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Röslein stach - Die Arena-Thriller

Röslein stach - Die Arena-Thriller

Titel: Röslein stach - Die Arena-Thriller
Autoren: Arena
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der Putz stellenweise schon ein wenig abbröckelte und das freie Zimmer ein recht enger Schlauch zu sein schien. Egal! Wenn man das Ganze hübsch einrichtete, könnte es ein kleines Paradies sein. Ihr Paradies. Schließlich hatte sie Katie angerufen und sie gebeten, das Zimmer für sie freizuhalten. Sie würde noch diese Woche mit ihrer Mutter sprechen.
    »Aber beeil dich, wir kriegen ständig Nachfragen«, hatte Katie gedrängt und dann gesagt: »Mensch, Toni, zieh das durch, das wäre so cool!«
    Cool. Das sagt sich so leicht, dachte Antonia nun, unter dem erbosten Blick ihrer Mutter. Sie holte tief Luft und hörte sich dann sagen: »Du musst mir keine Stadtwohnung bezahlen. Ich will kein Geld von euch.« Das euch hatte abfälliger geklungen als beabsichtigt und sie bemerkte, wie ihre Mutter dabei zusammenzuckte. Etwas gemäßigter fuhr sie fort: »Ich werde einen BAföG-Antrag stellen und jobben. Und wohnen werde ich bei Katie in ihrer WG, das ist nicht teuer.«
    Zwar hatte ihre Stimme zuletzt brüchig wie Zwieback geklungen, aber sie hatte es geschafft, ihre Argumente vorzubringen, ohne in Tränen auszubrechen. Sie war stolz auf sich – ganz egal, was nun passieren würde.
    »Das alles hast du hinter meinem Rücken angezettelt?« Die Fassungslosigkeit war ihrer Mutter deutlich anzuhören.
    »Was heißt ›angezettelt‹? Ich habe mich nur informiert, im Internet. Katie hat mir das Zimmer reserviert, ich soll mich noch diese Woche entscheiden. Ich muss mich ja auch rechtzeitig bei der Schule anmelden.«
    »Wer ist Katie?«
    »Katharina Buchmann, sie ging früher in meine Klasse. Sie hat uns doch früher ganz oft besucht, sag bloß, du weißt das nicht mehr?«
    Hatte ihre Mutter ihr früheres Leben schon so sehr aus ihrem Gedächtnis getilgt, dass sie sich nicht einmal mehr an die beste Freundin ihrer Tochter erinnerte? Antonia schluckte ihren Ärger darüber hinunter und erklärte: »Sie fängt jetzt eine Lehre an, ihre Eltern haben auch nichts dagegen, dass sie in eine WG zieht.« Dass Katie fast ein Jahr älter war als Antonia, ließ sie bewusst unter den Tisch fallen. Aber ihre Mutter ging ohnehin nicht darauf ein, sondern ereiferte sich jetzt: »Ausziehen? Wie stellst du dir das vor? Das werde ich auf gar keinen Fall erlauben!«
    »Wieso denn nicht? Wenn ich statt des Abiturs eine Lehre machen würde, müsste ich ja auch in die Stadt ziehen, hier gibt es ja nichts.« Unwillkürlich wurde nun auch Antonias Stimme laut: »Und schließlich bin ich auch nicht gefragt worden, ob ich in dieses Scheißdorf ziehen will, zu deinem Macker…«
    Klatsch! Die Ohrfeige traf Antonia an der linken Wange. Vor Schreck stieß sie ihre Tasse um, der Kaffee lief über die Tischplatte und tropfte auf die gelblichen Bodenfliesen.
    Antonia sprang auf, rannte hinauf in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Ihre Wange brannte, Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie fühlte sich gedemütigt, aber gleichzeitig war ihr klar, dass diese Ohrfeige den Schlusspunkt hinter ihr bisheriges Leben gesetzt hatte. In einem Haus, in dem sie geschlagen wurde, würde sie nicht länger bleiben.
    »Entschuldige, ich… das wollte ich nicht«, hörte Antonia ihre Mutter durch die Tür rufen. »Antonia, mach bitte auf! Es tut mir leid.«
    Antonia versuchte, ihre Mutter, die gegen die Tür hämmerte, zu ignorieren. Mit zitternden Händen nahm sie ihr Handy aus der Schultasche und tippte eine SMS an Katie: Ich nehme das Zimmer. Als sie auf Senden drückte, war ihr erneut ein wenig flau im Magen, doch sie spürte auch, wie der fest um sie geschlossene Kokon der vergangenen Jahre von ihr abfiel und sich eine völlig neue Perspektive auftat. Ja, sie würde ein neues Leben anfangen. Ein selbstbestimmtes, neues Leben in der Stadt, in einer angenehmen Atmosphäre, ohne kleinliche Vorschriften, ohne Ralph…
    »Antonia, lass uns miteinander reden!«
    Reden? Jetzt wollte sie reden? All die Jahre hatte sich alles nur um Ralph gedreht, es war ihr egal gewesen, wie einsam Antonia sich hier gefühlt hatte, und jetzt also wollte sie reden. Antonia fand, dass alles gesagt war. Die Arme um die Knie geschlungen, setzte sie sich auf ihr Bett und wartete, bis ihre Mutter das Klopfen und Rufen aufgab. Dann raffte sie ihre Schulsachen zusammen und lief die Treppe hinunter, vorbei an der Küche. Als sie Antonia hörte, drehte sich ihre Mutter nach ihr um. »Antonia, warte!«
    Sie hatte geweint, das sah Antonia, und es versetzte ihr wider Erwarten einen Stich.
    »Du
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