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Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten

Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten

Titel: Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten
Autoren: Hans Warren
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war.
    Dicht neben uns erklang plötzlich ein lauter, erschreckter Ruf, der anscheinend von einem versteckten Posten stammte, denn dieser Ruf pflanzte sich immer tiefer in den Wald hinein fort, bis er endlich verschwamm. Sankuri würde also bald wissen, was seinem Dorf widerfahren war.
    Rolf sprang sofort ins nächste Dickicht, ich folgte ihm schnell, aber meine Hilfe war nicht mehr notwendig. Der Kolben seiner schweren Pistole hatte schon seine Schuldigkeit getan und den Posten, einen kräftigen Neger, betäubt.
    Wir schleppten ihn auf die Lichtung. Pongo trat uns schon mit seinem Gefangenen entgegen und sagte mit triumphierendem Lachen:
    „Pongo jetzt Herr von Sankuris Dorf. Das hier Londa, sein Sohn. Massers jetzt mit in Dorf kommen, Sankuri in fünf Stunden hier."
    Das konnten wir allerdings erwarten, und vielleicht kam es wieder zu einem Nachtkampf. Die Hauptsorge für mich war das leichte Maschinengewehr, das die feindlichen Neger so erfolgreich beim Sturm auf Pongos Dorf angewandt hatten.
    Ich sprach meine Befürchtung aus, Pongo überlegte einige Augenblicke und sagte dann:
    „Sankuri nicht angreifen, wenn Londa mein Gefangener. Aber Pongo Maschinengewehr den Feinden fortnehmen. Wenn dunkel, Pongo in Wald gehen."
    Das sah ihm allerdings so recht ähnlich. Und ich war jetzt schon überzeugt, daß ihm sein kühner Plan gelingen würde. Sehr gern hätte ich ja mit ihm zusammen den Feinden aufgelauert, aber darin war ich nicht so geübt, und die Angelegenheit war für fragliche Experimente doch zu ernst.
    Wir gingen jetzt ins Dorf, das in seiner ganzen Bauart dem zerstörten unseres schwarzen Freundes fast gleich war. Pongo übergab seinen Gefangenen dem tüchtigen Ugo, der den jungen Neger sofort am heiligen Baum in der Mitte des Dorfes anband und zwei Mann als Posten vor ihn stellte.
    Alle Wächter des Dorfes, zwölf an der Zahl, hatten sich zur Wehr gesetzt und waren getötet worden. Aber auch von Pongos Leuten waren drei gefallen. Während die Leichen der Feinde auf die Lichtung hinausgetragen wurden, bestatteten Pongos Leute ihre Toten neben dem heiligen Baum.
    Pongo erteilte jetzt Befehle, und seine Leute brachten aus dem nahen Wald große Mengen trockener Äste, die sie ringsum dicht an der Dornenhecke aufschichteten. Auch außerhalb der Umzäunung wurden — in genügender Entfernung von der leicht brennbaren Dornenhecke — Scheiterhaufen aufgeschichtet, die bei einem Angriff Sankuris Licht geben sollten.
    Es war nur notwendig, von innen Feuerbrände hinauszuschleudern und die aufflammenden Reisighaufen durch Nachwerfen trockener Äste am Brennen zu halten.
    Dann konnte sich kein Feind unbemerkt heranschleichen, zumal wir noch viele Gucklöcher entdeckten, die sehr geschickt angebracht waren. Im Dorf war genügend gedörrtes Antilopenfleisch vorhanden, so daß wir ein kräftiges Abendmahl einnehmen konnten.
    Die Nacht war inzwischen hereingebrochen, aber wir hatten noch einige Stunden Zeit, ehe Sankuri erscheinen konnte. Die zurückgebliebenen Dorfbewohner, Greise, Frauen und Kinder, waren zusammen in einige Hütten gesperrt worden und wurden von den Frauen aus Pongos Dorf bewacht. Die Amazonen hatten sich mit Speeren bewaffnet. So konnten die Männer sich alle an der Verteidigung des Dorfes beteiligen — wenn Sankuri überhaupt anzugreifen wagte.
    Pongo führte uns nach dem Essen zum größten Zelt und erklärte, daß es Sankuris sei, daß wir es aber für uns nehmen sollten. Wir hätten noch Zeit, einige Stunden zu schlafen. Auch brauchten wir uns ja nicht am Kampf zu beteiligen.
    Wir betraten das reich mit Fellen geschmückte Zelt. Im Schein des harzreichen Feuerbrandes, den Pongo mitgenommen hatte, entdeckten wir in einer Ecke eine große Kiste aus Hartholz. Das war so eigenartig, daß wir beschlossen, uns den Inhalt zu betrachten.
    Wir waren aber wirklich sehr überrascht, als wir nach dem Aufheben des Deckels — belgische Karabiner nebst Munition entdeckten. Wohl hatten einige von Pongos Leuten auch Pistolen oder Gewehre gehabt, aber doch in verschwindender Zahl gegenüber den Schützen des feindlichen Stammes.
    Jetzt stieß Pongo einen leisen Freudenschrei aus und sagte:
    „Oh, sehr gut sein. Pongos Leute auch schießen."
    Und sofort organisierte er aus dem Zelt eine Waffenkammer, in die auf seinen Ruf jeder Neger treten mußte, um einen Karabiner und dreißig Patronen in Empfang zu nehmen.
    Für Pongo war dieser Fund und die Bewaffnung seiner Leute natürlich sehr wichtig und erfreulich, aber
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