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Rolf Torring 010 - Die Feuer-Priester

Rolf Torring 010 - Die Feuer-Priester

Titel: Rolf Torring 010 - Die Feuer-Priester
Autoren: Hans Warren
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Maulwurfsbau kreuzten? Aber unsere Überwältiger schienen ihn gar nicht zu vermissen, denn sie machten keine Anstalten, nach ihm zu suchen. Schnell trugen sie uns durch schlagende Büsche, und plötzlich befanden wir uns an dem großen Tor, aus dem sie den riesigen, weißen Elefanten geschickt hatten, der uns suchen sollte. Wir waren bekanntlich diesem Ungeheuer nur entgangen, indem wir über die hohe Mauer auf einen Tamarindenbaum im Inneren des Tempels geklettert waren.
    Das Tor war weit geöffnet, und eine vielköpfige Priesterschar — alle in den gelben Gewändern — brach in ein sehr mißtönendes Freudengeheul aus, als wir hinein geschleppt wurden. Doch als die letzten Priester langsam und vorsichtig den bewußtlosen Valentini herbei trugen, wandelte sich das Freudengeheul in wildes Wutgeheul. Drohend stürzten sie auf uns zu, und ich glaubte fest, daß unsere letzte Stunde gekommen sei.
    Doch da rief eine kalte, schneidende Stimme, die selbst den Lärm übertönte, einige Worte, und sofort sanken die drohend erhobenen Arme.
    „Donnerwetter", flüsterte Hoddge. „der Oberbonze will uns dem weißen Elefanten überliefern. Das soll nicht sehr angenehm sein, wenn man zertreten wird." „Das habe ich auch schon gehört", sagte Rolf trocken, „aber soll diese angenehme Hinrichtung sofort vor sich gehen?"
    „Nein, erst morgen abend."
    „Na, dann haben wir vielleicht noch Gelegenheit uns zu befreien. Hoffentlich werden wir dort unten eingesperrt, wo wir die kleine Tänzerin fanden." „Darüber hat er nichts gesagt. Aber ich vermute, daß sie uns so einsperren, daß eine Flucht fast ausgeschlossen ist. Nun, erst einmal abwarten. Ich gebe wenigstens die Hoffnung nicht auf, selbst wenn der weiße Elefant schon auf mich zustürzen sollte."
    Während dieses kurzen Gespräches zwischen Rolf und dem Kapitän waren wir über den Tempelhof geschleppt und in den großen Saal getragen worden, in dem die vielen weißen Elefanten standen. Zwischen den Reihen dieser kleineren Bildnisse wurden wir bis ans Ende des Raumes getragen, an dem sich das lebensgroße Modell eines Elefanten aus weißem Marmor erhob.
    Hier wurden wir auf die Erde geworfen, und plötzlich stand vor den Feuern, die das weiße Bildnis belebten, ein hoher Priester. Er hatte ein strenges, grausames Gesicht, und seine Blicke, mit denen er uns maß, verhießen wahrlich nichts Gutes. Dann fing er eine Art Predigt an, steigerte sich wie ein guter Schauspieler in immer größere Raserei hinein, und schrie endlich gellend zum hohen Bild seines Gottes, des weißen Elefanten, hinauf. „Jetzt hat er uns ganz scheußlich verflucht", raunte Hoddge. „Und seinen Gott hat er um Verzeihung gebeten, daß wir den Tempel entweiht hätten. Dafür soll morgen unser Blut das Heiligtum rein waschen."
    „Ich fürchtete schon ins Feuer zu kommen", meinte ich in dem Bestreben, der jungen Frau Ellen durch unsere Gleichgültigkeit, ja sogar Spöttelei, Mut einzuflößen, „das wäre unangenehmer gewesen."
    „Ins Feuer sollen wir kommen, wenn der Elefant seine Wut an uns ausgelassen hat", lachte Hoddge, „sie scheinen Elefanten und das Feuer gleich stark zu verehren. Also Sie kommen doch nicht um die Flammen herum, lieber Warren."
    „Na, passen Sie nur auf wie wir auch um den Elefanten herumkommen", sagte Rolf zuversichtlich. „Sie brauchen sich nicht zu fürchten, gnädige Frau, wir kommen bestimmt wieder heraus."
    „Aber mein armer Mann", schluchzte die junge Frau kläglich.
    „Den nehmen wir selbstverständlich mit. Jetzt werden wir uns etwas mehr vorsehen. Aha, jetzt scheint der Priester mit seinen Verwünschungen zu Ende zu sein." Der hagere Fanatiker hatte die erhobenen Arme sinken lassen. Jetzt deutete er auf uns und rief einen Befehl. Sofort wurden wir hochgehoben und aus der Halle hinausgetragen. Aber es ging nicht, wie wir erwartet hatten, in den engen Gang, der zum Kerker hinunterführte, sondern auf den Tempelhof. An dem breiten Turm, auf dessen Spitze immer noch das hohe Feuer flackerte, standen mehrere kleine Türen offen, die wir bei unserem Eindringen in den Tempel nicht bemerkt hatten.
    Es waren regelrechte Zellen, jede etwa zwei Meter breit und drei Meter tief. Jeder von uns erhielt einen solchen Raum als Gefängnis. Als die beiden Priester, die mich trugen, in die Zelle eingetreten waren, legten sie mich dicht an der Tür nieder.
    Unruhig war ich absolut nicht, denn wir hatten ja noch eine Schonzeit bis zum nächsten Abend, aber ich war sehr gespannt,
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