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Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten

Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten

Titel: Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten
Autoren: Hans Warren
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Richtung.
    Dort mußte sich also auch ein Pfad befinden, und wirklich stießen wir, um ein großes Gebüsch biegend, auf einen schmalen, ziemlich freien Weg.

    2. Kapitel
    Ein furchtbares Schauspiel.

    Wir wußten, daß wir ungefähr sechs Stunden bis zum Dorf Sankuris brauchten. Dann würden wir kurz vor Sonnenuntergang ankommen, und ein Angriff im Dunkel mußte uns Erfolg bringen. Denn die wenigen Wächter, die Sankuri natürlich zurückgelassen hatte, konnten wenig gegen uns ausrichten.
    Während wir schnell dahinschritten, dachte ich darüber nach, daß wir uns unter Umständen in mißliche Lage bringen konnten. Was gingen eigentlich uns als Europäer die Streitigkeiten der Neger an? Die Belgier konnten uns vielleicht den Vorwurf machen, daß wir als Deutsche diese Unruhen unterstützt, wenn nicht gar angezettelt hätten.
    Denn sie würden kaum glauben, daß wir unseren Pongo als wahren Freund betrachteten. Sie sahen ja auch in ihm nur einen tiefer stehenden Neger, ohne seine wunderbaren Eigenschaften zu kennen.
    Ich betrachtete in diesen Gedanken Pongo, der vor uns schritt, und freute mich über die elastischen und doch kräftigen Bewegungen seines herrlichen Riesenkörpers. Sein Leopardenfell hatte er abgelegt, es war im Dorf verbrannt. So schade es auch darum war, so klug war es doch von Pongo, diesen auffälligen Schmuck nicht zu tragen.
    Jetzt war er nur mit einem weißen Hüfttuch bekleidet, wie es dem Klima und der Sitte des Landes entsprach. Meine Gedanken, die sich zuletzt ausschließlich um ihn gedreht hatten, erlitten eine plötzliche Unterbrechung, als der Riese plötzlich seinen rechten Arm hochwarf und im nächsten Augenblick sein schwerer Speer ins nächste Gebüsch rechter Seite sauste.
    Ein gurgelndes Aufstöhnen folgte dem Wurf, ein kurzes, krampfhaftes Schlagen, dann drang Pongo zwischen die Zweige, kam sofort mit seinem Speer zurück und sagte ruhig:
    „Feindlicher Wächter. Jetzt gut sein. Pongo seine Augen sehen."
    Das war wieder ein Beweis seiner wunderbar entwickelten Sinne, wer hätte wohl inmitten eines Urwaldgebüsches ein Paar menschliche Augen entdeckt? Und wer hätte wohl so blitzschnell einen Speer werfen können, der den Feind tötete, ohne daß er einen Schrei ausstoßen konnte?
    So sehr wir durch diese Fähigkeiten Pongos beruhigt waren, so stimmte anderseits doch die Tatsache, daß selbst hier ein Späher versteckt war, nachdenklich. Sankuri mußte ihn schon postiert haben, ehe er den Angriff aufs Dorf begann. Denn sonst hätte der Mann noch nicht hier sein können.
    Aber es war leicht möglich, daß er diese Maßnahmen getroffen hatte, da er Pongo ja kannte und annehmen konnte, daß dem Riesen die Flucht aus dem belagerten Dorf gelingen würde.
    Und dieser Posten auf dem Weg zum Nachbardorf ließ weiter die Mutmaßung zu, daß Sankuri genügend viel Wächter zurückgelassen hatte, um einen Überfall Widerstand leisten zu können.
    Der schwarze Riese ging ruhig weiter, aber jetzt drehte er fortwährend den Kopf nach beiden Seiten. Er hatte wohl dasselbe Gefühl wie ich, daß noch mehr Posten auf dem Weg hier verteilt sein könnten. Und wenn einer uns entdeckte, dann würde diese Nachricht durch Rufe weitergegeben werden, bis Sankuri sie wußte, der dann natürlich sofort zu seinem Dorf eilen würde.
    Pongo ging plötzlich langsamer, wie in Gedanken. Dann blieb er stehen und blickte auf ein mächtiges Gebüsch zur linken Seite des Pfades. Da hörte ich hinter mir einen schwachen Ruf, der wie erschreckt klang, drehte mich schnell um und sah, daß Pongos Mutter Aika dieses Gebüsch mit großen Augen, in denen Schrecken zu lesen war, anstarrte.
    Während ich schnell überlegte, was für Gefahren wohl dahinter lauern könnten, sagte Pongo leise zu uns:
    „Massers, hier Pfad abgehen, direkt auf Dorf Sankuris zu. Aber sehr gefährlich, hier viel Pongos. Weg aber kürzer und keine Posten, niemand wagen hier zu lauern. Massers hinten gehen wollen?"
    Das war allerdings eine kleine Zwickmühle, in die wir da geraten waren. Natürlich war es für unseren Zweck viel besser, diesen Pfad zu benutzen, wenn er kürzer und unbewacht war.
    Aber daß er durch ein Gebiet führte, in dem sich viele Gorillas befanden, war nicht gerade angenehm. Unwillkürlich faßte ich an meinen Hinterkopf, auf den ich erst vor wenigen Tagen den Schlag eines dieser Riesenaffen bekommen hatte.
    Und gerade den Schluß eines langen Zuges zu bilden, war noch unangenehmer. Wenn ein Gorilla mit seiner Familie nur in der
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