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Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer
Autoren: Steven Saylor
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    CHRONOLOGIE
    Im folgenden sind
einige wichtige Ereignisse aufgelistet, die vor Beginn der Handlung
von Römischer Lorbeer (Mitte Januar 56 v. Chr.) stattgefunden
haben:
     
    90 v.
Chr.
    Gordianus in
Alexandria
    80 v.
Chr.
    König Soter von
Ägypten stirbt; nach ihm regiert für kurze Zeit Alexander
II., danach Ptolemaios Auteles. In Rom herrschte der Diktator
Sulla. Ciceros erste große Rede zur Verteidigung von Sextus
Roscius (vgl. Das Lächeln des Cicero).
    76 v.
Chr.
    Appius Claudius (Vater
von Clodia und Clodius) stirbt.
    75 v.
Chr.
    Erster Versuch des
Senats, im Sinne eines angeblich testamentarischen Wunsches von
Alexander II. zu handeln und Ägypten ins römische
Imperium einzugliedern.
    72 v.
Chr.
    Zweites Jahr des
Spartakusaufstands (vgl. Die Pforten des Hades).
    68 v.
Chr.
    Clodius stiftet eine
Meuterei in der Armee des Lucullus an. 65 v. Chr.
    Als Zensor
übernimmt Crassus einen erfolglosen Versuch, Ägypten zur
tributpflichtigen römischen Provinz zu
erklären.
    63 v.
Chr.
    Konsulat Ciceros,
Catilinarische Verschwörung (vgl. Die Rätsel des
Catilinä). Caesar und Pompeius versuchen nach dem Ackergesetz
des Rullus einen Tribut von Ägypten zu erheben, was von Cicero
vereitelt wird.
    62 v.
Chr.
    Clodias Mann Quintus
Metellus Celer wird Statthalter von Gallia Cisalpina. Clodius
stört die Riten der Bona Dea.
    61 v.
Chr.
    Clodius wird wegen des
Bona Dea-Skandals angeklagt und freigesprochen.
    59 v.
Chr.
    Caelius erhebt Anklage
gegen Antonius (der von Cicero verteidigt wird). Als Konsul sorgt
Caesar dafür, daß König Ptolemaios für den
Betrag von 35 Millionen Denar als »Freund und
Verbündeter des römisches Volkes« anerkannt wird.
In Ägypten erhöht König Ptolemaios zur
Verärgerung der Bevölkerung die Steuern. Clodius wird
Plebejer, um als Volkstribun kandidieren zu können. Clodia
wird durch den Tod von Quintus Metellus Celer zur Witwe.
    58 v.
Chr.
    Clodius wird Tribun.
Cicero wird ins Exil getrieben (März). Die Römer besetzen
das ägyptische Zypern. König Ptolemaios flieht nach
Rom.
    57 v.
Chr.
    Cicero kehrt aus dem
Exil zurück (September). Caelius unterstützt Bestias
Kandidatur zum Praetor. Eine von Dio angeführte Delegation von
einhundert Alexandrinern trifft in Italien ein.

 
    ERSTER TEIL
    ____________________
    NEX

1
    »Zwei Besucher
sind an der Tür, Herr.« Belbo sah mich mit gerunzelten
Brauen an und trat unsicher von einem Fuß auf den
anderen.
    »Ihre
Namen?«
    »Die wollten sie
mir nicht sagen.«
    »Bekannte
Gesichter?«
    »Ich habe sie
noch nie gesehen, Herr.«
    »Haben sie
gesagt, was sie wollen?«
    »Nein,
Herr.«
    Ich dachte einen
Moment nach, während ich in die Flammen des Kohlenrostes
starrte.
    »Ich verstehe.
Zwei Männer -«
    »Nicht ganz,
Herr…«
    »Zwei Besucher,
hast du gesagt. Sind es nun beides Männer oder
nicht?«
    »Tja«,
sagte Belbo und krauste die Stirn, »ich bin mir ziemlich
sicher, daß einer ein Mann ist. Wenigstens glaube ich
das…«
    »Und der
andere?«
    »Eine Frau -
glaube ich. Vielleicht aber auch nicht…« Er blickte
gedankenschwer, aber ohne großes Interesse in die Ferne, als
versuchte er, sich daran zu erinnern, was er zum
Frühstück gegessen hatte.
    Ich hob eine Braue und
sah über den glühenden Kohlenrost durch das schmale
Fenster in den Garten, wo eine Minerva-Statue über einen
kleinen Fischteich wachte. Die Sonne sank bereits. Die Tage des
Januaris sind viel zu kurz, besonders für einen Mann von
vierundfünfzig Jahren wie mich, alt genug, die Kälte in
den Knochen zu spüren. Doch das Tageslicht war noch immer hell
genug, um klar zu sehen, jedenfalls klar genug, um zu erkennen, ob
ein Mann oder eine Frau vor der Türe stand. Ließ Belbos
Sehkraft allmählich nach?
    Belbo ist nicht gerade
der hellste aller Sklaven, doch was ihm an Geist fehlt, hat er noch
immer mit seiner Muskelkraft wettgemacht. Lange Zeit war diese
ungeschlachte Masse aus schwellenden Muskeln und strohblondem Haar
mein Leibwächter gewesen, doch in den letzten Jahren ist seine
Reaktionsfähigkeit spürbar langsamer geworden. Ich hatte
gedacht, ich könnte ihn nun als Türsteher
beschäftigen, da ich annahm, seine lange Dienstzeit in meiner
unmittelbaren Nähe hätte ihn befähigt, die meisten
meiner Besucher zu erkennen, während Fremde sich durch seine
Größe nach wie vor einschüchtern ließen. Doch
wenn er nun noch nicht einmal den Unterschied zwischen einem Mann
und einer Frau erkennen konnte, hatte es wenig Sinn, ihn mit dieser
Aufgabe zu betreuen.
    Belbo
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