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Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel

Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel

Titel: Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel
Autoren: Hans Warren
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Mit einem zutiefst befriedigten Lächeln blickte er auf meinen Freund, wandte sich mir zu und nickte. Dabei verzogen sich die schmalen Lippen noch weiter.  
      Es wäre zwecklos gewesen, dem Fanatiker ein gutes Wort zu geben, ihm einen Vorschlag zu machen. Er würde es mir nur als Angst ausgelegt haben. Sicher wollte das Rolf auch nicht.  
      Wenn doch Pongo käme! Vielleicht würde er doch helfen können! Das war mein einziger Gedanke. Weshalb hatte Rolf nur so gedrängt, den Pfad zu wählen, vor dem uns Ghampu so gewarnt hatte! Weshalb hatte ich Rolf nachgegeben und nicht mit aller Energie darauf bestanden, den alten Weg zum Fluß hinabzugehen!  
      Für solche Selbstvorwürfe war es jetzt zu spät. Mit Entsetzen sah ich, daß sich der Block wieder um etwa anderthalb bis zwei Zentimeter gesenkt hatte.  
      Schon konnte ich Rolfs Gesicht nicht mehr sehen, konnte ihm nicht einmal mehr einen Abschiedsblick zuwerfen.  
      Pongo! Wo blieb unser schwarzer Riese? Da durchzuckte mich ein neuer Gedanke, der mir unsere Lage noch trostloser erscheinen ließ.  
      Wenn Pongo wirklich noch kommen sollte, war es für Rolf doch zu spät. Dann würden die Inder, die im Innern des Turmes die Maschinerie bedienten, auf ein Kommando Gurris den Block sofort herabsausen lassen, um Rolf auf jeden Fall zu töten.  
      Höchstens ich konnte noch gerettet werden. Aber was sollte mir das Leben ohne Rolf bieten?! Ich war so mit Rolf verbunden, daß er die Hälfte meines Ichs war.  
      Ich wußte ja, daß er auch nie wieder froh geworden wäre, wenn ich vor ihm gestorben wäre. Ich biss die Zähne zusammen, um nicht laut aufzuschreien.  
      „Leb wohl, Hans!" erklang da dumpf Rolfs Stimme unter dem Steinblock hervor. „Ich werde es bald überstanden haben. Ich hoffe, daß du noch gerettet wirst. Für mich ist es zu spät. Sei nicht traurig. Hans! Unser Leben Seite an Seite war schön!" '  
      „Rolf, lieber Rolf," rief ich, „es kann gar nicht sein! Soll ich mit Gurri unterhandeln?"  
      „Das hat keinen Zweck! Mein Geschick hat sich erfüllt. Mein letzter Augenblick wäre schön, wenn ich wüßte, daß du noch gerettet werden könntest."  
      „Dann will ich auch nicht mehr leben," rief ich bewegt. „Ich habe keine Freude auf der Erde, wenn du nicht da bist. Dann soll Pongo erst kommen, wenn ich auch zermalmt bin. Mag er uns rächen!"  
      Ich blickte mich verzweifelt um, sah aber neben mir nur die reglosen Gesichter der Inder, die mit gierigen Augen das grausame Schauspiel verfolgten.  
      Gurri, der meine Bewegung richtig deutete, lachte wieder schrill auf und rief:  
      „Pongo wird schon kommen, Herr Warren! Meine Leute werden ihn bringen. Ich danke dem Erhabenen, daß er mich erwählt hat, Werkzeug seiner Gnade zu sein, meine Brüder an Ihnen zu rächen."  
      Gurri wandte sich wieder der Steinplatte zu. Ich glaubte wahrnehmen zu können, daß die Platte schon Rolf berührte. Welche schrecklichen Gefühle mußte mein Freund in diesen Minuten ausstehen, wie entsetztlich waren seine Nerven angespannt, ehe ihn — erlösend — das Bewußtsein verließ.  
      Den Tod fürchteten wir beide nicht, aber ihn langsam und unausweichlich auf sich zukommen zu sehen, bedeutet eine Nervenbelastung, eine Qual, die mit Worten nicht wiedergegeben werden kann.  
      „In wenigen Minuten wird Ihr Freund zu stöhnen beginnen," erklärte Gurri mit höhnischer Ruhe. „Lautlos ist noch niemand unter dieser Platte gestorben."  
      Unmerklich senkte sich der Felsblock weiter. Wenn man davorstand, konnte man nicht mehr beurteilen, wie weit er schon auf Rolf lastete.  
      „Passen Sie auf," begann Gurri wieder in seiner höhnischen Art, „Bald wird ..."  
      Weiter kam er nicht mehr. Dicht an meinem Gesicht vorbei zuckte etwas Funkelndes, Blitzendes. Gurri warf schmerzverzerrt aufschreiend beide Arme hoch, drehte sich um seine Achse und stürzte zu Boden.  
      Ich wußte sofort, was geschehen war. Ich hätte den Griff von Pongos mächtigem Haimesser nicht erst zu sehen brauchen, der aus Gurris Hals herausragte. Pongo war also doch erschienen und hatte mit sicherem Wurf dem Leben Gurris ein jähes Ziel gesetzt. Niemand hatte ihn kommen sehen. Niemand hatte etwas von seinem Nahen gehört.  
      Jetzt aber kam Rolf in noch größere Gefahr. Die Erstarrung der Inder würde in wenigen Sekunden gewichen sein. Dann würden sie ihren Leuten im Turm zurufen, den Felsblock sofort völlig herabsausen zu lassen, und
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