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Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke

Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke

Titel: Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke
Autoren: Hans Warren
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müssen wir allerdings zurückgehen, denn wir müssen vor der Stelle landen, die anscheinend ebenso schlüpfrig ist wie die Felsspalte, von der die beiden Chinesen in den grausigen Tod gerutscht sind. Ich möchte wenigstens nicht probieren, wie es zwischen diesen Giftnattern ist." Fünfzig Meter ungefähr mußten wir zurückgehen, dann befanden wir uns über der Stelle, an der Tomo verschwunden war. Rolf kletterte zuerst hinunter, nahm mir nach wenigen Metern, als er auf einem ziemlich großen Vorsprung festen Fuß gefaßt hatte, den Wolfshund ab und setzte ihn neben sich auf die schmale Felsnase. Dann kletterte er bis zum nächsten Vorsprung und zog den Hund hinterher. So gewann er nach wenigen Minuten den schmalen Pfad, der am Seeufer entlanglief.
    Ich folgte ihm sehr vorsichtig, da der schwere Rucksack mich stets hintenüber ziehen wollte. Ich mußte mich ganz eng an die Felswand pressen und mich mit aller Kraft anklammern, um nicht rücklings in den grauenhaften See zu stürzen. So konnte ich nicht sehen, was unter mir vorging, hörte nur einen halblauten Ausruf Rolfs, und, als ich auf dem schmalen Felspfad anlangte, waren er und der Hund verschwunden.
    Einige Augenblicke stand ich im wahrsten Sinne des Wortes schreckerstarrt, denn mein erster Gedanke war, mein Freund wäre abgerutscht und hätte den furchtbaren Tod der beiden Chinesen geteilt.
    Dann sah ich aber sofort ein, daß diese Befürchtung jeder Grundlage entbehrte, da die Zeit meines Hinabkletterns ja viel zu kurz war, um eine derartige Katastrophe unbemerkt vorübergehen zu lassen. Jetzt flutete mir das Blut, das wirklich einen Augenblick gestockt hatte, wieder warm durch die Adern, denn es wurde mir klar, daß Rolf den geheimen Eingang in den Berg gefunden haben mußte. Aber der halblaute Ausruf störte mich doch wieder. Irgend etwas mußte ihm doch zugestoßen sein, sonst hätte er nicht gerufen, sondern auf mich gewartet. Mir wurde es unheimlich zumute, denn was für furchtbare Geheimnisse mochten noch in und um diesen Vulkan schlummern? Dicht vor mir schillerte die grünliche Stelle des Pfades, die wohl jeden, der sie ahnungslos betrat, in die Tiefe schleuderte. Ich trat einige Schritte zurück, da traf mich vom Felsen her ein kühler Lufthauch. Ein enger Spalt klaffte dort, in den ich mich natürlich sofort hineinzwängte. Aber im nächsten Augenblick stieß ich auch einen halblauten Ruf des Schreckens aus, denn plötzlich wich der Boden unter meinen Füßen, und ich rutschte mit unangenehmer Schnelligkeit auf einer schrägen Bahn ins Innere des Berges hinunter.
    Es dauerte nur einige Sekunden, bis ich unten hart aufprallte, aber mein ganzes Leben zog in diesem Augenblick an meinem inneren Auge vorbei. Glaubte ich doch jetzt mitten in das Lager der Giftnattern zu rutschen und von den furchtbaren Reptilien im Dunkel überfallen zu werden.
    Kaum war daher mein schnelles Gleiten durch den heftigen Anprall angehalten, als ich auch schon meine Taschenlampe aus der Tasche riß und den hellen Schein auf dem Boden umher huschen ließ.
    „Na, bist du auch angelangt?" lachte Rolf da neben mir, „ich dachte es mir doch, daß du auch in die Felsspalte eindringen würdest. Schade, daß meine Lampe oben in dem Gang, aus dem uns der Schwarze vor dem Erstickungstod gerettet hat, zerschellt ist. Sonst hätte ich schon eine kleine Untersuchung unseres Gefängnisses hier vorgenommen." „Gefängnis? Wie kommst du darauf?" stieß ich betroffen hervor.
    „Nun, ich denke mir, daß es etwas Ähnliches sein wird. Das heißt, es kann auch der allerdings dann etwas merkwürdige Eingang zu dem gesuchten Stollen sein." Er hatte mir die Lampe aus der Hand genommen und ließ sie geradeaus ins Dunkle fallen. Und da zeigte es sich, daß wir in einem Gang standen, den einst furchtbare Naturgewalten in den Berg gerissen haben mußten. Die zackigen Wände waren mit Schwefel- und Kristallablagerungen bedeckt, und von der Decke hingen seltsame Tropfsteingebilde herab. Langsam folgten wir dem Gang, der immer tiefer in den Berg hinunterzuführen schien, und dabei bemerkten wir, daß wir einen weiten Bogen machten. „Gott sei Dank", meinte Rolf, „vom Kratersee kommen wir ab; es ist nicht angenehm, eine solche Nachbarschaft wie diese Giftnattern zu haben! Paß auf, wir kommen weit oberhalb des Sejawa, ungefähr an der Quelle des Atjeh-Flusses heraus."
    „Dann kämen wir ja in die Nähe der neuen Siedlung, in der sich so viele Chinesen befinden sollen", warf ich ein, „aber Rolf,
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