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Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke

Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke

Titel: Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke
Autoren: Hans Warren
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jetzt durch die beiden brennenden Gebäude erhellt wurde. Aus dem Garten des lodernden Wirtshauses wälzte sich jetzt die dunkle Masse der Kulis dem Walde entgegen, genau auf die Stelle zu, an der wir auf dem Pfad eingedrungen waren. Die vordersten Chinesen hielten brennende Holzlatten in der Hand, und wir konnten ihre wilden, von Blutgier erfüllten Mienen erkennen.
    „Das wird allerdings hart hergehen", brummte Meerkerk; „hier, meine Herren, ich vergaß, Ihnen vorhin Munition für die Parabellum-Pistolen zu geben; es sind für jeden dreihundert Schuß. Damit werden wir ja hoffentlich auskommen."
    „Das glaube ich auch", lachte Rolf, „nur müssen wir unsere Verteidigung so einteilen, daß stets nur einer schießt, und zwar fangen Sie an, dann folge ich und dann Hans. Dadurch gewinnen wir Zeit, neu zu laden, und können das Feuer ohne Unterbrechung durchführen. Für den äußersten Notfall haben wir ja auch noch unsere Pistolen im Gurt."
    „Sehen Sie", rief da der Holländer, „ich habe Ihnen auch Halter für die großen Pistolen mitgebracht, die Sie am Gurt befestigen können. Hier, es ist so entschieden bequemer, als wenn Sie die Waffen dauernd in der Hand behalten müssen."
    „Na, vorläufig müssen wir das ja machen", lachte Rolf, „aber wenn wir die Kulis zurückgeschlagen haben, können wir die schönen Halter benutzen. Ich möchte übrigens noch empfehlen, daß wir nicht die Fackelträger abschießen, sondern die Nachfolgenden, denn sonst haben wir nicht genügend Licht zum Zielen. Achtung, Herr Meerkerk, machen Sie sich fertig, die Kulis kommen." Es war für uns kein schönes Bild, das sich jetzt bot, so abenteuerlich und seltsam es auch dem unbeteiligten Zuschauer erschienen wäre. Sechs Mann nebeneinander kamen die Chinesen den Engpaß herauf, in der linken Hand eine Fackel tragend, in der rechten Pistole oder Messer. Ihre schweißüberströmten Gesichter glänzten unheimlich im flackernden Lichtschein, die sonst schmalen Augen waren weit aufgerissen, und bei den meisten blinkten die gelblichen Zähne unter den wütend zurückgezogenen Lippen.
    „Natürlich haben sie Reisschnaps getrunken", murrte Meerkerk, „dieser verdammte Fu Dan wird schon gesorgt haben, daß sie ihn in gehöriger Menge bekommen haben. Na, Herr Torring, was meinen Sie, ob wir anfangen?" Die ersten Kulis waren nur noch einige Meter vom Plateau

    entfernt. Es war also höchste Zeit, daß wir mit dem Feuer auf die sinnlos Wütenden begannen, wenn wir nicht den Tod unter ihren Messern finden wollten. „Ja, Herr Meerkerk", sagte Rolf ruhig, „schießen Sie die zweite Reihe nieder. Wenn die Fackelträger vorn dann nicht haltmachen, werde ich sie erledigen." Wir hoben die Waffen; Meerkerk ließ die erste Patrone in den Lauf schnellen und schob die Sicherung zurück. Aber bevor er den ersten Schuß abgeben konnte, trat ein Ereignis ein, das wir wirklich nie erwartet hätten. In dem dichten Urwald hinter uns, den wir für völlig undurchdringlich gehalten hatten, knackten Zweige und tappten Schritte näher, als zwänge sich ein gewaltiger Körper durch das furchtbare Dickicht.
    „Verdammt", rief Meerkerk erregt, „da scheint irgendein Raubtier zu kommen. Ausgerechnet in unserem Rücken. Torring, was machen wir da?"
    Wir hatten vor dieser neuen, drohenden Gefahr in unserem Rücken die Kulis ganz vergessen, hatten uns umgedreht und starrten auf die dunkle Wand des Urwaldes, die hinter uns emporragte.
    Ich konnte kaum einen Ausruf des Erstaunens unterdrücken, als vom Rande des Dickichts eine uns bekannte Stimme erscholl:
    „Massers nicht schießen, Massers ganz ruhig sein. Chinesen werden laufen, wenn komme."
    Und er kam auch, unser bekannter und doch unbekannter Riese. Er brach wie ein Elefant aus dem Unterholz hervor, stieß uns zur Seite und sprang an den Rand des Plateaus vor.

    Durch die Fackeln der Kulis, die jetzt auf wenige Schritte herangekommen waren, wurde seine enorme Gestalt hell beleuchtet. Einzelne Schreckensrufe aus dem anstürmenden Haufen der Chinesen wurden laut, aber sie wurden durch den furchtbaren Kriegsschrei übertönt, den der Unheimliche jetzt ausstieß.
    Dann sahen wir auch, daß er ein gewaltiges Stück Baumstamm, offensichtlich von einem gefallenen Urwaldriesen, in den Händen hielt. Er hob das wohl zentnerschwere Stück jetzt hoch über den Kopf und schleuderte es mit furchtbarer Gewalt in den Engpaß hinein. Dann stieß er nochmals einen entsetzlichen Schrei aus. Im Engpaß und unten auf dem
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