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Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten

Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten

Titel: Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten
Autoren: Hans Warren
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sollen. Damit kann man sich gut und vor allen Dingen geräuschlos verteidigen. Ah, die beiden Gorillas scheinen sich einander zu nähern. Was mag da nur los sein?"
    Wir konnten deutlich das Gebrüll jedes Gorillas unterscheiden, denn der eine, wohl ein ganz altes Exemplar, brüllte tiefer als der andere. Anfangs waren diese verschiedenen schrecklichen Laute wenigstens fünfzig Meter voneinander entfernt erklungen, jetzt aber hörten wir ganz deutlich, daß sich die beiden Urwaldriesen einander schnell näherten.
    Wir hatten unsere Eile nicht verringert. Pongo mußte also wohl glauben, an den beiden Bestien vorbeizukommen. Er kannte ja auch den Pfad genau, also konnten und mußten wir uns auf ihn verlassen.
    Während ich noch überlegte, was die beiden Gorillas wohl haben könnten, sagte Rolf weiter:
    „Mir scheint es wirklich, als verfolge jeder von ihnen irgendeinen Feind; vielleicht sind feindliche Späher vor uns, die das Unglück hatten, den Zorn der Bestien zu erregen. Das wäre ja für uns sogar ein Vorteil."
    „Allerdings, nur kann es auch leicht sein, daß die Späher entfliehen und wir nachher das Vergnügen haben, mit den beiden wütenden Gorillas zusammenzustoßen."
    „Natürlich, das kann auch sein," gab Rolf ruhig zu, „dann müssen wir sie allerdings abschießen, so leid es mir täte."
    „Und das kann dann wieder unter Umständen Mißhelligkeiten mit der belgischen Regierung nach sich ziehen," lachte ich, „denn der Abschuß von Gorillas ist ja strikt verboten, was ich auch sehr richtig finde. Und jetzt hat der belgische Leutnant schon zwei Felle mitgenommen. Ich habe so das Gefühl, als bekämen wir noch große Unannehmlichkeiten durch die notgedrungene Erlegung dieser beiden Affen. Und wenn jetzt noch zwei hinzukommen sollten, dann wird es natürlich noch schlimmer."
    „Nun, dann müßten sie uns erst hier in den Wäldern finden," lachte Rolf, „das wird ihnen aber nicht so leicht fallen. Ah, jetzt scheinen die Späher — denn ich vermute ganz bestimmt, daß es sich um solche gehandelt hat — den Gorillas doch entkommen zu sein."
    Die beiden Ungeheuer waren tatsächlich verstummt, und jetzt wirkte diese plötzliche Ruhe direkt unheimlich. Unser schneller Marsch ging unaufhaltsam weiter, immer schwerer taten die Beine ihren Dienst, immer mühsamer wurde den überanstrengten Lungen das Atmen.
    Und dazu kam jetzt die ungeheure Spannung, ob wir wirklich mit den beiden Bestien, die ihre Nähe durch das furchtbare Brüllen angezeigt hatten, zusammentreffen würden.
    Auf ungefähr einen halben Kilometer hatte ich die Entfernung zwischen uns geschätzt, als ihre schreckenerregenden Stimmen zum ersten Male laut wurden. Inzwischen waren ungefähr zehn Minuten verstrichen, und wir mußten uns jetzt in ihrer Nähe befinden.
    Der Unterführer Ugo, der dicht vor mir lief, wich plötzlich zur Seite, und an ihm vorbei drängte sich Kubang, der Neffe Pongos, der zuerst an der Spitze des Zuges gegangen war. Er war außer Pongo der einzige, der sich mit uns im Pidgin-Englisch verständigen konnte.
    „Pongo Massers sagen," begann er, „gleich Lichtung kommen. Dort vorsichtig sein, dort viel Pongos."
    „Gut," nickte Rolf, „wir werden aufpassen."
    Der junge Neger verschwand wieder schnell nach vorn. Er war ja zum Schutz Aikas, der Mutter Pongos, notwendig. Wieder ging es einige Minuten vorwärts, da blieb Ugo plötzlich dicht vor uns stehen.
    Der Pfad führte hier eine ziemlich lange Strecke geradeaus, und so konnten wir sehen, daß auch die anderen Neger still standen. Unser ganzer Zug hatte also Halt gemacht; sicher war irgendein Hindernis aufgetreten, das Pongo das weitere Vorgehen verbot.
    Durch die lange Reihe der Neger ging plötzlich eine Bewegung. Irgendein Befehl Pongos lief durch die Kette; denn Männer und Frauen wandten nacheinander die Köpfe und riefen dem jeweiligen Hintermann etwas zu. Und endlich drehte sich Ugo um und machte Rolf und mir die unverkennbaren Zeichen, daß wir nach vorn kommen sollten.
    Schnell drängten wir uns an allen Negern, die bereitwillig Platz machten, vorbei. Unsere Pistolen hielten wir dabei schußbereit, denn es konnte leicht sein, daß Pongo die Nähe der Gorillas bemerkt und deshalb Halt gemacht hatte.
    Endlich kamen wir an Kubang, Aika und Mtoro vorbei und standen jetzt hinter Pongo. der sich an einem mächtigen Gebüsch niedergekauert hatte und aufmerksam zwischen den Ästen hindurchspähte.
    So leise wir auch auftraten, hörte er uns doch, wandle den Kopf und
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