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Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke

Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke

Titel: Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke
Autoren: Hans Warren
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Verfolger, diesmal schon dicht hinter uns, und ich glaubte den Boden unter seinen wuchtigen Tritten zittern zu fühlen.
    Ich wußte gar nicht, wie ich auf den Baum gekommen war, aber als dicht unter mir der enttäuschte Wutschrei des Bullen erklang, bemerkte ich, daß ich schon in Sicherheit war. Und dicht neben mir sagte Rolf auf einem anderen Ast: „Ich hätte nie gedacht, daß du so klettern kannst, lieber Hans."
    „Nun, du warst ja noch hinter mir und bist doch ebenso schnell heraufgekommen", gab ich lachend zurück. „Aber dieser Teufel, uns so zu hetzen!"
    Wir betrachteten unseren riesigen Feind, der wuterfüllt nach oben starrte. Mit leisem Bedauern mußten wir darauf verzichten, ihn zu erledigen, denn wir durften uns Fu Dan gegenüber auf keinen Fall verraten. Und so sagte Rolf nach einigen Minuten:
    „Schade, er hat so wunderbare Zähne. Komm, wir wollen auch ins Laubdach klettern, sonst läßt er uns nicht frei." Bald waren wir den Blicken des intelligenten Belagerers entschwunden. Und nach wenigen Minuten hörten wir ihn den Pfad zurück galoppieren und unter dem Baum, auf dem Fu Dan versteckt war, laut brüllen. Dann erschien er nach kurzer Zeit wieder unter unserem Baum, und so trieb er es mehrmals. Endlich aber, es mochte eine halbe Stunde vergangen sein, brüllte er noch einmal und verschwand dann in der Richtung, aus der wir gekommen waren. Natürlich warteten wir noch geraume Zeit, ehe wir vorsichtig hinabkletterten, dann schlichen wir an die Biegung und blickten nach Fu Dan aus. Und gerade kletterte der kleine Chinese mühsam und ängstlich herunter und rannte wie gehetzt den Pfad entlang. Er fürchtete wohl, daß der wütende Bulle doch zurückkommen könnte. Und nicht immer stand dann ein Baum in der Nähe, auf den man sich retten konnte.
    Aus diesen Erwägungen heraus beschleunigten wir unsere Schritte ebenfalls und hatten nach jeder Biegung des verschlungenen Elefantenpfades Fu Dan stets wieder vor uns. Endlich lichtete sich der Wald, und gleichzeitig drang ein leises Rauschen an unser Ohr.
    „Aha, wir nähern uns dem Atjeh-Fluß", flüsterte Rolf. Plötzlich fiel der Pfad steil ab, und es war fast lächerlich, mit welcher Eile Fu Dan die abschüssige Stelle hinunter glitt. Wir mußten uns auch ordentlich dagegen stemmen und hintenüber legen, um nicht ebenfalls diese unerwünschte Geschwindigkeit zu entwickeln. Der Pfad machte einen scharfen Knick, und dann sahen wir vor uns eine Ansiedlung, die auf einem weiten, freien Platz gelegen war. Mitten durch die Reihen der Häuser schoß der Atjeh-Fluß mit starkem Gefälle. „Aha", meinte Rolf, „das ist die neue Ansiedlung, in der hauptsächlich Chinesen beschäftigt sein sollen. Diersch, unser holländischer Wirt in Selimeum, sagte uns ja, daß Fu Dan ihm erzählt hatte, er wolle hierher. Und jetzt glaube ich auch, daß Fu Dan in dieser Urwaldsiedlung seine Genossen und Kreaturen hat. Selbstverständlich werden wir auch hineingehen, aber wir müssen uns vorsehen, denn wenn auch ein Holländer das Gasthaus hat, so werden doch die Chinesen im geheimen den Ort beherrschen. Komm, es wird bald Nacht."
    Wir erreichten die Ansiedlung, als das Tageslicht gerade schlagartig verschwand. Einen herumlungernden Kuli fragte Rolf nach einem Gasthaus, das uns mürrisch gezeigt wurde. Der rundliche, massive Wirt begrüßte uns anfangs sehr mißtrauisch, als wir ihm aber erzählten, daß wir bei seinem Kollegen Diersch mehrere Tage übernachtet hätten, wurde er freundlicher, stellte sich als Master Meerkerk vor und wies auf unsere Bitten uns ein Zimmer an, dessen Fenster auf den Atjeh-Fluß hinausführten.

    3. Kapitel Fu Dan ergreift die Offensive

    Nach holländischer Sitte wurden die Hauptmahlzeiten erst nach neun Uhr eingenommen. Wir hatten die Zeit bis dahin im dunklen Zimmer verbracht, denn wir konnten mit großer Bestimmtheit auf irgendeinen Anschlag des Chinesen rechnen, der unsere Ankunft sicher schon wußte. Als uns der Gong in den großen Speisesaal rief, ließen wir Pinh im Zimmer zurück und schärften ihm die nötige Wachsamkeit noch extra ein. Wir konnten uns jetzt auf den intelligenten Hund völlig verlassen. Am Abendbrottisch war außer uns beiden nur noch der Wirt. „Die Regierungsvertreter, die hier ständig wohnen, sind auf einer zweitägigen Tour weiter ins Innere", erklärte er auf eine Frage Rolfs, „deshalb sind wir heute allein. Dürfte ich fragen, was Sie vorhaben, und wo Sie hin wollen?" „Wir wollen ein junges Nashorn fangen",
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