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Rolf Torring 010 - Die Feuer-Priester

Rolf Torring 010 - Die Feuer-Priester

Titel: Rolf Torring 010 - Die Feuer-Priester
Autoren: Hans Warren
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vorläufig aufatmen. Denn die Priester würden sicher nicht in den schmalen Streifen laufen, wo sie unseren Kugeln das beste Ziel boten.
    „Es ist sehr gut, daß du den Oberpriester angeschossen hast", meinte mein Freund, „jetzt fehlt ihnen ein energischer Führer. So, hier stehen die Freunde. Schnell hinunter."
    Pongo nahm Frau Ellen in Empfang, während wir Männer schnell herunterkletterten.

    „Jetzt zurück zum Fluß", befahl Rolf, „ich nehme die Spitze, Pongo macht den Schluß. Aber schnell, wir müssen einen großen Vorsprung gewinnen. Denn sicher werden sie mit Sampans kommen, da sie ja wissen, daß wir nur auf dem Wasser entfliehen können."
    Es wurde wirklich ein Gewaltmarsch, und mir tat Frau Ellen leid, die jetzt nach den vielen, seelischen Aufregungen diese Strapazen durchmachen mußte. Aber sie war unermüdlich und klagte nicht, hatte sie doch jetzt endlich ihren Mann wieder.
    Ich mußte während des Marsches zur Nordspitze immer an die Tiger denken, die nach Aussage des Tempelmädchens gerade diesen Teil der Insel bevölkern sollten. Jetzt wäre uns eine Begegnung mit ihnen sehr unangenehm gewesen. Aber zu unserem Glück hielt die Mittagshitze, die unter dem dichten Blätterdach eine wahre Höllentemperatur erzeugt, alles Getier an kühlen versteckten Stellen. Und ich atmete tief auf, als wir endlich den Fluß erreichten, nicht nur, weil hier die Luft etwas kühler wurde, sondern auch, weil wir diese unangenehmen „Herren der Dschungeln" jetzt hinter uns hatten.
    In aller Eile wurde unser Floß zu Wasser gebracht, und nach kurzer Zeit arbeiteten wir uns aus Leibeskräften gegen die starke Strömung des Menam. Wir mußten den Fluß im spitzen Winkel schneiden, denn südwärts durften wir uns auf keinen Fall abtreiben lassen, um nicht direkt in die Hände der Feuer-Priester zu fallen. Die Strömung hätte uns ja in den Hafen ihrer Sampans hineingetrieben. Aber trotz unserer furchtbaren Anstrengungen kam das Floß nur schwer und langsam vorwärts, war es doch jetzt auch mit sieben Personen belastet. Und wir hatten vielleicht erst die Hälfte des Weges zurückgelegt, da drang wildes Geschrei zu uns. Von Süden her kamen sechs Sampans herauf gejagt, in denen die gelben Gewänder der Feuer-Priester leuchteten. Gewiß mußten sie ebenfalls gegen die Strömung ankämpfen, aber ihre schmalen, flachen Fahrzeuge hatten bei weitem nicht den Widerstand zu überwinden, wie unser schwerfälliges Floß. Und wenn sie auch noch weit entfernt waren, so mußten sie uns doch eingeholt haben, bevor wir das rettende Ostufer des Menam erreicht hätten. Oder sie würden nur wenige Augenblicke später ankommen und uns sofort verfolgen und einholen können. Es hieß also, sie aufzuhalten, und das konnten wir nur, wenn wir sie nacheinander abschössen. Noch einmal durften wir nicht in die Hände dieser Fanatiker fallen.
    „Ihr müßt weiter rudern", rief Rolf im gleichen Augenblick, als ich mir das überlegt hatte, „ich werde versuchen, sie durch Schüsse aufzuhalten. Vielleicht genügt es, wenn ich die Sampans durchlöchere."
    Er drückte seine Ruderstange dem geretteten Valentini in die Hand, der auch sofort mit aller Kraft anfing zu rudern. Rolf nahm die Büchse von der Schulter, zielte kurz und gab zwei Schüsse ab.
    Hinten erhoben unsere Verfolger ein wildes Wutgeschrei. Schnell warf ich einen Blick zurück und sah, daß der erste Sampan sich quer über den Fluß gelegt hatte. Die beiden Nächstfolgenden waren hart auf ihn geprallt. „Ich habe den beiden linken Ruderern die Stangen aus der Hand geschossen", lachte mein Freund, „jetzt haben sie einen kleinen Aufenthalt, und außerdem werden sie sich bei der weiteren Verfolgung wohl sehr in acht nehmen." „Großartig", rief Kapitän Hoddge begeistert, „Sie sind ein wahrer Kunstschütze."
    „Man muß nur fleißig üben", meinte Rolf. „Nun aber weiter. Aha, hört ihr? Jetzt scheint von Norden ein Motorboot zu kommen. Vielleicht Polizei."
    Um eine Biegung des Menam, hundert Meter oberhalb, schoß ein graues Boot. Drei Gestalten in hellen Khaki-Anzügen waren die Insassen. Unser Floß mußte natürlich die Aufmerksamkeit erregen, und sofort hörten wir ein kurzes Kommando erschallen. Augenblicklich bremste das Boot seine rasende Fahrt, und dicht vor unserem primitiven Fahrzeug hielt es sich — von der Schraube rückwärts gezogen - gegen die Strömung.
    „Retten Sie uns", rief Frau Ellen, „wir werden verfolgt!" „Selbstverständlich, meine Dame, bitte
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