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Rolf Torring 073 - Der Würger

Rolf Torring 073 - Der Würger

Titel: Rolf Torring 073 - Der Würger
Autoren: Hans Warren
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konnte ich deutlich die Umrisse der entstandenen Türöffnung sehen.  
      Ein Inder trat heraus. An seinem Hüfttuch hatte er eine brennende Taschenlampe befestigt. Zum Glück dachte er nicht daran, den Schein nach oben zu richten. Er kletterte den Schacht tiefer hinab. Die Tür schloß sich wieder.  
      Gegen den Lichtschein unter mir konnte ich deutlich beobachten, wie Rolf hinter dem Inder her hinabkletterte. Pongo und ich folgten ihm. Wir gaben uns alle Mühe, kein Geräusch zu verursachen.  
      Das gelang uns vollkommen. Der Verfolgte kletterte hinab, ohne ein einziges Mal nach oben zu blicken. Noch zehn Meter ging es hinab. Der Turm mußte eine unheimliche Unterkellerung haben. Er mußte sich unter der Erde genau so tief fortsetzen, wie er über der Erde emporragte.  
      Der Inder war auf dem Grunde des Schachtes angelangt. Hier wandte er sich nach links, tastete an der Mauer umher und öffnete eine schmale Tür. Lange blickte er in die Öffnung hinein, verbeugte sich plötzlich mit gekreuzten Armen und zog den Türflügel wieder zu.  
      Er wandte sich zur rechten Seite, öffnete auch hier eine Tür und rief rauh in englischer Sprache in den Raum hinein:  
      „Kommt heraus!"  
      Sofort erklang das Schluchzen eines Mädchens. Dann kamen zögernd zwei Gestalten aus der Tür heraus. In der rechten Hand des Inders funkelte plötzlich ein drohend erhobener Dolch.  
      Das Mädchen trat auf den Inder zu und hob die gefalteten Hände.  
      „Sollen wir wieder frei sein?" fragte sie schluchzend. „Sind die furchtbaren Tage endlich vorbei? Wir haben doch nichts getan."  
      „Ihr sollt frei sein!" sagte der Inder mit eigenartiger Betonung. „Klettert hinauf! Oben werdet ihr alles erfahren."  
      Ein junger Mann und ein junges Mädchen wurden im Lichtschein deutlich sichtbar. Das mußten die beiden Gesuchten sein. Wenn jetzt der Inder emporblickte und uns sah, würde er sicher schnell versuchen, die beiden jungen Leute zu töten.  
      Ich zog auf jeden Fall die Pistole und richtete sie auf den Inder. Mochte kommen, was kommen wollte! Wenn er gegen die Gefangenen eine einzige drohende Bewegung machte, würde ich schießen.  
      Auf dem Grund war der Schacht bedeutend erweitert. Nur die Wand, an der sich die Steigeisen befanden, fiel senkrecht hinunter. Die anderen Wände liefen schräg auseinander wie ein Trichter.  
      Der Inder stand fast genau unter uns. Er trat zur Seite und deutete auf die Steigeisen. Da wagte Rolf, der die Lage besser überschauen konnte als ich, einen Gewaltstreich.  
      Er sprang hinunter, unmittelbar auf den Inder, der durch die Wucht des überraschenden Anpralls zusammenstürzte. Der Inder brachte keinen Laut mehr heraus, denn im gleichen Augenblick schon schnürte Rolf ihm mit seinen Händen die Kehle zu. Dann schlug er seinen Kopf mit einem kurzen Ruck gegen die Mauer, an der er halb lehnte.  
      Soweit war der Handstreich geglückt. Aber Rolf hatte nicht mit den erschütterten Nerven Maud Nortons gerechnet. Bisher war sie vor Schreck erstarrt gewesen, jetzt, als sie sich aufrichtete, stieß sie einen lauten Schrei aus, in dem die Überreiztheit ebenso zum Ausdruck kam wie die jubelnde Freude.  
      „Ein Europäer! Jackie, wir sind frei, frei, frei!"  
    „ Still!" rief Rolf energisch. „Sie bringen sich und uns in die größte Gefahr! Schon zu spät! Hans, Pongo, jetzt gilt es!"
      Rolf hatte, als die lauten Rufe des Mädchens erklangen, die Lampe des Inders, die immer noch brennend am Gürteltuch hing, ausgeschaltet Ich hatte gleichzeitig emporgeblickt und die Pistole gehoben.  
      Über mir fiel ein viereckiger Lichtschein in den Schacht. Die Tür war geöffnet worden. Ein dunkler Körper beugte sich halb aus der Öffnung heraus. Eine Stimme rief ein paar fragende Worte in einer fremden Sprache hinunter.  
      Da schoß ich. Wir mußten uns freien Weg schaffen. Die Mörder, die unschuldige junge Leute erdrosselt hatten, verdienten keine Schonung. Es hatte ein Verbrechen gegen uns selbst bedeutet, wenn wir nur eine Sekunde gezögert hätten, einen der Bande der vor uns auftauchte und uns im Wege war, sofort niederzuschießen. . .  
      Lautlos knickte der Inder vornüber. Ich kletterte rasch empor, um die Verwirrung der anderen Bandenmitglieder zu nutzen und an die geöffnete Tür zu kommen. Von dort aus hätte ich sie mit Schnellfeuer bedacht.  
      Aber sofort wurde der reglose Körper des Getroffenen zurück gerissen, und die Tür
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