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Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke

Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke

Titel: Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke
Autoren: Hans Warren
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,Pongo'." „Pongo?" Wir blickten uns überrascht an. Das war ja ein zentralafrikanischer Name, und zwar bezeichneten die Völker am inneren Kongo so den furchtbarsten Bewohner ihrer Wälder, den Gorilla. Also mußte doch der geheimnisvolle Schwarze in Afrika geboren sein und dort auch längere Zeit gelebt haben, da er von seinen Stammesgenossen diesen Namen bekommen hatte.

    Pongo, der Gorilla, das war wohl die richtigste Bezeichnung für ihn. Ich konnte mir wohl vorstellen, wie er seines Kopfes wegen von allen gemieden und verhöhnt wurde, bis er vielleicht die Heimat floh und auf abenteuerlichen Wegen nach Singapore in die Hände des Chinesen geriet. Aber jetzt war keine Zeit, darüber nachzudenken. „Weißt du, wo Pongo ist?" fragte Rolf. „Überall", flüsterte der Malaie ängstlich. „Er hat zu mir gesagt: ,Pongo dich auffressen, wenn nicht treu zu weißen Massers bist.* Weiße Massers bist du, Tuan, und dein Freund. Tomo euch treu ist."
    „Gut, Tomo, ich glaube dir", sagte Rolf ernst, trotzdem er vielleicht innerlich ebenso lachen mußte wie ich, „bleibe uns treu, sonst werde ich es Pongo sagen, daß er dich auffrißt. Jetzt hilf uns die beiden Tiger beiseite schaffen und mit Zweigen zu bedecken. Wir wollen sie abstreifen, wenn wir zurückkehren."
    Der Kleine schnitt eifrig Zweige ab, während wir die mächtigen Körper der beiden Bestien mühselig unter die nächsten Dornenzweige wälzten. Sehr geschickt bedeckte der kleine Malaie sie dann so, daß sie von keinem zufällig Vorbeikommenden entdeckt werden konnten. „Wenn wir auch bis zum Abend zurückkehren sollten", sagte Rolf, „so wird es vielleicht doch zu spät sein, die Felle zu retten. Die Hitze wird das Fleisch schnell verderben und damit natürlich auch die Haut. Schade, gerade diese beiden Felle hätte ich gern gehabt. Na, hilft nichts, wir haben jetzt wichtigere Dinge vor. Kommt."
    Aber jetzt drängte sich Tomo vor und setzte sich an die Spitze unseres kleinen Zuges.

    „Tomo kennt Weg", versicherte er eifrig. „Tomo gut führen."
    „Na, meinetwegen, mein Junge", lachte Rolf, „aber paß nur auf, damit du uns nicht irreführst, sonst sage ich es dem Pongo."
    „Tomo gut führen, Tomo treu sein", versicherte der Kleine nochmals eifrig.
    Mir kam plötzlich ein Gedanke.
    „Rolf", meinte ich, „wollen wir den Hund immer noch mit uns nehmen? Wäre es nicht ganz gut, wenn wir ihn mit einer Meldung an seinen Herrn nach Selimeum zurückschicken? Er wird sicher eher da sein als Meerkerk, und Diersch könnte dann immer schon von Kota-Radjah Truppen anfordern. Was meinst du?"
    „Ich meine, daß deine Idee ganz tadellos ist, lieber Hans", versicherte Rolf. „Der Hund ist so intelligent, daß er geradewegs zurücklaufen wird, wenn ich es ihm befehle. Warte, ich werde kurz die Situation aufschreiben und diese Meldung an seinem Halsband befestigen." Rolf warf einige Zeilen auf ein Notizblatt, rollte es zusammen und band es am Halsband des klugen Pinh fest. Dann löste er die lange Leine, die er sich um den Leib schlang, und flüsterte dem Wolfshund scharf zu: „Lauf, such den Herrn. Such den Herrn!" Pinh blickte ihn fragend an, und als Rolf nochmals den Befehl wiederholte und in die Richtung auf Selimeum deutete, blaffte er kurz auf und schoß den Pfad zurück. „Famos", freute sich mein Freund, „jetzt können wir unbesorgt sein. Diersch wird schon dafür Sorge tragen, daß möglichst schnell Hilfe kommt. Jetzt habe ich wirklich die größte Hoffnung, die holländischen Regierungsvertreter da vorn im Atjeherland retten zu können." „Und Pongo haben wir auch hinter uns", meinte ich befriedigt. Ich drehte mich bei diesen Worten unwillkürlich um und stieß einen leisen Ruf des Erstaunens aus. Wir waren gerade an der Biegung, aus der die beiden Tiger hervorgekommen waren, und beim Zurückblicken schien es mir, als stände der riesige Schwarze an der Stelle, wo die beiden Tiger unter den Zweigen lagen; ich glaubte sogar, auch die blitzschnelle, schlangengleiche Bewegung zu sehen, mit der er verschwand. „Was gibt es?" fragte Rolf.
    „Ich glaube, Pongo war soeben bei den Tigern", rief ich, „wollen wir zurückgehen?"
    „Ich kann ihn nicht entdecken", meinte Rolf, „also wird er, wenn er wirklich dort war, sich wohl in die Büsche zurückgezogen haben. Und da das doch ein klares Zeichen ist, daß er uns noch nicht sprechen will, so wollen wir uns ihm nicht aufdrängen. Pongo wird schon wissen, wann er sich uns zeigen will. Komm ruhig weiter,
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