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Rock-and-Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt

Rock-and-Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt

Titel: Rock-and-Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt
Autoren: Bryan Smith
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Deprogrammierungs-Trainings erspart geblieben. Sie nahm nur der Form halber daran teil, um den Anschein zu wahren. Der Preis, den sie dafür zu zahlen hatte, bestand vor allem im Verlust ihrer Würde und ihrer Selbstachtung. Aber darüber würde sie hinwegkommen.
    Irgendwann.
    Vielleicht.
    Anna zuckte die Achseln.
    Sie mochte es nicht, zu tief über die langfristigen Folgen ihrer Situation nachzugrübeln. Verdammt noch mal, sie dachte generell nicht gerne über die Zukunft nach. Es war dieses graue, nebulöse Ding, das irgendwo an der Grenze des sichtbaren Horizonts lauerte. Sie hatte sich lange dem Motto verschrieben, in vollen Zügen zu leben, jung zu sterben und als ästhetisch ansprechende Leiche von der Bildfläche zu verschwinden. Sie hatte sich ihren Tod immer wie bei Nancy Spungen ausgemalt. Mausetot in irgendeinem heruntergekommenen Hotelzimmer in New York oder Paris. Mit Nadel im Arm oder Messer im Bauch. Es war ihr egal. Sie freute sich darauf, so intensiv wie möglich das Leben zu genießen, bevor sie das Rendezvous mit ihrem dunklen Schicksal hatte.
    Aber vielleicht ... wirklich nur vielleicht ... würde sie das auch irgendwann anders sehen.
    Wie auch immer, sie hielt die Fäden der Entscheidung selbst in der Hand. Sie würde immer die Herrscherin ihrer eigenen Seele bleiben.
    Vorher musste sie nur noch ein paar anstrengende Dinge überstehen.
    Miss Huffington ließ die Akte zuklappen und blickte Anna mit einem Lächeln an. »Es ist Zeit, Liebes.«
    Anna zwang sich ihrerseits ein Lächeln ins Gesicht. »Ja, Ma’am.«
    Sie stand auf und ging um den Schreibtisch herum. Miss Huffington schob ihren Stuhl zurück und stand auf, um Anna Platz zu machen. Dann beugte sich Anna vornüber und stützte ihre Hände gegen den Rand des Schreibtischs. Miss Huffington brachte sich hinter ihr in Position. Zuerst tat sie überhaupt nichts. Schon wieder diese elende Warterei. Anna ließ ihren Blick über das Bärenfell schweifen. Wenn es wie üblich lief, würden die Festivitäten des Abends dort ihren Abschluss finden. Immerhin fühlte sich der Vorleger gut auf ihrer nackten Haut an.
    Ein weiterer langer, bedeutungsvoller Moment verstrich.
    Anna hörte, wie sich Miss Huffingtons Atem beschleunigte.
    Noch ein Donnerschlag erschütterte das Fenster hinter ihnen.
    Dann hob Miss Huffington endlich den Saum von Annas Faltenrock an und ließ ihn über ihre Taille rutschen. Anna streckte ihren Hintern ein bisschen weiter nach oben. Dann fühlte sie die Hand der Schulleiterin auf ihren nackten Pobacken. Sie verharrten einen Moment lang dort. Eine leichte, fast sanfte Bewegung. Ein Hohn angesichts dessen, was folgen würde. Anna hielt die Luft an und schluckte kräftig.
    Miss Huffingtons Hand entfernte sich von ihrem Arsch.
    Anna verkrampfte.
    Dann hörte sie die Hand der Direktorin durch die Luft herabschießen.
    Der Schlag landete. Hart. Anna taumelte nach vorn und umklammerte die Kante des Schreibtischs noch fester.
    »Du warst ein sehr böses Mädchen, Anna.«
    Anna knirschte mit den Zähnen. »Ja, Ma’am.«
    »Bereust du deine Vergehen, Liebes?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir glauben soll, Anna. Du warst unartig und brauchst Disziplin.«
    Anna verdrehte ihre Augen.
    Natürlich brauche ich die.
    Miss Huffingtons offene Handfläche knallte wieder auf ihren Hintern. Dann noch einmal und noch einmal, wieder und wieder, bis Anna den Überblick verlor, wie oft sie geschlagen worden war. So lief das eigentlich fast immer. Bald würde Miss Huffington zwischen den Hieben kurz innehalten, um ihren nackten Hintern zu streicheln. Dann folgten weitere Schläge. Und irgendwann würde Anna einen vorsichtig tastenden Finger spüren. Kurz danach nahm die Farce mit der angeblichen Disziplinierung dann üblicherweise ein Ende und sie verlagerten die Party auf das Bärenfell.
    Aber Anna sollte sich irren.
    Diesmal wich Miss Huffington von der Routine ab, die sie mit dem jungen Mädchen etabliert hatte.
    Und für Anna änderte sich auf einen Schlag wirklich alles.

3: Müllmann
    (Garbageman; The Cramps, 1980)
    Ein Grab zu schaufeln war immer eine undankbare Aufgabe. Dreckig und zeitraubend. Everett Quigley hatte das Handwerk des Totengräbers nicht erlernt, aber in seine Bilanz als leitender Hausmeister an der MUSI fielen bereits drei dieser Löcher. Und jetzt ein viertes. Es hatte ihm schon bei den ersten drei Malen keinen besonders großen Spaß gemacht, aber zumindest war damals das Wetter anständig gewesen.
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