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Rolf Torring 010 - Die Feuer-Priester

Rolf Torring 010 - Die Feuer-Priester

Titel: Rolf Torring 010 - Die Feuer-Priester
Autoren: Hans Warren
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was sie nun beginnen würden. Sie traten heraus, und der eine begann einen Hebel dicht bei der Tür zu drehen. Und da senkte sich zu meinem Erstaunen ein schweres Eisengitter herab und füllte die Türöffnung aus. Es waren so dicke Eisenstangen, daß jeder Ausbruchsversuch unmöglich war. Und dann war ich ja auch gefesselt. Doch plötzlich bückte sich der andere Priester, streckte den Arm durch die Gitterstangen und zerschnitt meine Fesseln. Schnell sprang er dann auf und trat zurück. Ich erhob mich sehr erstaunt. Entweichen konnte ich ja nicht, denn die Mauern bestanden aus riesigen Quadern, wie ich im Schein der Fackeln, die mehrere Priester trugen, feststellen konnte. Und die Gitter zu durchbrechen, war unmöglich, ich hätte denn die besten und schärfsten Feilen haben müssen. Aber ich würde mich doch aus allen Kräften wehren, wenn sie mich zur Hinrichtung aus der Zelle holen wollten. Und Ralf sowie Hoddge würden auch nicht so einfach herauszuholen sein.
    Doch ich hatte nicht mit der Hinterlist und Grausamkeit der Feuer-Priester gerechnet. Wir sollten schon Todesqualen ausstehen, ehe der Zeitpunkt unserer Hinrichtung gekommen war.
    Unseren Zellen gegenüber stand ein starker Pfahl, der einen Kranz eiserner Ringe trug. In diese Ringe steckten jetzt die Priester ihre Fackeln, so daß der Hof und auch unsere Zellen hell erleuchtet waren. Dann liefen sie schnell fort. Einsam lag der Hof da. Was mochte nun kommen? Ich rief leise Rolf und erhielt sofort Antwort. Er steckte in der Zelle neben mir, und gleichzeitig riefen auch die anderen Leidensgenossen, Frau Ellen, Hoddge und die Tänzerin.
    „Weiß Gott, was sie vorhaben", murrte der Kapitän. „Umsonst werden sie uns doch nicht so festlich beleuchtet haben. Was willst du?"
    Die Tänzerin rief mit entsetzter Stimme einige Sätze. „Wir sollen uns ans äußerste Ende der Zellen zurückziehen", übersetzte Hoddge verblüfft, „denn es käme sofort der Teufel. Haha, den möchte ich sehen." „Dort rechts kommt er schon", sagte Rolf ernst, „schnell zurück, das Mädchen hat recht."
    Aus dem dunklen Hintergrund des Hofes kam ein riesiger, weißer Schatten. Wuchtig und doch leise wuchs er näher, und plötzlich trat er in den Schein der Fackeln, — der Teufel, der riesige, weiße Elefant. Schnaubend witterte er zu unseren Zellen hin, dann stieß er ein kurzes, ärgerliches Trompeten aus und stürmte auf meine Zellentür zu. Selbstverständlich sprang ich äußerst behende in die tiefste Ecke und drückte mich noch eng an die Wand. Und da fuhr der gewaltige Rüssel schon zwischen den Stäben durch und tastete schnaubend nach mir. Es war ein riesiges Exemplar, dessen Rüssel zwei Meter maß. Und so war diese unheimliche, weiße Schlange nur einen halben Meter von mir entfernt. Jetzt preßte ich mich noch enger an die rauhen Steine und zog unwillkürlich den Leib ein. Der Riese blies mich ärgerlich an, dann zog er seinen Rüssel zurück und stapfte zur Nebenzelle. Sofort rief ich meinen Kameraden eine laute Warnung zu und hörte im gleichen Augenblick einen ärgerlichen Fluch Rolfs. Da stand er also auch an die Mauer gepreßt, und der Riese blies ihn wütend an. Schnell rief ich Frau von Valentini zu, daß der Elefant seinen Rüssel in ihre Zelle stecken würde, sie sollte sich nicht zu sehr erschrecken. Denn ich befürchtete, daß sie möglicherweise durch den plötzlichen Schreck in Ohnmacht fallen und dadurch in den Bereich des gefährlichen Rüssels gelangen könnte. Und schon nach wenigen Augenblicken stieß sie einen Schrei aus und stöhnte dann: „O Gott, welche Schrecken schickst du mir!" „Ruhe, Frau Ellen, nur Ruhe", mahnte Rolf besorgt, „er kann Sie nicht erreichen. Die Priester wollen uns durch den Schrecken mürbe machen, aber Sie waren bisher stets tapfer, denken Sie jetzt an Ihren Mann und daß wir ihn retten wollen."
    „Es ist zu schrecklich", ächzte die junge Frau. Doch bald stieß Kapitän Hoddge einen ellenlangen Fluch aus, und ich atmete auf. Jetzt war Frau Ellen von dem entsetzlichen Feind befreit. Und ich mußte unwillkürlich schadenfroh lächeln, als ich mir den Kapitän augenblicklich vorstellte.
    Endlich hörte ich ein kräftiges Abschiedswort, das Hoddge hinter dem Elefanten herrief. Jetzt war also das Tempelmädchen an der Reihe, aber sie gab keinen Laut von sich. Sie hatte dieses Schauspiel sicher schon oft mit anderen Gefangenen gesehen.

    Ich hatte, ganz in Gedanken, einen Schritt vorgetan, sprang aber entsetzt zurück, als
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