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Rolf Torring 010 - Die Feuer-Priester

Rolf Torring 010 - Die Feuer-Priester

Titel: Rolf Torring 010 - Die Feuer-Priester
Autoren: Hans Warren
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das dem Elefanten jede Witterung nimmt."
    „Ja, daran hatte ich nicht gedacht, konnte mir aber jetzt das Verhalten des intelligenten, weißen Riesen erklären. Und er schien sich überzeugt zu haben, daß es nichts Verdächtiges im Baum gäbe, machte kehrt und stürmte direkt auf meine Zelle los. Die beiden Fausthiebe hatte er offenbar nicht vergessen.
    „Reize ihn nicht weiter", rief Rolf, „er zerdrückt sonst in seiner Wut das Gitter, so stark es auch ist." Das sah ich ein, legte mich deshalb wieder lang auf die Erde, drehte mich um und schlief ein. Denn jetzt war ich völlig beruhigt, da ich Pongo mit unseren Waffen in der Nähe wußte.

    2. Kapitel Pongos Meisterstück

    Ich erwachte erst am hellen Vormittag. Und als ich mich verschlafen umdrehte - stürzte sofort der Elefant wieder an meine Zelle und suchte mich mit dem Rüssel zu ergreifen. Da preßte ich mich schleunigst wieder ganz fest an die Wand. Offenbar hatte der rachsüchtige Riese nur auf eine Bewegung von mir gelauert, um vielleicht seinen Rachedurst stillen zu können.
    „Guten Morgen, Hans", rief Rolf lachend, „ich merke am Gebaren unseres liebenswürdigen Wächters, daß du erwacht bist."
    „Ja, ich habe mich beim Erwachen bewegt. Na, wenn wir ihm wirklich vorgeworfen werden, dann bin ich der erste, den er sich vornimmt. Aber, Herrgott, ist das ein wunderbares Exemplar!"
    Ich hatte die Gefahr und unser Schicksal im Augenblick völlig vergessen und betrachtete den Riesen mit dem Auge des Naturforschers. Noch nie hatte ich einen derartigen Riesen gesehen. Er mochte weit über drei Meter Schulterhöhe haben, seine prächtigen Stoßzähne schätzte ich auf anderthalb Meter, und diesen Größen entsprach der übrige Körper. Ein Urwaldriese, diese Bezeichnung verdiente er wahrlich.
    „Na, du bist ja so still?" fragte Rolf, „bewunderst ihn wohl? Aber du hast recht, außer seiner enormen Größe ist

    seine Farbe so prächtig, wie wir sie wohl niemals wieder sehen werden. Du weißt doch, daß die meisten sogenannten „weißen" Elefanten nur sehr unvollkommene, meist gelbliche Exemplare sind. Aber das ist ein echter Albino." „Ob Albino oder nicht", meinte Hoddge, „mir wäre es lieber, wenn er nicht da draußen wäre. Oder wenn uns diese Priester etwas zu essen brächten. Oder meinen sie, wir brauchen vor unserem Tode nichts mehr?" „Oh, wir werden noch recht viel essen", lachte Rolf vergnügt. „Ich schätze, daß wir mit Einbruch der Dunkelheit frei sind. Denn dann werden sie sicher unsere Zellengitter öffnen, und dann wird Pongo schon eingreifen." „Wenn wir nur meinen Mann fänden", klagte Frau Ellen leise.
    „Das werden wir auch sicher noch tun", tröstete Rolf, „aber erst müssen wir selbst frei sein. Natürlich, wenn ich ihn in meiner Nähe entdecke, dann nehme ich ihn mit. Still, die Priester kommen."
    Ein scharfer Pfiff ertönte vom Eingang der großen Tempelhalle, und gehorsam erhob sich der weiße Elefant, der vor meinem Zellengitter niedergekniet war, um mich so vielleicht erreichen zu können, machte kehrt und stellte sich unter den Baum, auf dem Pongo saß. Fünf Priester traten aus dem Tempel heraus, jeder eine Schüssel in der Hand, die uns gebracht wurde. Es war Huhn mit Reis — das typische Essen im ganzen Hinterindien — aber ganz vorzüglich zubereitet. Wir ließen es uns herrlich schmecken, und als wir gar noch jeder einen Becher Palmwein bekamen, waren wir unseren Überwältigern sogar sehr dankbar.

    Auch die Tänzerin war nicht ausgenommen worden, und sie erzählte, als die Priester sich entfernt hatten, daß jeder Gefangene gut verpflegt werde, der in Kürze hingerichtet werden sollte. Also wie bei uns — eine Henkersmahlzeit. Jetzt wurde noch unser furchtbarer Wächter mit Zuckerrohr gefüttert, und vier Priester schleppten eine mächtige Wanne Wasser herbei, aus der er seinen Durst stillen konnte. Und als er sich gesättigt hatte, schien er ebenfalls ein Ruhebedürfnis zu haben, denn er stellte sich dicht an den mächtigen Baumstamm, schloß die Augen und schien einzuschlafen. Trotzdem hätte ich es nicht gewagt, jetzt mein Gefängnis zu verlassen und an ihm vorbeizugehen. „Schade, jetzt können wir eigentlich ausbrechen", meinte Hoddge, „wenn nur nicht die unangenehmen Gitter wären."
    „Ja, das ist allerdings ein kleines Hindernis", lachte Rolf. „Aber sie werden schon heute abend geöffnet werden." Die Tänzerin rief einige Worte.
    „Aha. ungefähr eine Stunde nach Sonnenuntergang wird der Hof
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