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Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke

Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke

Titel: Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke
Autoren: Hans Warren
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näher erklären zu können." Ich wußte sofort, daß Rolf nichts sagen wollte, weil es ja sehr wahrscheinlich war, daß die meisten unserer Überwältiger Holländisch verstanden.
    Aber unsere Leidensgenossen dachten nicht so weit und bestürmten meinen Freund mit Fragen, die er aber so geschickt zu beantworten wußte, daß die Holländer nicht einmal beleidigt sein konnten. Plötzlich entstand eine Bewegung vor dem Zelt. „Aha", meinte der Zahlmeister, „jetzt wird es Essen geben: Reis mit Huhn, oder Huhn mit Reis, das kennen wir schon seit zwei Tagen. Die Speisekarte unserer Wirte ist auf keine weitere Speise eingerichtet. Da, sagte ich es nicht, der gute alte Eisentopf, und gefüllt mit Reis und Huhn."
    Ein großer eiserner Kochtopf wurde in den Eingang der Hütte geschoben. Wie der Zahlmeister richtig vermutet hatte, bestand sein Inhalt aus Reis mit Huhn. Wir hatten in unserem Rucksack Eßbestecke und auch Aluminiumteller, während die Holländer mit Holzstäben und löffelartigen Holzstücken, die ihnen die Atjeher geliefert hatten, essen mußten. Aber es schmeckte sehr gut, denn wir hatten inzwischen tüchtigen Hunger bekommen. „So", meinte der Zahlmeister, der nach beendeter Mahlzeit den Topf hinausschob, „jetzt werden wir kurz vor Einbruch der Nacht denselben Topf wieder erblicken. Dann gibt es Huhn mit Reis. Hier, meine Herren, in diesem Tontopf befindet sich ein ganz guter Palmwein. Ja, wir leben hier ganz erträglich, bis wir abgeschlachtet werden." „Das wird sicher nicht geschehen", sagte Rolf bestimmt. „Aber ich schlage vor, meine Herren, daß wir jetzt schlafen. Wir brauchen ganz bestimmt in der Nacht unsere Kräfte. Unsere Wirte werden uns schon wecken, wenn sie das Abendessen herein stellen."
    Und wir brachten es trotz unserer bedrohlichen Situation doch fertig, fest und wohltuend zu schlafen, bis das Poltern und Klirren uns verriet, daß die Abendmahlzeit - Huhn mit Reis - herein geschoben wurde. „So", sagte der Zahlmeister, als er nach dem Essen den Topf hinausgeschoben hatte, jetzt bin ich neugierig, Herr Torring, ob sich Ihre Prophezeiung erfüllen wird. Es wird dunkel; passen Sie auf, jetzt werden sich vier Atjeher vor dem Eingang unserer Hütte postieren, während rings an den Seiten der Lichtung mehrere Doppelposten aufstellt sind - wie Sie da herauskommen wollen, ist mir ein Rätsel."

    Wir konnten durch den schmalen Eingang die Lichtung überblicken, die jetzt in hellstem Mondschein dalag. Der Zahlmeister hatte richtig vorausgesagt, drüben schlenderten zwei Atjeher mit geschulterten Büchsen dicht am Rande des dunklen Urwaldes entlang. Und dicht vor dem Hütteneingang saßen vier Wächter mit gezogenen Klewangs, deren Klingen im Mondlicht blinkten. „Na?" Der Zahlmeister schien sich sogar noch zu freuen, daß wir so scharf bewacht wurden. „Habe ich nicht recht, Herr Torring? Wie wollen Sie da hinauskommen? Selbst wenn Sie einen ganzen Zug Legionäre hinter sich hätten, wären wir hier in der Hütte schon längst erledigt, ehe sie uns Hilfe bringen könnten. Nein, nein, ich halte unsere Situation für aussichtslos."
    „Und ich hoffe trotzdem, daß wir morgen früh frei sind, vielleicht sogar noch in der Nacht." „Na, dann müssen Sie Hilfe vom Himmel haben", brummte der Zahlmeister. „Ich kenne diese Burschen doch. Kommt wirklich Hilfe, sind wir schnell abgetan und verschwunden. Und sie sind dann ganz unschuldig und wissen von nichts."
    „Aber dann hätten sie es doch schon längst getan." „Das ist ja, was mich ärgert", ereiferte sich der Zahlmeister. „Weshalb füttern sie uns dann hier noch mit ihrem Huhn und Reis? Wir hätten es schon längst hinter uns haben können."
    „Vielleicht wollen sie uns als Geiseln behalten, um einen besseren Frieden herauszuschlagen, wenn sie angegriffen werden."
    „Hm, das ist allerdings eine ganz gute Erklärung - dann könnten wir ja wirklich noch einmal mit dem Leben davonkommen! Aber trotzdem müssen Sie mir doch recht geben, daß ein Entkommen unmöglich ist. Wenn der Mond nicht so hell schiene, würden sie ringsum Feuer anzünden. Also auch da gäbe es kein Fortschleichen. Oder, wie ich schon sagte, es müßte Hilfe vom Himmel kommen." Jetzt lachte Rolf.
    „Vielleicht sagen Sie später, daß diese Hilfe aus der Hölle gekommen sei." „Was, aus der Hölle?"
    Der Zahlmeister schwieg. Am betroffenen Ton seiner Frage war deutlich zu erkennen, daß er sich zumindest sehr wunderte. Wahrscheinlich glaubte er, daß mein Freund durch
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