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Röslein stach - Die Arena-Thriller

Röslein stach - Die Arena-Thriller

Titel: Röslein stach - Die Arena-Thriller
Autoren: Arena
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denken, was er will, mir ist es egal.
    Entgegen der Prophezeiung ihrer Mutter hatte sich Antonia in ihrem neuen Zuhause nie wohlgefühlt. Hier war es einfach nur öde. Es gab keinerlei Abwechslung, vom Fußballplatz und der dort herumlungernden Dorfjugend mal abgesehen. Aber das waren Gestalten, denen Antonia lieber aus dem Weg ging. Und von wegen »kein Krach und kein Gestank«! Irgendwo knatterte immer ein Trecker, jaulte eine Motorsäge, schnurrte ein Rasenmäher oder bellte ein Köter. Zur Erntezeit umkreisten riesige Mähdrescher nächtelang das Dorf, bei Westwind roch es erbärmlich nach Schweinemist. Der süßlich-dumpfe Geruch kam von einer monströsen Schweinemastanlage außerhalb des Ortes und von der Gülle, die in regelmäßigen Abständen ausgebracht wurde. Dann konnte man sich kaum draußen aufhalten und manchmal glaubte Antonia, dass sogar ihre Kleidung und die Handtücher im Badezimmer nach Schweinescheiße rochen. Was durchaus sein konnte, da ihre Mutter die Wäsche gerne draußen, »an der frischen Luft«, aufhängte. Vermutlich hatte sich der Gestank schon in ihren Poren festgesetzt und sie würde diesen Dorfgeruch nie mehr loswerden.
    Es war schwierig gewesen, neue Freunde zu finden. Die Jugendlichen aus dem Dorf kannten sich alle von klein auf und akzeptierten Antonia nicht. Antonia wiederum hatte auch kein großes Interesse an ihnen gezeigt. Inzwischen zwar sie mit zwei, drei Mädchen aus ihrer Schule locker befreundet, aber selbst die wohnten nicht im Ort, sondern in den umliegenden Nachbardörfern. Antonia verbrachte viel Zeit im Netz. Das Internet war ihr Draht zum Rest der Welt. Es vermittelte ihr das tröstliche Gefühl, am Leben der anderen teilhaben zu können, irgendwie dazuzugehören, auch wenn sie an diesem tristen Ort hier festsaß. Ohne Internet, das war ihr klar, würde sie ihr Leben wohl kaum ertragen.
    Über Facebook hatte sie seit einigen Monaten wieder Kontakt zu Freundinnen aus ihrer Kinderzeit in der Südstadt aufgenommen. So war Antonia auch auf die Idee auszuziehen gekommen: Katharina Buchmann, Katie genannt, war vor zehn Jahren zusammen mit Antonia eingeschult worden. Sie hatten in der Grundschule nebeneinander gesessen und waren dicke Freundinnen gewesen. Kürzlich hatte Katie beschlossen, die Schule nach der zehnten Klasse zu verlassen, und in den nächsten Tagen würde sie eine Lehre als Tontechnikerin beginnen. Vor zwei Wochen schon hatte ihr Katie voller Begeisterung mitgeteilt, dass sie in eine WG gezogen sei. »Es ist eine alte Villa am Lindener Berg. Bisschen baufällig, aber okay. Und total billig, mit allem Drum und Dran kostet das Zimmer nur zweihundert Euro. Es ist übrigens noch eins frei…«
    »Das wird meine Mutter nie erlauben!«, war Antonias erste Reaktion gewesen. Aber Katie hatte entgegnet: »Dann frag sie doch gar nicht. Meine Eltern waren auch dagegen, aber was wollen sie groß machen? Sie können mich ja schließlich nicht anbinden. Und inzwischen finden sie es ganz okay.«
    »Aber du verdienst bald schon dein eigenes Geld, ich nicht«, hatte Antonia erwidert.
    »Du kannst doch jobben«, hatte Katie vorgeschlagen. »Und du kriegst bestimmt Schüler-BAföG. Überleg es dir. Dann wären wir zu viert, es wohnen noch zwei Jungs im Haus.«
    Katies Worte waren Antonia nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ausziehen! Jetzt! Sie war völlig fasziniert von diesem Gedanken.
    Als sie in Ralphs Haus gezogen waren, hatte Antonia im Stillen beschlossen, noch am Tag ihres achtzehnten Geburtstags wieder zurück in die Stadt zu ziehen. An diesem Gedanken hatte sie sich festgehalten, wie ein Häftling, der die Tage bis zu seiner Entlassung herunterzählt. Doch auf einmal schien der lang gehegte Traum zum Greifen nah. Sie musste lediglich ein paar Hürden überwinden…
    Gleich nach dem Gespräch mit Katie hatte Antonia im Internet über das Thema Schüler-BAföG recherchiert und herausgefunden, dass die Voraussetzungen, es zu bekommen, gut für sie standen: Das nächste Gymnasium lag so weit von ihrem Dorf entfernt, dass ein Umzug in die Stadt gerechtfertigt war. Auch wenn es ihr im Grunde egal war, ob sie an einer Gesamtschule oder einem Gymnasium ihr Abitur machte oder ob sie einen langen Schulweg hätte: Antonia wollte einfach weg aus diesem Dorf, weg von Ralph, zurück in die Stadt.
    Katie mailte Fotos. Antonia war begeistert. Hinter einem romantisch verschnörkelten Eisenzaun stand eine prächtige Villa aus der vorigen Jahrhundertwende. Was machte es schon aus, dass
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