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Rolf Torring 024 - Am Fudschijama

Rolf Torring 024 - Am Fudschijama

Titel: Rolf Torring 024 - Am Fudschijama
Autoren: Hans Warren
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ihr etwas zugestoßen sein? Sollte uns der Wächter doch schon bemerkt haben?"
    Wir hatten nichts gehört, aber Pongo raunte:
    „Massers, Frau oben gerufen."
    „Klang es ängstlich?" erkundigte sich Rolf sofort.
    „Nein, Massers", war die beruhigende Antwort, „war wie Ruf nach Menschen."
    „Aha, Herr Osaki", flüsterte Rolf dem Kapitän zu, „Ihre Tochter ruft bestimmt sehnsüchtig nach Ihnen. Das ist ein Zeichen, daß der Wächter sich vollkommen sicher fühlt. Vorwärts, vielleicht können wir sie jetzt leicht befreien"
    Osaki raffte sieh zusammen.
    „Entschuldigen Sie, meine Herren, aber Sie können sich vielleicht meine Gefühle vorstellen. Ja, der Pfad! Nach dem langen, wohl hundert Meter hinaufführenden Stück am Abhang kann man wieder rechter Hand den alten Tempel erblicken, der auf einer vorspringenden Felsplatte steht. Von dort geht ein Pfad bis zu einer weit vorspringenden Klippe."
    „Dann ist Schluss?" fragte Rolf, „wo liegt dann der Fudschijama?"
    „Wenn Sie vor dem Tempel stehen, können Sie über sich die letzte Felsklippe erblicken, während weit im Hintergrund das weiße Haupt des heiligen Berges emporstrebt."
    „Ah, dann kann ich mir schon ungefähr ein Bild machen", erklärte Rolf befriedigt, „dann wollen wir jetzt den Aufstieg unternehmen. Nur ruhig Blut, Herr Osaki, ich glaube bestimmt, daß unser Vorhaben restlos glücken wird."
    „Ich vertraue Ihnen", sagte der Kapitän schlicht.
    Unter Rolfs Führung kletterten wir langsam den steilen Pfad empor. Wir mußten uns ja sehr in acht nehmen, um kein Geräusch zu verursachen, wir mußten auf jeden Fall den Wächter völlig überraschen, damit er nicht eine letzte Verzweiflungstat verüben und das junge Mädchen töten konnte.
    Es gelang uns auch, völlig geräuschlos den Knick des Pfades zu erreichen. Jetzt kam allerdings der schwerste Teil, denn diese Seite des Hügels, an deren Rand der gefährliche Weg weiterführte, lag völlig im Dunkel Jetzt hieß es sich nur auf das Tastgefühl zu verlassen.
    Rolf verschwand um die Biegung, ihm folgte Osaki, dann ich, während Pongo den Schluß machte. Mir war es garnicht aufgefallen, daß unser schwarzer Freund selbst diese Reihenfolge so angeordnet hatte, ich war im Gegenteil ganz froh, daß er mir den Rücken deckte.
    Wie leicht konnte es sein, daß ein überlebendes Mitglied der Bande hierher eilen würde, um den Wächter zu warnen. Nun, Pongo würde es schon merken, wenn sich ihm jemand im Rücken näherte.
    Rolf gab von Zeit zu Zeit flüsternd Bericht, wenn eine besonders schwierige Stelle des Weges kam. Unendlich langsam kamen wir auf diese Weise nur vorwärts, denn Rolf mußte ja buchstäblich fast jeden Meter des Weges mit den Händen abfühlen, um nicht in Spalten zu treten, oder über Felstrümmer zu stolpern.
    Und wir mußten, wenn er uns gewarnt hatte, an diesen Stellen natürlich auch die tastenden Hände zu Hilfe nehmen. Mit leiser Besorgnis bemerkte ich, daß es nicht mehr lange bis zum Tagesanbruch war. Dann würde allerdings unser Unternehmen sehr in Frage gestellt sein, denn der Wächter würde uns sofort sehen, wenn er den Pfad hinab blickte.
    Aber wir konnten unmöglich schneller gehen, denn abgesehen von der Gefahr eines Absturzes, mußten wir auch streng darauf achten, daß wir kein Geräusch verursachten.
    Hundert Meter auf diese Weise, fast kriechend, zurücklegen müssen, bedeutet sehr großen Zeitverlust. Der Kapitän vor mir stöhnte manchmal leise auf, und ich konnte seine Gefühle wohl begreifen. So nahe seiner geliebten Tochter, die in höchster Gefahr schwebte, und nicht hineilen zu können, um sie zu retten, das mußte für ihn eine furchtbare Nervenmarter sein.
    Plötzlich hielt Rolf inne, und auch wir verhielten sofort den Fuß; denn wieder war von der Höhe ein Ruf erklungen.
    „Sie ruft mich", flüsterte Osaki mit gepreßter Stimme, „Herr Torring, vorwärts doch!"
    „Herr Osaki, jetzt heißt es sich zusammennehmen", flüsterte Rolf scharf. „Aus diesem Ruf können Sie doch selbst entnehmen, daß der Wächter völlig ahnungslos ist. Also können wir ihn überrumpeln und Ihre Tochter befreien, wenn wir weiter vorsichtig und ruhig bleiben, anderenfalls könnte ich allerdings für nichts garantieren."
    Seine Mahnung erreichte ihren Zweck. Osaki stöhnte noch einmal auf, dann raunte er mit fester Stimme:
    „Sie haben recht, Herr Torring, ich bin wieder ruhig. Gehen wir leise weiter!"

    5. Kapitel. Pongo als Retter.

    Vorsichtig setzten wir uns wieder in
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