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Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke

Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke

Titel: Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke
Autoren: Hans Warren
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wir müssen uns jetzt um die Holländer kümmern." „Ja, ja, und ausgezogen sind wir, um ein geraubtes Mädchen wiederzufinden", lachte ich. „Weiß Gott, wir rutschen immer wieder von einem Abenteuer in das andere hinein."
    „Na, ich bin es ganz zufrieden", meinte Rolf, „sonst wäre doch das Leben entschieden zu langweilig. Nanu, was hat denn Tomo? Er scheint irgendeine Gefahr entdeckt zu haben."
    Der kleine Malaie war stehengeblieben, hatte den Kopf lauschend vorgestreckt und winkte lebhaft mit der Hand rückwärts zu uns hin, offenbar zum Zeichen, daß wir uns still verhalten sollten. Das taten wir auch sofort, denn in unserer Lage mußten wir die äußerste Vorsicht bewahren. Waren wir doch im Rücken von den Kulis bedroht, während vor uns sich die Atjeher befanden, denen wir auch keineswegs trauen durften. Im Gegenteil, vielleicht würde unser Erscheinen und die Warnung der Holländer den Ausbruch des Aufstandes beschleunigen. Da machte Tomo kehrt und sprang in langen Sätzen auf uns zu.
    „Tuan, fort, fort, sie kommen!" stieß er dabei leise, aber scharf hervor. Und im nächsten Augenblick war er ohne weitere Erklärung an uns vorbei geschlüpft und hinter der Biegung des Pfades verschwunden.
    Wir blickten uns einige Augenblicke verdutzt an, denn wir konnten uns das Verhalten des kleinen Burschen gar nicht erklären. Wir hörten und sahen doch absolut nichts. „Was meinst du, Rolf", flüsterte ich, „sollen wir dem Burschen folgen?"
    „Ja, ich weiß selbst nicht. Ob es nicht nur eine Finte von ihm war, um auf gute Art und Weise von uns loszukommen?"
    „Na, hoffentlich läuft er dabei Pongo in die Arme", meinte ich mit einer gewissen Schadenfreude, „denn ich glaube doch ganz bestimmt, ihn gesehen zu haben." „Dann bringt er ihn vielleicht wieder zu uns zurück", lachte Rolf.
    Aber das Lachen erstarb ihm jäh. Denn plötzlich waren wir von sehnigen, halbnackten Gestalten umgeben, die uns wortlos breite Klewangs und scharfe Krisdie furchtbaren, malaiischen Dolche entgegenstreckten. Sie trugen die charakteristische Tracht des Archipels, den Sarong, ein breites, braun und gelb gemustertes Tuch, um die Hüften gewickelt, darunter eine kurze Hose. Den Oberkörper trugen sie nackt, dafür bedeckten aber farbige Kopftücher turbanähnlich die Köpfe. Die Situation war für uns äußerst peinlich, denn gerade in der stummen Drohung lag ein so schwerer Ernst, daß jeder Widerstand unsinnig gewesen wäre. Jetzt trat ein älterer Mann aus dem stummen Kreise hervor, musterte uns mit finsteren Blicken und sagte kurz: „Ihr unsere Feinde. Ihr gefangen. Bringt sie fort." Die hinter uns stehenden näherten sich daraufhin so unangenehm mit den Spitzen ihrer Waffen, daß wir notgedrungen vorgehen mußten, zwischen den Reihen der finsteren Gesellen hindurch, die uns eine schmale Gasse freigaben. Und während wir zwischen ihnen hindurch schritten, zogen sie uns mit taschendiebhafter Gewandtheit unsere Pistolen aus dem Gürtel. Auch waren blitzschnell unsere Gewehrriemen durchschnitten und die Büchsen verschwunden. „Sehr nett", brummte Rolf, „Gott sei Dank, daß wir den Hund zurückgeschickt haben."
    „Ruhig sein", befahl da der alte Atjeher. Und da im gleichen Augenblick die Waffen der dicht hinter uns Schreitenden verdächtig neben uns empor zuckten, befolgten wir dieses Gebot sofort.
    Wir schritten vor den Eingeborenen, durften uns aber nicht einmal umdrehen, denn als ich es probierte, funkelte sofort eine Stahlklinge vor meinen Augen auf, so daß ich mich sehr schnell wieder nach vorn drehte und ruhig weiterging. Da wir schon oft in ähnlichen Situationen auf unseren Streifzügen in der ganzen Welt gewesen waren, nahmen wir diesen Zwischenfall für unsere Personen gar nicht so tragisch. Desto größere Unruhe hatten wir aber um die holländischen Regierungsmitglieder. Sie waren bestimmt schon in die Hände der Aufständischen gefallen, und es war die Frage, ob sie überhaupt noch am Leben waren. Dann hatten wir uns natürlich unnötig in diese Gefahr begeben, denn sehr wahrscheinlich hielten uns die Eingeborenen ebenfalls für Holländer, und wir mußten das Schicksal der bereits Gefangenen teilen. Eine Aussicht, die wahrscheinlich nichts Angenehmes hatte. Aber wir hatten ja Pongo hinter uns. Pongo, der es wohl leicht mit einem ganzen Stamm Malaien aufnehmen würde. Dafür garantierte schon sein furchtbares Gesicht, ganz abgesehen von seiner übermenschlichen Kraft. Und wenn ich bedachte, daß der kleine Tomo
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