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Rolf Torring 024 - Am Fudschijama

Rolf Torring 024 - Am Fudschijama

Titel: Rolf Torring 024 - Am Fudschijama
Autoren: Hans Warren
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Bewegung. Wir hatten ungefähr noch vierzig Meter bis zum Knick zurückzulegen, von dem aus wir den Tempel erblicken sollten
    Unendlich langsam verstrich die Zeit, denn gerade jetzt mußte Rolf äußerst vorsichtig sein. Auch wurde der Weg immer schwieriger, die Felstrümmer mehrten sich bei jedem Schritt, manche mußten wir sogar mit den Händen vorsichtig zur Seite legen, da sie keinen festen Halt für den Fuß boten, oder durch den Tritt des Vorgehenden gelockert waren.
    Als Rolf wieder einmal eine längere Pause machte, offenbar um ein besonders schwieriges Hindernis zur Seite zu räumen, fragte ich über die Schulter zurück:
    „Pongo, paßt du auch auf, ob niemand hinter uns kommt?"
    Doch ich bekam keine Antwort, dachte zuerst, daß er vielleicht ein Stück zurückgeblieben wäre, aber als er noch nicht heran war, als sich Rolf endlich wieder in Bewegung setzte, teilte ich Pongos Verschwinden dem Kapitän mit, der die Nachricht an Rolf weitergab.
    Mein Freund aber ließ mir durch den Kapitän zurück sagen, daß Pongo dann wohl auf eigene Faust einen Befreiungsversuch unternehmen würde, und daß wir uns völlig auf ihn verlassen könnten. Das war allerdings sehr richtig, obwohl ich mir nicht erklären konnte, wohin unser schwarzer Freund so lautlos verschwunden sein könnte. Einen Augenblick dachte ich in heftigem Schreck daran, daß er vielleicht abgestürzt wäre, seiner Natur nach ohne einen Schrei auszustoßen. Aber dann schalt ich mich selbst, denn wir hätten mindestens das Geräusch des fallenden Körpers hören müssen.
    Der Weg nahm jetzt meine Aufmerksamkeit derartig in Anspruch, daß ich sein Verschwinden bald vergaß.
    Es war eine große Ansammlung von Felstrümmern gewesen, die Rolf hatte zur Seite packen müssen. Wohl kaum ein anderer Mensch hätte alle diese Hindernisse so geräuschlos überwinden können, wie mein Freund es fertig gebracht hatte.
    Und Kapitän Osaki schien das auch einzusehen, schien daraus neues Vertrauen zu den Fähigkeiten Rolfs zu schöpfen, denn er stöhnte nicht mehr, wie anfangs, sondern blieb sehr ruhig und bemühte sich, geräuschlos weiterzugehen
    Es war natürlich nicht zu vermeiden, daß doch ab und zu ein kleines Steinchen hinab fiel, aber der Berg war an und für sich schon unruhig. Mochten es Nachttiere sein, mochten unterirdische Gewalten am Werk sein, jedenfalls fielen auch über uns oft Steinchen herab.
    Trotzdem blieben wir jedes mal stehen, wenn solch Geräusch erklang, und lauschten vorsichtig, ob der Wächter etwas von sich hören ließe.
    Endlich erreichten wir den Knick und sahen über uns vielleicht fünfzig Meter höher die bizarren Formen des alten Tempels gegen den schwach erleuchteten Himmel emporragen.
    Der Weg wurde jetzt so breit, daß wir fast nebeneinander gehen konnten. Aber erst blieben wir längere Zeit stehen und überblickten die Lage. Wir mußten uns unbedingt beeilen, denn der Himmel war nicht mehr vom Mond erhellt, sondern das tat schon das beginnende Morgenrot.
    Es war eigentlich schon zu hell, und ich überlegte gerade, ob wir nicht besser daran täten, schnell hinauf zuspringen, um so den Wächter zu überraschen. Als ich diesen Plan meinen Gefährten flüsternd mitteilte, war der Kapitän natürlich Feuer und Flamme dafür, während Rolf zögend meinte:
    „Nein, wir wollen ruhig im Anfang so schleichen wie bisher. Erst, wenn uns der Wächter irgendwie bemerken sollte, dann können wir immer noch hinaufspringen. Dann werden wir auch schnell genug oben sein, um eine Mordtat zu verhindern."
    Langsam ging es wieder vorwärts. Wir hatten vielleicht die Hälfte des Weges zurückgelegt, da erklang wieder der sehnsüchtige Ruf der Mädchenstimme. Und jetzt verlor der Kapitän die Besinnung. Ich konnte es ihm wirklich nicht verdenken, denn der Ruf war so nahe erklungen, als stände Hako direkt vor uns.
    Mit einem Jubelruf schnellte Osaki vorwärts, aber nach drei Sätzen stürzte er schwer zu Boden. Und im gleichen Augenblick erscholl oben im Tempel das heftige Läuten einer großen Glocke.
    Wir waren auch sofort aufgesprungen, als der Kapitän fortrannte, und erreichten ihn gerade, als er sich mühsam wieder aufraffte. Da gewahrten wir — es war inzwischen schon ziemlich hell geworden —, daß dicht über dem Boden ein starkes Seil quer über den Weg gespannt war. Jeder, der nachts den Weg hinaufkam, mußte darüber stolpern, und gleichzeitig führte wohl das Seil zum Tempel hin und setzte dort eine Glocke in Bewegung Das war ein sehr
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