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Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke

Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke

Titel: Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke
Autoren: Hans Warren
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umgeschnallt hatte. „Hier, meine Herren", rief er, „ich schenke sie Ihnen. Hoffentlich können Sie gelegentlich Gebrauch davon machen. Es sind Parabellum-Pistolen, die mir ein Freund aus Deutschland mitgebracht hat!"
    Er drückte jedem von uns eine dieser Waffen, die, auf einen Schaft geschoben, wie ein Gewehr gebraucht werden können, in die Hand.
    „So", fuhr er fort, „wir steigen am besten den Berg hinauf, dann können wir sie von oben unter Feuer nehmen. Kommen Sie, meine Herren."
    Er eilte die wenigen Stufen der Holzveranda in den dunklen Garten hinunter und war bereits im nächsten Augenblick zwischen den Büschen verschwunden. Zwar rief er uns leise an, um uns die Richtung anzugeben, doch hätten wir ihn wohl kaum eingeholt, wenn nicht Pinh sofort die Spur aufgenommen und uns zwischen den Büschen hindurchgeführt hätte. So waren wir bald dicht hinter ihm und drangen hinter dem Garten in einen engen Urwaldpfad ein. „Jetzt geht es ganz steil empor", flüsterte der Holländer; „es ist eine Art Engpaß, in dem wir uns tadellos verteidigen können, wenn die Kerle es wirklich wagen sollten, uns zu folgen."
    Er bog scharf nach rechts in den Engpaß ein, der aber leider ziemlich breit war, soweit ich es in der Dunkelheit beurteilen konnte. Sollten uns die Kulis folgen, so hätten doch mindestens fünf von ihnen nebeneinander anstürmen können.
    Aber der Weg ging sehr steil in die Höhe, und plötzlich standen wir auf einem kleinen Felsplateau, das nur diesen einzigen Zugang hatte, denn rings war es von schwarzer, undurchdringlicher Urwaldwand umgeben. Zur Ansiedlung hin gab es eine Lücke zwischen den Stämmen, und wir konnten jetzt einen Feuerschein bemerken, der schnell und schneller aufflammte und größer wurde. „Da! Die Schufte haben mein Haus in Brand gesetzt", fluchte Meerkerk, „Gott sei Dank, habe ich vorgestern mein Geld nach Selimeum geschafft. Aber, passen Sie auf, das Haus des Zahlmeisters wird auch sicher noch in Flammen aufgehen. Zweifellos vermuten die Kulis dort eine größere Geldsumme, aber ich glaube, sie werden nichts finden, da der Zahlmeister die Lohngelder stets am Freitag, das wäre also übermorgen, erhält."

    „Für uns ist das bedauerlich", meinte Rolf trocken, „denn die Kulis werden uns dann aus Wut gewiß nicht schonen. Da, Sie haben recht, Herr Meerkerk, dort drüben geht ein zweites Haus in Flammen auf."
    „Ja, es ist das Blockhaus des Zahlmeisters", bestätigte der Holländer; „nun werden sie wohl bald kommen!" „Wie sollen sie uns hier finden?" warf ich ein; „es führen doch sicher mehr Wege aus der Ansiedlung hinaus. Zum Beispiel hätten wir doch auch den Wasserweg auf dem Atjehfluß nehmen können."
    „Hm, eigentlich haben Sie recht, Herr Warren", brummte der Holländer, „doch ich habe einen dummen Fehler gemacht. Denn die Kulis wissen genau, daß ich gern auf diesem Plateau bin. Ja, ich habe diesem Fu Dan gegenüber sogar einmal gesagt, daß ich mich hier oben verteidigen würde, wenn seine Kulis einmal revoltieren sollten. Donnerwetter, zu dumm, natürlich hätten wir mit meinem Boot den Atjehfluß hinabfahren sollen. Dann wären wir in einigen Stunden nach Selimeum gekommen und hätten von dort aus Militär herbeirufen können." „Vorausgesetzt, daß wir mit dem Boot fortgekommen wären", meinte Rolf, „denn ich bin der Ansicht, daß Fu Dan uns diesen Fluchtweg vor allen Dingen gesperrt hat, und sicher hat er auch das Boot sofort unbrauchbar gemacht. Jetzt ist es ja für diese Überlegung auch zu spät, denn wenn ich mich nicht irre, kommen die Kulis." Leider hatte Rolf mit seiner Befürchtung recht, denn im Schein des brennenden Wirtshauses sahen wir, daß sich die Kulis in dichten Haufen sammelten. Immer wieder schrillte dabei eine gellende Stimme auf, die anscheinend Kommandos gab, vor allen Dingen aber wohl die noch Säumigen anzufeuern schien.
    „Das ist Fu Dan", zischte Meerkerk wütend, „hoffentlich kommt er mir vor die Pistole."
    „Das glaube ich kaum", lachte Rolf, „er wird wohl nur seine Befehle aus sicherem Hintergrund geben. Aber ich möchte auf keinen Fall in seiner Haut stecken, denn er hat einen furchtbaren Feind, dem er kaum entkommen wird. Na, aber jetzt müssen wir uns erst unserer Haut wehren, denn Fu Dan scheint seine Leute zum Sturmangriff überredet zu haben."
    Das Felsplateau, auf dem wir Posten gefaßt hatten, befand sich ungefähr zwanzig Meter über dem schmalen Tal, in dem die neue Siedlung verstreut lag und das
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