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Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten

Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten

Titel: Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten
Autoren: Hans Warren
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Nähe war, würde er doch das Geräusch der vielen Füße hören, und wenn er dann die Störenfriede verjagen wollte, würde er wohl sicher uns erwischen.
    Doch Rolf lachte nur und sagte:
    „Natürlich nehmen wir diesen Pfad. Alle Gorillas werden ja nicht so angriffslustig sein wie die beiden, die wir töten mußten. Vorwärts, Pongo, wir werden den Schluß machen!"
    Der Riese nickte nur und wandte sich dann an seine Leute. Aber schon bei seinen ersten Worten zeigten die Männer ziemlich bedenkliche Mienen, während die Frauen und Kinder sichtlich zusammenschreckten. Alle wußten also, daß dieser Teil des Waldes von den furchtbaren Ungeheuern beherrscht wurde.
    Aber Pongo wurde sehr energisch, und jetzt traten die Männer, die sich zur Hälfte hinter uns, zur Hälfte am Schluß des Zuges gehalten hatten, so zwischen die Frauen und Kinder, daß sie diese bei einem eventuellen Angriff durch die Urwaldriesen beschützen konnten.
    Wir waren zur Seite getreten, und jetzt hob Pongo seinen Arm, rief noch ein kurzes Kommando und verschwand dann hinter dem Gebüsch. Seine Leute folgten ihm, aber ich las auf jedem Gesicht Besorgnis oder Furcht.
    Endlich schritt Ugo, der Unterführer, als letzter vor uns in das Dickicht hinein, und wir folgten ihm auf dem Fuß. Hinter dem mächtigen Gebüsch befand sich ein ganz schmaler Pfad, der aber nicht von Menschenhand, sondern von irgendeinem Großwild gebrochen zu sein schien. Auch schien er lange nicht begangen zu sein, denn Zweige und Dornranken, die oft abgeschnitten am Boden lagen, bewiesen, daß Pongo diese Hindernisse mit seinem Haimesser aus dem Wege räumen mußte.
    Sehr wohl war mir wirklich nicht auf diesem Weg. Immer wieder mußte ich an den furchtbaren Schlag denken, den mir auf unserer Flucht vor den belgischen Soldaten, ein Gorilla versetzt hatte. (Siehe Band 33.)
    Rolf ging hinter mir, das war wenigstens eine gewisse Beruhigung für mich persönlich, dafür aber hatte ich jetzt Unruhe um meinen Freund. Wenn ihn unversehens einer der Riesenaffen angriff, konnte ich ihm kaum schnell genug zu Hilfe kommen.
    Pongo mußte trotz der Hindernisse sehr schnell ausschreiten, denn es war fast Trab, in dem wir diesen düsteren Pfad entlangliefen. Die Luft war heiß und feucht, sie legte sich schwer auf die Lungen, und bald war ich völlig in Schweiß gebadet.
    Zu der körperlichen Anstrengung kam nun noch das ständige Aufpassen, die immerwährende Spannung, ob plötzlich aus dem Dickicht ein solches furchtbares Ungeheuer auftauchen würde.
    Der Wald wurde immer dichter und undurchdringlicher. Ohne diesen Pfad hätten wir nur mit äußerster Anstrengung, unter fortwährendem Gebrauch der Messer vordringen können. Und bald sollte es sich auch zeigen, daß wir im Gebiet der schrecklichen Waldkönige waren.
    Weit entfernt, aber doch schrecklich anzuhören, erscholl plötzlich der Schrei eines Gorillas, dieses grauenhafte Brüllen, das man den furchtbarsten Laut in den afrikanischen Urwäldern nennen kann. Erst ein scharfes Bellen, dann ein tiefes, rollendes Dröhnen, das sich wie entfernter Donner anhört.
    Der Laut war schräg vor uns erklungen, vielleicht einige hundert Meter entfernt. Und es blieb nicht bei diesem einen Brüllen, es wiederholte sich in schneller Reihenfolge.
    Das war ein bestimmtes Zeichen, daß der Gorilla irgendeinen Feind erspäht hatte und auf ihn zustürzte. Plötzlich mischte sich das Brüllen eines zweiten Gorillas dazwischen, auch immer in kurzen Intervallen. Sollten sich diese beiden Riesen bekämpfen? Das wäre ein Schauspiel, wie es wohl selten ein Mensch gesehen hat.
    In mir erwachte der Naturforscher, ich vergaß die drohenden Gefahren für uns, wandte mich um und sagte zu Rolf:
    „Wollen wir nicht schnell hinlaufen? Ich möchte gern den Kampf zwischen diesen Bestien sehen."
    „Ich glaube nicht, daß sie miteinander kämpfen," sagte Rolf nachdenklich, „dem Klang der Schreie nach zu urteilen, befinden sie sich ziemlich weit auseinander. Und ich fürchte, daß dieser Pfad hier ungefähr dorthin läuft. Dann müssen wir uns doch vielleicht auf sehr unangenehme Überraschungen gefaßt machen."
    „Das wäre ja sehr nett," gab ich trocken zurück, „denn wir dürfen doch unsere Schußwaffen nur im äußersten Notfall gebrauchen. Und mit dem Messer möchte ich nicht mit solchem Burschen anbinden, das überlasse ich lieber unserem Pongo, der es uns ja schon vorgemacht hat."
    „Ja," gab Rolf zu, „wir hätten uns aus Pongos Dorf ruhig Speere mitnehmen
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