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Rock-and-Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt

Rock-and-Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt

Titel: Rock-and-Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt
Autoren: Bryan Smith
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die Schaufel aus dem Grab und begann hinauszuklettern. Die Erde an den Rändern zerrann als weichlicher Brei unter seinen behandschuhten Fingern. Er flutschte regelrecht in das Loch zurück, schaffte es aber schließlich, sich ins Freie zu hieven.
    Die Leiche des Mädchens lag in eine Zeltplane eingewickelt am Rande der kleinen Lichtung. Er trottete hinüber und griff an einem Ende nach dem perversen menschlichen Sushi. Fluchend und ächzend schleifte er sie zum Grab herüber. Die Muskeln in seinen Armen und Schultern spannten sich, als er sich darauf vorbereitete, den Körper in das Loch zu wuchten. Aber er zögerte. Ein sonderbar starkes Bedürfnis, noch einen Blick auf das Mädchen zu werfen, bevor er es der Erde anvertraute, ergriff von ihm Besitz. Er wunderte sich darüber. Das war krank und passte überhaupt nicht zu ihm. Er war kein Perverser. Nein, verdammt. Er war einfach ein stinknormaler Kerl, der in seinem Leben viele dumme Entscheidungen getroffen hatte und sich deshalb in einer unangenehmen Lage befand. Aber der Drang, sich die Leiche anzusehen, war so stark, dass er ihn nicht verleugnen konnte.
    Er legte die Plane ab und griff in seinen gelben Regenponcho, um ein X-Acto-Messer aus dem Werkzeuggürtel zu ziehen. Dann kniete er sich auf den Boden und benutzte das Messer, um die dicken Schichten von Gewebeband aufzuschlitzen, mit denen er den Körper in der Plane fixiert hatte. Einige Augenblicke später war die Plane vollständig aufgewickelt und lag direkt vor ihm.
    Der Atem stockte ihm.
    Und er spürte eine Schwellung im Schritt seiner Jeans. Eine Flut von Schamgefühl überschwemmte ihn, aber die Erregung blieb.
    Das passt nicht zu mir , beharrte eine fast schon verzweifelnd zeternde Stimme tief in seinem Inneren. Ich bin kein schlechter Kerl. So was mache ich nicht.
    Der Regen durchtränkte binnen kürzester Zeit die Haare des toten Mädchens und ihr groteskes Schulmädchenkostüm. Ihr klatschnasses, glänzendes Gesicht wirkte jetzt noch zarter, fast wie bei einem Engel. Wunderschön. Er legte eine Hand auf einen der blassen Schenkel und erschauerte unter seiner delikaten Weichheit. Er grunzte. Seine Nasenflügel bebten. Sein Schwanz drückte und drängte gegen den Jeansstoff. Er bewegte seine zitternde Hand an der eiskalten Innenseite eines Schenkels entlang. Seine Finger streiften über das aufwendige Tattoo eines hageren Rockstars mit nacktem Oberkörper, der sich über einen Mikrofonständer lehnte. Zwei darunterstehende Wörter komplettierten die Tätowierung: ROHE GEWALT. Dann wanderten seine Finger am Tattoo vorbei und glitten unter den Saum ihres Faltenrocks. Kurz danach drangen seine Finger in sie ein. Er fummelte mit der freien Hand am Verschluss seines Regenponchos.
    Dann erfüllte weißes Licht den Himmel.
    Everetts Kopf schnellte nach oben. Er verfolgte mit zusammengekniffenen Augen, wie eine gleißende Ader mit rasender Geschwindigkeit auf den Boden traf. Zuerst hielt er es für einen besonders spektakulären Blitzeinschlag, doch dann verwarf er den Gedanken sofort wieder. Die weiße Ader zog eine Art lodernden Lichtball hinter sich her. Das Objekt näherte sich schnell dem Boden und schien immer heller zu strahlen, je tiefer es flog.
    Everett schluckte. »Ein verfluchter Meteor. Scheiße aber auch!«
    Angst breitete sich in ihm aus, als er die Flugbahn des Meteors beobachtete und ihm klar wurde, dass er vermutlich in unmittelbarer Umgebung der Lichtung einschlagen würde. Everett zog seine Finger aus der Möse des toten Mädchens und stand kerzengerade da. Sein Kopf war immer noch auf den Himmel gerichtet. Sein Kiefer sackte herab, als er zusah, wie die riesige, glühende Kugel auf ihn zuschoss. Er fühlte sich wie ein dem Untergang Geweihter, der gelähmt auf den Zugschienen stand, während der Höllenexpress heranraste. Seine Beine zitterten. Er wimmerte.
    Der Meteor kam zu schnell runter.
    Er konnte nirgendwo hin.
    Außer ...
    Er warf einen Blick nach unten und stieß ein irres, hilfloses Lachen aus.
    Das Licht über ihm glomm heller denn je und tauchte die Lichtung in einen taghellen, warmen Glanz. Ein Tosen füllte seine Ohren und alles in ihm schrie danach zu springen.
    Er sprang.
    Ein weiterer Augenblick. Die Luft über ihm knisterte und zischte.
    Die Erde bebte.
    Dann kam die Explosion mit einem so gewaltigen und allumfassenden Lärm, dass sie kurzzeitig die gesamte Existenz auszulöschen schien.

4: Erleuchteter Himmel
    (Light up the Sky; Yellowcard, 2007)
    Der kleine
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