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Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten

Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten

Titel: Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten
Autoren: Hans Warren
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flüsterte mit grimmigem Lächeln:
    „Massers schnell sehen. Auf Lichtung feindliche Wächter. Werden bald fort sein. Rechts und links Pongos."
    Wir knieten neben ihm nieder, denn schon dicht vor dem Gebüsch war ein mäßig großer, freier Platz. Durch die unteren Äste konnten wir auf eine weite Lichtung blicken, ungefähr dreißig Meter im Durchmesser.
    In ihrer Mitte stand eine kleine Gruppe mäßig großer Mimosen, in deren Schatten, an einem kleinen Feuer, es sich sechs Neger bequem gemacht hatten. Das heißt, bequem hatten sie es sich nicht gemacht, vielmehr hatten sie ihre Speere fest gepackt, kauerten sprungbereit und blicken argwöhnisch, mit weit aufgerissenen Augen umher.
    Was hatte unser Pongo doch gesagt? Rechts und links der Lichtung sollten sich „Pongos", also Gorillas befinden? Aufmerksam blickte ich zum rechten Rand der Lichtung hinüber. Aber ich konnte nichts entdecken und wollte mich schon fragend an unseren Pongo wenden, als der Riese einen leisen Laut der Befriedigung ausstieß.
    Und im gleichen Augenblick sah ich es auch, ein Bild, das wohl dem stärksten Mann einen tüchtigen Schauer eingejagt hätte. Aus den untersten Ästen eines mächtigen Baumes, dicht am Rand des Waldes, schwang sich eine furchtbare Gestalt.
    Ein Gorilla von ganz enormer Größe, weit über zwei Meter hoch, dessen Gewicht wohl über sechs Zentner betragen mochte. Kaum auf dem Boden angelangt, hatte er sich hoch aufgerichtet, starrte mit funkelnden, bösen Augen auf die kleine Gruppe der Neger und stieß dann sein furchtbares Angriffsgeschrei aus, indem er gleichzeitig mit den gewaltigen Fäusten seinen mächtigen Brustkorb schlug, daß es wie eine große Trommel klang.
    Wie ein Ungeheuer der Hölle sah er aus, als er jetzt zum Angriff auf die Neger vorging, indem er bei jedem Schritt die entsprechende Schulter ruckartig vorwarf. Nach einigen Metern blieb er wieder stehen, schlug sich wieder an die Brust und stieß nochmals einen furchtbaren Schrei aus.
    Dann wankte er weiter. Mit dem gesträubten Haarschopf, der ihm über die Stirn fiel, der herabgezogenen Unterlippe, wodurch jetzt die furchtbaren Eckzähne zu sehen waren, mit den tiefliegenden Augen war er wahrhaft grauenerregend anzuschauen.
    Die sechs Neger saßen erst bewegungslos, einfach schreckerstarrt, am Feuer. Sie mochten schon vorher das furchtbare Brüllen auf beiden Seiten der Lichtung gehört haben, hatten wohl angstzitternd gehofft, daß dieses entsetzliche Schicksal an ihnen vorbeiginge, und jetzt stand diese Ausgeburt einer Hölle vor ihnen und drohte mit schrecklicher Vernichtung.
    Und erst, als das Ungeheuer jetzt wieder stehen blieb und den dritten Schrei ausstieß, gewannen ihre erstarrten Körper Leben. Mit schrillen Angstschreien sprangen sie auf und flüchteten zur linken Seite der Lichtung. Fast hätte ich aufgelacht, so gewaltige, verzweifelte Sprünge machten sie in ihrer Angst.
    Doch im gleichen Augenblick mußte ich an meinen alten Lateinprofessor an dem Königstädtischen Gymnasium zu Berlin denken. Fünfzigmal mußte ich einst wegen Unaufmerksamkeit den Satz abschreiben:
    „Incidit in Scyllam, qui vult vitare Charybdim." (Der Skylla fällt zum Opfer, wer die Charybdis vermeiden will.) Das waren in der alten Sage zwei Meerungeheuer, die in der Meerenge von Sizilien hausten. Wenn Schiffer die eine vermeiden wollten, fielen sie der anderen, noch schrecklicheren zum Opfer. Bei uns hat man dafür das Sprichwort »Vom Regen in die Traufe kommen".
    An den sechs Negern erfüllte sich dies Wort buchstäblich. Denn sie waren vom linken Rand der Lichtung nur noch drei bis vier Meter entfernt, als sich dort ebenfalls eine furchtbare Gestalt von einem Baum herunterschwang.
    Es war der zweite Gorilla, den wir gehört hatten, fast ebenso hoch wie der auf der rechten Seite, aber vielleicht noch breiter. Die Färbung seiner Haare war tiefschwarz, und er machte einen noch unheimlicheren, gespenstischeren Eindruck.
    Nur einmal stieß er sein furchtbares Gebrüll aus, machte dann einen kurzen Satz und schlug den ersten Neger, der nicht mehr rechtzeitig hatte Halt machen können, mit einem Schlag seines gewaltigen Armes nieder.
    Das Opfer stieß keinen Laut aus, aber der Schlag selbst klang, als hätte man einen großen Tontopf in Scherben geschlagen. Und im nächsten Augenblick warf sich das Ungeheuer weiter vor, schlug wieder zu und riß dem zweiten Neger den Brustkorb auf.
    Mit furchtbarem Schrei brach der Schwarze zusammen, und jetzt erst erholten sich
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