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Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten

Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten

Titel: Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten
Autoren: Hans Warren
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hohes Gebüsch noch emporragte. Dieser Gorilla mußte ganz enorm groß sein. Er hatte seine tiefliegenden Augen direkt auf das Gebüsch gerichtet, hinter dem wir kauerten, mußte also unsere Anwesenheit mit seinen feinen Sinnen bemerkt haben.
    Und sicher wollte er uns hinterlistig überfallen, wenn wir über die Lichtung gegangen wären. Es waren jetzt spannende Augenblicke. Würde der furchtbare Riese uns angreifen, würde er warten oder sich ins Dickicht zurückziehen, wenn wir uns weiterhin ruhig verhielten?
    Auf jeden Fall nahm ich meine Büchse schußbereit zur Hand, denn auf die Speere unserer Begleiter mochte ich mich doch nicht so recht verlassen. Ungefähr fünf Minuten verstrichen, und immer noch starrte das Ungeheuer bewegungslos zu uns hinüber.
    Ich wurde schon ungeduldig, als Pongo sich an Kubang wandte und mit ihm flüsterte. Der junge Neger nickte, erhob sich langsam, spähte umher und brachte die beiden Speere, die den feindlichen Negern entfallen waren, als Pongo sie niederschlug. Pongo nahm beide Speere in die linke Hand, nachdem er sie genau geprüft hatte.
    Dann gab er Kubang einen Wink, und der tapfere, junge Neger verließ ruhig unser Versteck und ging auf die Lichtung hinaus. Beinahe hätte ich einen Warnungsruf ausgestoßen, denn er ging ja dicht am Rand des Waldes entlang, mußte also direkt an dem lauernden Ungeheuer vorbei.
    Doch Pongo, der meine heftige Bewegung bemerkt hatte flüsterte sofort:
    „Masser ruhig sein, Kubang gut machen. Pongo aufpassen."
    Jetzt begriff ich erst, daß er den Gorilla durch seinen Neffen zum Angriff verleiten wollte, um dann selbst eingreifen zu können. Es war ein kühner, ja verwegener Plan, aber der schwarze Riese würde kaum leichtsinnig seinen Neffen in schwere Gefahr schicken. Umsonst hatte er sich bestimmt nicht die beiden Reservespeere geben lassen.
    Er richtete sich jetzt halb auf und hob den rechten Arm mit seinem eigenen Speer. Kubang war inzwischen ungefähr fünfzehn Meter auf die Lichtung hinausgeschritten und befand sich jetzt direkt vor dem lauernden Gorilla. Vom Gebüsch, in dem der Unhold lauerte, war er höchstens anderthalb Meter entfernt.
    Und im nächsten Augenblick verschwand der Kopf des Riesenaffen, eine rasche Bewegung im Gebüsch folgte, und plötzlich stand der weit über zwei Meter hohe Gorilla auf der Lichtung, stieß sein grauenhaftes Brüllen aus und stürzte auf Kubang zu.
    Der junge Neger sprang mit gewaltigem Satz blitzschnell aus dem Bereich der riesigen Arme, die sich nach ihm ausstreckten. Und im gleichen Augenblick hatte sich Pongo erhoben, trat jetzt schnell auf die Lichtung hinaus und warf den schweren Speer auf den furchtbaren Gegner.
    Im selben Augenblick machte der Gorilla eine schnelle Bewegung, und so durchbohrte das Eisen nur seinen linken Oberarm. Wie ein Teufel fuhr der riesige Affe brüllend herum, packte mit der rechten den Speer und knickte ihn wie einen Strohhalm entzwei.
    Dann erblickte er Pongo und schritt brüllend zum Angriff vor. Pongo ließ ihn ruhig bis auf ungefähr zehn Meter herankommen. Er hatte schon einen neuen Speer mit der Rechten erhoben, jetzt warf er die scharfe Waffe, sich dabei mit dem ganzen Oberkörper vorwerfend, und der Speer flog mit ungeheurer Wucht auf den anstürmenden Gorilla zu.
    Sicher wäre die Bestie tödlich getroffen worden, aber ein kurzes Stolpern des Riesenkörpers, hervorgerufen durch irgendeine Unebenheit des Bodens, ließ die Waffe ihr Ziel verfehlen. Anstatt das Herz zu durchbohren, fuhr das scharfe Eisen durch die linke Schulter.
    Wieder zerbrach der Gorilla aufbrüllend den Speer und kam mit erhöhter Wut auf Pongo zu. So schwer seine Wunde auch sein mochte, diesem Riesenkörper schien sie gar nichts auszumachen.
    Jetzt war unser Pongo allerdings in einer sehr bedenklichen Lage. Nur einen Speer hatte er noch; wenn er damit nicht tödlich traf, mußte er den Kampf mit seinem Haimesser weiterführen — falls wir nicht eingriffen.
    Doch gerade, als ich das dachte, griff schon Kubang, auf den ich gar nicht weiter geachtet hatte, ein. Er schnellte plötzlich hinter dem Gorilla her, der sich jetzt nur noch fünf Meter von Pongo befand, fällte seinen Speer und rannte ihn in die linke Rückenseite der Bestie.
    Im nächsten Augenblick flog er auch schon in gewaltigem Schwung in die Büsche am Waldsaum, denn so schnell hatte sich der Gorilla herumgedreht, daß er mit dem aus seinem Körper herausragenden Speerende den jungen Neger fortgeschleudert hatte.
    Jetzt stürzte
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