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Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke

Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke

Titel: Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke
Autoren: Hans Warren
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sich wirklich umdrehen sollte, können wir uns schnell in den Gebüschen zur Seite des Pfades verbergen. Aber wir wollen den Abstand doch ruhig etwas größer werden lassen, entgehen kann er uns ja auf keinen Fall mehr." Vielleicht eine halbe Stunde folgten wir dem Chinesen, der sich nicht ein einziges Mal umdrehte, dann führte der Felsenweg vom Vulkan fort in den Urwald, der die unteren Abhänge des Sejawa in kaum vorzustellender Üppigkeit und Dichte bedeckt. Wir mußten näher an Fu Dan heran, denn jetzt bestand die Gefahr, daß er irgendeinen verborgenen Seitenpfad einschlug.
    Aber der Chinese dachte offenbar gar nicht daran. Unermüdlich lief er in seinem schnellen Trab weiter. Jetzt mochte ihn allerdings nicht nur das Grauen vorwärtstreiben, sondern auch die Furcht, von der herannahenden Nacht überrascht zu werden. Denn dann machen sich die großen Raubkatzen, Tiger und schwarze Panther, aus ihren Tagesverstecken auf, um Beute zu holen. Und ihnen dann unversehens zu begegnen, ist nicht zu den Annehmlichkeiten des Lebens zu rechnen.
    Aber bevor der Urwald uns freigab, wollte er uns doch noch seine Schrecken zeigen. Fu Dan war gerade wieder um eine Biegung unseren Blicken entschwunden, und wir beeilten uns, um an den Knick zu gelangen, da hörten wir einen hellen Schreckensschrei des Chinesen. Und dann folgte ein Ton, der uns zusammenzucken und nach den Büchsen greifen ließ: der furchtbare Angriffsschrei eines wütenden Bullelefanten.
    „Schnell hin!" flüsterte Rolf und sprang in langen Sätzen auf die Biegung zu: „Fu Dan muß leben bleiben." Ich beeilte mich und erreichte fast gleichzeitig mit ihm die Biegung. Da sahen wir, höchstens zwanzig Meter von uns entfernt, einen riesigen Elefanten, der dicht am Stamm eines Tamarindenbaumes stand und mit hoch empor gerecktem Rüssel den Chinesen zu ergreifen suchte. Fu Dan hatte mit einer Kraft und Gewandtheit, wie sie nur äußerste Todesnot verleiht, die untersten Äste des mächtigen Urwaldbaumes erklettert und befand sich in Sicherheit. Aber er zitterte so, daß ich sein Herabstürzen befürchtete, und wie gebannt blickte er auf den wütenden Bullelefanten hinab. Aber sein maßloses Entsetzen war gut, denn er dachte gar nicht daran, einen Blick zur Seite zu werfen. Hätte er uns bemerkt, dann wäre ein Erfolg unseres Unternehmens sicher in Frage gestellt gewesen.
    Hilfe konnten und brauchten wir ihm nicht zu bringen, denn der Elefant würde die Belagerung aufgeben, wenn er das Erfolglose seiner Bemühungen einsah. Aber es konnte auch ziemlich lange dauern, und dann wurden wir von der Nacht überrascht. Fu Dan würde dann den Baum sicher nicht verlassen, und wir mußten hinter ihm bleiben, um seine geheimen Pläne aufdecken zu können.

    Der Elefant ließ jetzt den Rüssel sinken und trat von einem Bein auf das andere. Es sah aus, als überlege er sich, ob er noch bleiben oder weitergehen sollte. Aber plötzlich schnellte er den Rüssel wieder hoch, so heimtückisch und blitzschnell, daß Fu Dan unter schrillem Schreckensruf die Beine anzog, trotzdem es nicht nötig war. Aber durch diese schnelle, unvorsichtige Bewegung verlor er beinahe das Gleichgewicht und mußte sich mit verzweifelter Kraft anklammern, um nicht hinterrücks vom Ast zu fallen. Trotz des Ernstes der Lage mußte ich lächeln, so komisch sah der kleine Mann aus, der jetzt wieder wie ein Häufchen Unglück auf dem Ast kauerte. Aber dann schien es ihm doch einzuleuchten, daß sein furchtbarer Belagerer kaum fortgehen würde, wenn er so nahe über ihm saß. Mühsam erhob er sich und zog sich auf den nächsten Ast. Der Elefant trompetete wütend, und das bewog Fu Dan, immer höher zu klettern, bis er endlich im dichten Blätterdach verschwand.
    „Famos", sagte ich leise zu Rolf, „jetzt wird der Elefant bald fortgehen."
    „Ja, wir aber auch", brummte Rolf und drehte sich um. Erst jetzt dachte ich daran, daß wir ja ganz offen und frei dem gewaltigen Riesen gegenüberstanden. Schnell machte auch ich kehrt, um außer Sicht des wütenden Bullen zu kommen, da tönte auch schon wieder sein brüllender Wutschrei, und als ich schnell zurückblickte, sah ich ihn wie ein Ungewitter hinter uns her stürmen.
    Ich schnellte dicht gefolgt von Rolf um die Biegung des Pfades. Rasch suchte ich mir einen passenden Baum aus, während ich Sätze machte wie wohl noch nie im Leben.
    Aber erst zwanzig Meter weiter sah ich einen Rasamal, dessen unterste Äste dicht am Boden begannen. Wieder brüllte unser
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