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Rolf Torring 113 - Die Macht der Priester

Rolf Torring 113 - Die Macht der Priester

Titel: Rolf Torring 113 - Die Macht der Priester
Autoren: Hans Warren
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Vergeblich suchte ich nach einem Schloß. Vergeblich rüttelte ich an der Tür. Vergeblich versuchten die Kameraden, sie wieder zu öffnen. Sie gab nicht einen Millimeter nach.  
      „Wir sind hereingefallen," meinte Rolf leise. „Die Tür hatten die Priester mit Absicht offen gelassen. Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig als ..."  
      „ ... den Gang nach vorwärts zu durchforschen," ergänzte der Lord Rolfs Rede. „Immer den Kopf oben behalten! Solche kleinen Zwischenfälle können immer mal vorkommen, wenn man ein gefährliches Leben führt."  
      Balling war ganz ruhig geworden. Vielleicht machte er sich im stillen Vorwürfe, daß er uns veranlasst hatte, den Gang zu durchsuchen. Wenn wir keinen Ausgang fanden, waren wir tatsächlich hier gefangen. Und die Priester würden Mittel haben, uns kampfunfähig zu machen, ohne selbst in Gefahr zu kommen. Solche Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich — nachdem wir uns wieder umgewandt hatten — wie vordem den Schluss des Zuges bildete.  
      Noch einmal blickten wir in alle Zellen hinein und untersuchten sie genauer als beim ersten Durchgang, aber jede Zelle hatte nur die eine Tür, die nach dem Gang führte.  
      Ob wir einen Ausgang finden würden? Ich begann schon zu zweifeln. Immer tiefer kamen wir hinab. Meiner Berechnung nach mußten wir uns schon unter dem Wasserspiegel des nahen Flusses befinden.  
      Plötzlich endete der Gang in einem weiten Gewölbe. Wir ließen die Kegel der Taschenlampen an den Wänden umherwandern. Überall dicke Grundmauern, die auf das Alter des Tempels Schlüsse zuließen: der Tempel mit diesem Keller mußte vor sehr langer Zeit erbaut worden sein. So dicke Mauern führte man im letzten und in unserem Jahrhundert nicht mehr auf. Die Wände waren feucht und stellenweise mit Moos bewachsen. Die feuchte, dumpfige Luft im Gewölbe deutete darauf hin, daß Wasser in der Nähe war.  
      Rolf wies auf eine Ecke des Kellers und hob gleichzeitig den Arm. Gespannt lauschten wir. Wir hörten ein leises Plätschern, das aus der Vertiefung einer Kellernische kam. Langsam gingen wir darauf zu und blieben überrascht stehen. Vor uns floß Wasser vorüber: also ein unterirdischer Kanal!  
      „Hier holen die Priester wahrscheinlich das Wasser, das sie brauchen," meinte Rolf. „Sie haben den Kanal angelegt, um den Tempel nicht verlassen zu müssen. Vielleicht gibt es hier einen Ausgang."  
      „Tief wird der Kanal nicht sein," vermutete ich.  
      „Er steht bestimmt mit dem Fluß in Verbindung," mutmaßte Rolf. „Vielleicht können wir ihn durchwaten und so wieder ins Freie kommen."  
      „Haben Sie auch daran gedacht, meine Herren, daß wir im Kanal mit Krokodilen zusammentreffen können?" warf der Lord ein.  
      „Ich glaube kaum, daß sich hier Alligatoren aufhalten." meinte Rolf. „Ich glaube in der Annahme nicht fehl zugehen, daß die Priester hier ihr Trinkwasser holen. Da werden sie auch dafür gesorgt haben, daß das Wasser nicht von Krokodilen verseucht ist "  
      „Außerdem wird der Kanal durch ein Gitter abgeschlossen sein, Rolf, wie wir es schon einmal erlebten. Da wird kein Krokodil durchkommen."  
      „Nach welcher Richtung wollen wir vorstoßen?"  
      „Der Strömung entgegen. Ich nehme an, daß wir dann den Fluß erreichen werden."  
      „Gut! Dann also munter vorwärts!"  
      Wir stellten fest, daß uns das Wasser gerade bis zur Mitte der Oberschenkel reichte. Die Strömung war nicht stark, so daß wir rasch vorwärtskamen. Lord Hagerstony stieg zuerst ins Wasser hinein, wir folgten seinem Beispiel.  
      Die Taschenlampen gaben genügend Licht, so daß wir sehen konnten, daß auch die Wände des Kanals aus dicken Quadern bestanden, die viele Jahrhunderte alt sein mußten. Sie schimmerten grünlich. Der Boden des Kanals war säuberlich mit Platten ausgelegt, das Wasser war klar und durchsichtig, wir konnten bis auf den Grund hinab sehen. Die Decke des Kanaltunnels war niedrig und lief etwa nur zehn Zentimeter über unseren Köpfen entlang.  
      Wir hatten ungefähr hundert Meter watend zurückgelegt, als ich bemerkte, daß das Wasser tiefer wurde. Ich machte die Gefährten darauf aufmerksam. Rolf nickte.  
      „Mir kommt es vor, als ob das Wasser langsam steigt," sagte er.  
      Ich erschrak. Mir fiel ein, daß die Priester — wenn sie es gewesen waren, die die Tür zugeschlagen hatten — genau wußten, wohin wir gelangten und daß es uns gelingen konnte, durch den
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