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Rolf Torring 010 - Die Feuer-Priester

Rolf Torring 010 - Die Feuer-Priester

Titel: Rolf Torring 010 - Die Feuer-Priester
Autoren: Hans Warren
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auf dem Floß der Insel entgegentrieben. Jeden Augenblick konnten wir ja einen heimtückischen Angriff erwarten, und was hätten wir gegen eine Wolke Giftbolzen tun können? Zwar hatten wir die Moskitoschleier herabgelassen, aber aus der Nähe hätte ein Bolzen das leichte Gewebe sicher durchschlagen. Und erst, als wir gelandet und das Floß ins Dickicht gezogen hatten, atmete ich auf. Denn jetzt war eine Gefahr durch die Priester vorläufig ausgeschlossen. Hätten sie Posten gestellt, dann hätten diese uns bestimmt auf dem Floß angegriffen, auf dem wir uns nicht so leicht verteidigen konnten. Und außerdem hätten wir ein viel besseres Ziel geboten.
    Jetzt waren also nur noch die Tiger zu fürchten, von denen es hier wimmeln sollte, wie die kleine Tänzerin ausgesagt hatte.
    Wir bekamen auch sofort einen Begriff von ihrer Menge; kaum, daß wir eine kurze Strecke in die Wildnis eingedrungen waren. Wir fanden bald einen Wildwechsel, und in dem sumpfigen Grund zu beiden Seiten waren die Spuren der großen Raubkatzen so häufig eingedrückt, wie vielleicht in europäischen Nadelwäldern die Spuren von Hasen und Kaninchen. Für einen Tigerjäger wäre dieser Inselteil das wahre Dorado gewesen. Aber wir hatten ja andere Ziele, und so eilten wir leise und vorsichtig den schmalen, verwachsenen Pfad entlang. Ganz selbstverständlich hatte sich Pongo an die Spitze gestellt und glitt lautlos, mit geschmeidigen, kraftvollen Bewegungen dahin. Wir waren überzeugt, daß er jeden Tiger, der sich vielleicht in der Nähe aufhielt, schon gewittert hätte, so wunderbar hatten sich seine Sinne im jahrelangen Aufenthalt in der Wildnis geschärft. Rolf machte den Schluß, und ich schritt vor ihm.
    Wir hatten beide die Parabellum-Pistolen schußbereit in der Hand, denn es konnte leicht sein, daß ein Tiger, durch unseren Vorbeimarsch aufgeschreckt, uns nachschleichen würde, um sich vielleicht ein Opfer zu holen. Und so kam es, daß gerade wir beide mehr nach hinten blickten als vor uns, wodurch unser Gesicht erheblich litt, da wir oft in Zweige hinein rannten.
    Einmal blieb Pongo plötzlich stehen und hob warnend den Arm. Gleichzeitig nahm er blitzschnell seinen schweren Massaispeer von der Schulter und wiegte ihn in der riesigen, rechten Faust hin und her. Wäre jetzt ein Tiger erschienen, dann hätte er im nächsten Augenblick das schwere Eisen im Leib gehabt. Wie ich schon sagte, mußte Pongo den Tiger gewittert haben, denn jetzt schnarrte es wenige Schritte zur Seite im tiefsten Dickicht. Ein unangenehmer Ton, denn jeder Kundige weiß, daß der Tod hinter ihm lauert.
    Gebannt blieben wir stehen. Jeden Augenblick erwarteten wir diesen furchtbaren Dschungelbewohner aus den nächsten Büschen brechen zu sehen, und unruhig hoben wir unsere Pistolen, um vielleicht nachzuhelfen, wenn Pongos Speer nicht richtig treffen sollte. Aber wir hatten Glück, oder der Tiger war vielleicht vom nächtlichen Mahl noch gesättigt. Sein ärgerliches Schnauben ertönte noch zweimal, aber in immer größerer Entfernung, und aufatmend setzten wir uns wieder in Bewegung. Nach einer Viertelstunde tauchte plötzlich eine hohe Mauer vor uns auf, aus den riesigen, altersgrauen Steinquadern gefügt, die wir schon an der anderen Seite des Tempels gesehen hatten. Wir waren angelangt.

    5. Kapitel Eine tollkühne Rettung

    „Halt", kommandierte Rolf leise, „wir wollen erst beraten, was wir jetzt unternehmen. Es ist Mittag geworden, wenigstens nach unserer Auffassung. Fragen Sie, Herr Hoddge, bitte die kleine Tänzerin, was die Priester zu dieser Tageszeit beginnen."
    Hoddge sprach längere Zeit mit der jungen Siamesin. Dann berichtete er:
    „Im allgemeinen pflegen die Priester um diese Zeit eine kurze Andacht, wenn ich mich so ausdrücken darf, in der Tempelhalle abzuhalten. Nur bei besonderen Anlässen, wie jetzt zum Beispiel die Gefangennahme des Ehepaares, unternehmen sie noch einen Umzug auf dem Tempelhof an dem weißen Elefanten vorbei. Dabei werden die Gefangenen im Zug mitgeführt. Und meistens erfolgt eine eventuelle Opferung abends in der großen Tempelhalle." Rolf überlegte lange. Schließlich meinte er: „Es tut mir leid, aber wir müssen unbedingt hier bis zum Abend warten. Jetzt können wir nichts unternehmen." Er schlug sich plötzlich vor den Kopf. „Doch", schrie er fast, „doch können wir die Hauptsache jetzt schon erledigen. Hoddge, fragen Sie die Tänzerin, wo und wie sich die Priester nach der Mittagsandacht aufhalten. Und vor allen
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