Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Robinas Stunde null

Robinas Stunde null

Titel: Robinas Stunde null
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
füllte den Winkel zwischen der
Kristallwand und der Ebene. Eine der Stabilisierungsflächen
lehnte abgeknickt darüber, die andere lag Dutzende Meter
hinweggeschlittert. Dieses Beiboot stand jetzt völlig
unbeschädigt wie eben gelandet vor der Wand. Der Bug wies
ins Firmament, als sei die Maschine startklar.
    Robina ließ ihr Gefährt stehen und ging zögernd auf die
Stätte des Wunders zu. Sie erreichte das Flugzeug, berührte
ungläubig die glatte Rumpffläche und hatte einen Augenblick
den irrsinnigen Wunsch, sich einzuschleusen und zu starten.
Wie im Traum begab sie sich unter dem Rumpf hinweg auf die
andere Seite.
    In etwa 50 Meter Entfernung gewahrte sie einen Container,
einen quaderförmigen Kasten, der nahe der Kristallfläche
stand, die über und über die Geschichte und Geschichten der
Robina Crux präsentierte, die sie auswendig konnte.
    Dann die Stimme: „Komm herein, Robina Crux!“ Langsam
senkte sich am Container eine Klappe.
Aus der Nähe betrachtet, wies der Kasten doch eine sehr
beachtliche Größe auf. Robina schätzte, ihre Behausung passte
mindestens drei Mal hinein.
Als sie den Eingang erreichte, wurde sie erneut
angesprochen: „Tritt ein und lege, wenn du willst, den
Skaphander ab. Du findest irdische Atmosphäre vor.“
Unendlich aufgeregt folgte Robina.
Der Schleusvorgang verlief automatisch. Robina betrat einen
kleinen Raum, in dem sich außer ihrem Birne und einem
großen würfeligen Pyritkristall
– offenbar als eine
Sitzgelegenheit gedacht – nichts befand. Den Abschluss zur
Containermitte hin bildete eine Art gläserne, aber schlierig
trübe Wand, hinter der Robina schemenhafte dunkle Schatten
ausmachte, die sie für Gestalten hielt.
Robina entledigte sich des Skaphanders.
Und wieder die Stimme: „Entschuldige, dass wir dir nicht
gegenübertreten. Wir können hier für den Direktkontakt nicht
die Bedingungen schaffen, die wir brauchen. Ich grüße dich,
Robina Crux, vom Planeten Erde. Wir sind fünf; nenne mich
Erster.“
Robina räusperte sich, sie fühlte, die Stimme würde ihr
versagen. „Ich grüße dich, Erster“, stammelte sie. „Ich grüße
euch als meine Erlöser, und ich bin unsagbar glücklich über
den ersten Kontakt zweier Zivilisationen.“
Pause.
Robina setzte sich auf den Kubus. Sie erwartete eine
Entgegnung auf ihre letzten Worte, ähnlich euphorisch.
Doch der Erste schwieg.
Schon wollte sie zu einer Verlegenheitsfloskel ansetzen, als
er weiter sprach: „Wir haben deine Schriften gelesen, daraus
und mit Hilfe unseres Roboters deine Sprache gelernt. Wir
glauben, alles richtig verstanden zu haben. Du bist vor
fünfunddreißig irdischen Jahren mit drei anderen Menschen
namens Mandy, eine Frau, und zwei Vertretern euren zweiten
Geschlechts, Frank und Stef, im Raumschiff REAKTOM
gestartet. Das erste Schiff der Menschheit mit
Antimaterieantrieb. Du wurdest Mitglied der Crew, weil du
gute Fähigkeiten besitzt, die bei euch damals noch
notwendigen Haltefelder zu steuern. Ihr habt im System
Alpha-Proxima-Centauri, wie ihr das Doppelgestirn nennt, in
dessen Biosphäre einen lebensfreundlichen Planeten entdeckt.
Schon auf dem Rückflug zur Erde, gerietet ihr in unseren
Funkleitstrahl. So seid ihr auf dieses Bruchstück eines
ehemaligen Planeten gekommen, das uns lange Zeit bekannt
ist, dessen hochwertige Rohstoffe wir gewonnen haben und
gelegentlich, wie jetzt, noch gewinnen. Ihr wolltet hier einen
Stützpunkt einrichten, um die Lagerstätten ebenfalls
auszubeuten…“
„Nein, Erster, du irrst. Stützpunkt ja, nur um euch zu treffen.
Abgesehen, dass wir es nicht wollten, wären wir technologisch
nicht in der Lage, hier Bergbau zu betreiben, Erze in großem
Stil zu transportieren…“, unterbrach Robina zaghaft.
„Hättet ihr vier das entschieden? Aber lass’ es. Wir möchten
wissen, ob wir deine Geschichte richtig verstehen. Während
eines Transportflugs mit einem Landeboot bist du durch die
Explosion der REAKTOM an die Wand geschleudert worden,
an der wir uns befinden. Vermutlich ist der Untergang deines
Schiffes durch einen Meteoritentreffer ausgelöst worden – in
diesem Raumsektor nicht unwahrscheinlich.
Es ist dir gelungen, unseren Funkleitstrahl zu manipulieren,
wodurch wir auf dich aufmerksam wurden und vorzeitig hierher starteten. Noch können wir eine Störung unserer
Einrichtungen auf dieser Basis nicht zulassen. Du hast dir
unseren Serviceroboter bis zu einem gewissen Grad hörig
gemacht – eine Unzulänglichkeit in unserer Programmierung.
Aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher