend. Mit schlechter Laune und ewigem Nörgeln wird das nichts mit dem dritten Leben. Wer ein wenig bibelfest ist, erinnert sich an die wunderbare Aufforderung »mit seinen Pfunden zu wuchern«. Womit umfassend unsere Begabungen, unsere Talente gemeint sind, aus denen wir etwas machen sollen.

    Auf den folgenden Seiten geht es weniger darum, Ratschläge für den dritten Lebensabschnitt zu geben. Das spielt auch eine Rolle und ist wichtig – gesund ernähren, regelmäßig bewegen und Freundschaften und Beziehungen pflegen. Vor allem und in erster Linie aber will dieses Buch Mut machen, die geschenkten Jahre gut für sich und andere zu nutzen. Immer mit dem Blick auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Aber auch immer mit einem Auge auf die Gesellschaft, in die wir hineingeboren worden sind. Wir haben über 65 Jahre Frieden erleben dürfen. Ein Wirtschaftswachstum ohnegleichen. Jeder konnte als junger Mensch den Beruf ergreifen, den er sich vorstellte, wünschte. Wir haben unglaublich viel geschenkt bekommen. Darum besteht für uns aus meiner Sicht auch die Verpflichtung zur Vita activa, wo doch die meisten von uns so gesund, fit und wirtschaftlich abgesichert diesen dritten Lebensabschnitt erleben dürfen.
    Über acht Millionen Deutsche in Ost und West gehen in den kommenden Jahren in Rente oder haben diesen Schritt schon getan. Jahr für Jahr werden es mehr. 674 000 waren es 2010. Die Hälfte davon ging vor 65 in den Ruhestand. Sie alle müssen weniger Rente in Kauf nehmen. Bis zu 113 Euro im Monat – für den Rest ihres Lebens. Das kann bitter sein, wenn man sowieso schon knapsen muss und nicht ganz freiwillig aus dem Arbeitsprozess ausscheidet. Denjenigen, die sich aus freien Stücken zu diesem Schritt entscheiden, scheint das neu gewonnene Leben ein guter Ausgleich für den finanziellen Verlust zu sein. Vielleicht weil sie diese geschenkten Jahre früher und intensiver nutzen wollen? Ungeachtet des fehlenden Geldes?

    Nie mehr wird wohl eine Rentnergeneration so aus dem Vollen schöpfen können wie die jetzige, der zwischen 1940 und 1955 geborenen Deutschen. Denn noch nie hatten die Menschen so viel Zeit zum
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