Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Röslein stach - Die Arena-Thriller

Röslein stach - Die Arena-Thriller

Titel: Röslein stach - Die Arena-Thriller
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
Glasscheibe einen Sprung hatte, nahm er zwei Tassen, was Antonia ausnutzte, um seine Rückansicht in Augenschein zu nehmen. Nein, wirklich nicht übel. Aber bestimmt hatte der längst eine Freundin. Oder mehrere. Ganz gewiss hatte so einer nicht auf ein sechzehnjähriges Landei gewartet. Verdammt, wie sollte sie das nur aushalten, in einer WG mit so einem Jungen zu wohnen? Sie seufzte tief.
    »Heimweh?«
    »Was?«
    »Dieser schwermütige Seufzer eben.«
    »Quatsch, Heimweh!«, wehrte Antonia ab. »Ich bin doch kein kleines Kind mehr!«
    »Na ja…«
    »Ich werde bald siebzehn. Und du?«
    »Neunzehn.«
    »Studierst du?«, forschte Antonia.
    »Ich mache gerade ein soziales Jahr. Essen auf Rädern ausfahren und so. Meine Tour ist für heute zu Ende, deshalb hatte ich mich hingelegt. Ist immer recht stressig, die alten Leute quatschen dir die Ohren voll, dabei erzählen sie jeden Tag dasselbe.«
    »Ich will dich nicht stören. Zeig mir nur mein Zimmer, dann komm ich schon zurecht.«
    »Nur keine Hektik«, meinte Robert. »Erst mal einen Willkommenskaffee.« Er hatte sich hingesetzt und drehte sich eine Zigarette.
    »Auch eine?«, fragte er, als er damit fertig war.
    Antonia schüttelte den Kopf.
    »Es darf übrigens im ganzen Haus geraucht werden, nur nicht im Bad.«
    »Ich rauche nicht.«
    »Du bist aber hoffentlich keine von diesen radikalen Nichtraucherinnen, oder?«
    Antonia beeilte sich, dies zu verneinen. Robert nickte zufrieden und riss ein Streichholz an.
    Eine Fliege summte am Fenster, die Gasflamme fauchte leise, der Espressokocher gab schlurfende Geräusche von sich. Ein paar Tropfen fielen auf die Herdplatte, wo sie zischend verdampften. Der Rauch des Tabaks, die verbrannten Tropfen Kaffee – das alles zusammen roch irgendwie nach… nach Freiheit! Antonia lehnte für einen Moment den Kopf gegen die zitronengelb gestrichene Wand. Sie lächelte und hatte den Gedanken, dass sie diesen Moment ihr Leben lang nicht vergessen würde.
    »Bist du müde?«, fragte Robert.
    Sie machte die Augen auf. »Nein. Nur glücklich«, gestand sie und schämte sich schon im nächsten Moment für ihre Offenheit. Nur glücklich, mein Gott, Antonia, so was Uncooles sagt man doch nicht zu einem Typen, den man kaum kennt! »Der ländlichen Hölle entronnen«, setzte sie hinzu.
    »Ich weiß, was du meinst«, grinste Robert. »Ich komme aus Isernhagen. Das ist auch ziemlich ländlich.«
    Antonia kannte den Ort vom Durchfahren. Ein Nobelvorort; Geländewagen vor schick renovierten Fachwerkgehöften und dahinter, auf den Weiden, Pferde. Das konnte man mit ihrem Schweinedorf nicht einmal annähernd vergleichen, aber sie hütete sich, ihm das zu sagen.
    Der Kaffee war fertig. Er goss die rabenschwarze Brühe in die zwei Tassen.
    »Milch? Zucker?«
    Antonia nickte. Er stellte alles vor sie auf die zerkratzte Tischplatte, die ein klein wenig klebte. Eine Generalreinigung der Küche wäre mal wieder angesagt, erkannte Antonia, und: Lieber Himmel, ich denke schon wie meine Mutter!
    Nur mit viel Milch und Zucker war der Kaffee genießbar. Wie konnte Robert dieses fiese Gebräu schwarz trinken?
    »Schmeckt er dir?«
    »Ausgezeichnet!«
    »Ich bin nämlich der Einzige im Haus, der einen annehmbaren Kaffee kochen kann«, verkündete Robert und zog an seiner Zigarette. Stille breitete sich aus, nur eine Wanduhr mit vergilbtem Zifferblatt, die über der Tür hing, tickte die Zeit herunter.
    »Es ist so ruhig hier drin – ich meine… wenn man bedenkt, wie laut es draußen ist.« Unwillkürlich hatte Antonia geflüstert.
    »Der gute Herr Krüger hat schalldichte Fenster einbauen lassen, sonst hätte er den alten Kasten wohl gar nicht vermieten können.«
    »Ah«, sagte Antonia nur.
    Robert schaute sie abschätzend von der Seite an und grinste, bis Antonia verlegen zurücklächelte. Er nahm einen tiefen Zug, lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück und blies den Rauch aus. Antonia rührte einen dritten Löffel Zucker in den Kaffee, aber er schmeckte immer noch bitter.
    Dann fragte Robert: »Hat Katie dir eigentlich gesagt, dass das hier ein Mörderhaus ist?«
    Ein dezenter Gong ertönte, als Leopold Steinhauer die Galerie betrat. Er schaute sich um. Ein paar schlechte Aquarelle von Blumen, wahrscheinlich der Selbstverwirklichungstrip einer gelangweilten Hausfrau, ein Russe, der versuchte, die alten Impressionisten zu imitieren, allerdings mit viel zu grobem Pinselstrich und viel zu grellem Licht auf den Motiven. Es schüttelte ihn.
    Von seinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher