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Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten

Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten

Titel: Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten
Autoren: Hans Warren
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einen Baum gerannt. Der Pfad macht hier einen Knick. Aha, ich fühle schon, es geht hier links entlang. Vorwärts, wir müssen Pongo wieder einholen."
    Mir war es egal, als er jetzt ein unheimlich schnelles Tempo einschlug. Unheimlich insofern, als er ja gar nichts sehen konnte, sich nur mit der Hand am Rand des Pfades entlangtasten konnte. Und das hieß in der Schnelligkeit, daß er sich unbedingt Haut und Fleisch durch die Dornen aufreißen mußte.
    Und wenn der Pfad wieder eine Biegung machte, mußte er wiederum an einen Baum oder vielleicht gar in ein Dornengebüsch laufen.
    Doch er hatte Glück. Der Pfad lief fast ganz gerade, abgesehen von einigen Biegungen, die aber so sanft waren, daß wir sie kaum merkten. Aber den schwarzen Riesen holten wir nicht ein, obgleich wir jetzt schon an zehn Minuten in diesem atemraubenden Tempo dahinstürmten.
    So gut es mir möglich war, suchte ich auch nach hinten zu lauschen, ob ich nichts von den mir folgenden Negern hörte. Doch ihre nackten Füße wurden wohl durch das Geräusch unserer Stiefel übertönt, obwohl der Boden sehr weich war.
    Wieder wurde es heller vor uns. Wir näherten uns also einer neuen Lichtung, und dort würde Pongo uns ja erwarten. Rolf erhöhte noch sein Tempo, und bald stürmten wir aus dem Dunkel des Waldes auf die helle, mondbeschienene Fläche hinaus.
    Doch von Pongo war nichts zu sehen. Ganz verblüfft blieben wir stehen, und Rolf flüsterte:
    „Nanu, was soll das bedeuten? Sollte Pongo gar nicht auf uns gewartet haben? Das sähe ihm doch wirklich nicht ähnlich."
    „Rolf," stieß ich erschreckt hervor, „vielleicht ist er schon auf dieser Lichtung von den unheimlichen Zwergen getötet und fortgeschleppt worden?"
    Unwillkürlich blickte ich dabei wieder ringsum, als könnten jeden Augenblick die Zwergneger auftauchen und uns mit ihren todbringenden Pfeilen überschütten. Doch Rolf meinte:
    „Ausgeschlossen, so lautlos kann niemand unseren Pongo überwältigen. Es kann höchstens sein, daß er vorausgelaufen ist, um zu sehen, ob der Weg vor uns sicher ist. Wir wollen ruhig über die Lichtung gehen, vielleicht finden wir selbst die Fortsetzung des Pfades."
    Rolfs Vorschlag war unbedingt der beste, und so folgte ich ihm ohne Zögern. Einmal — wir hatten beinahe schon den gegenüberliegenden Waldrand erreicht
    _ zuckte ich aber doch zusammen, riß schnell meine
    Pistole heraus und schnellte herum. Ich glaubte ein Geräusch im Wald gehört zu haben, wie das Brechen von einem Ast.
    Aber da sagte Rolf schon:
    „Komm, Hans, es werden Pongos Leute sein. Hier habe ich den Weg gefunden, wir wollen langsam weitergehen. Sicher werden wir dann bald auf den zurückkommenden Pongo stoßen."
    Leise schritten wir in die Dunkelheit hinein. Nichts um uns regte sich mehr, die nächtliche Tierwelt spürte wohl auch schon den nahenden Morgen und hatte sich in die Schlupfwinkel zurückgezogen.
    Immer tiefer gingen wir in den Urwald hinein, aber immer noch nicht wollte sich der schwarze Riese zeigen. Es wurde mir direkt unheimlich zumute. Was sollte das nur bedeuten?
    Schon eine Stunde waren wir tastend vorgeschritten, da wurde es hell. Wir befanden uns wirklich im tiefsten Urwald, so wild, wie ich ihn selten gesehen hatte. Jetzt konnten wir deutlich sehen, daß unser Weg von Menschenhand geschaffen war, also nur von den Ifis, den unheimlichen Zwergnegern. Rolf blieb stehen, musterte genau den Boden und rief plötzlich aus:
    „Hans, unser Pongo ist nicht hier entlang gegangen. Seine Spur hätte sich sonst in der weichen Erde abdrücken müssen. Ich habe einen falschen Pfad eingeschlagen, als ich gegen den Baum geprallt war. Herrgott, jetzt haben wir uns verirrt."
    Ich starrte ihn nur groß an, bis mir endlich die ganze Furchtbarkeit unserer Lage so recht zum Bewußtsein kam. Endlich stieß ich hervor:
    „Dann schnell zurück, wir werden ihn schon wieder treffen."
    „Gut," nickte Rolf, „aber wir wollen unsere Büchsen in die Hand nehmen. Vielleicht wirken sie abschreckender, wenn wir wirklich mit den Zwergnegern zusammenstoßen sollten."
    Er ging an mir vorbei, und in schnellstem Tempo liefen wir den Pfad zurück. Immer in der Hoffnung, daß jeden Augenblick unser Pongo auftauchen würde.
    Unsere Hoffnung sollte aber nicht so bald in Erfüllung gehen. Erst zeigte uns der Urwald des Kongos noch einmal seine ganzen Schrecken. Diese Abenteuer habe ich im nächsten Band beschrieben:

    Band 37: „Ein unheimliches Volk."
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