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Robinas Stunde null

Robinas Stunde null

Titel: Robinas Stunde null
Autoren: Alexander Kröger
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es hat dir geholfen, die schweren Jahre zu überstehen.
Sehen wir das so richtig?“ Der Erste schwieg.
„Ja, ihr seht das richtig“, antwortete Robina in gedämpfter
Freude. Die Darlegungen des Ersten waren ihr allzu förmlich,
der Situation unangemessen sachlich vorgekommen. Vom
Großartigen des Augenblicks ließ sich kein Deut heraushören.
Und der Hinweis auf den Roboter klang, als bedauere er, dass
sie ihn beeinflussen konnte. „Was ich von der Erde, von
meinem Heimatplaneten, mitgeteilt habe, ist das deutlich?“
Eine Weile antwortete der Erste nicht, ganz, als müsse die
Frage einer Prüfung unterzogen werden. „Du hattest dort einen
Gefährten, namens Boris“, sagte er dann, „und zu deiner Sippe
gehören ein Ed, den du Bruder nennst, ein Vater und eine
Mutter.“ Er schwieg.
„Ist das alles?“
Wieder zögerte er mit der Antwort. „Wir haben alles gelesen,
aufgezeichnet und wahrscheinlich verstanden. Wir können uns
ein Bild von deinem Erleben dort machen. Die Information ist
ausreichend, Fragen ergeben sich keine.“
Neben zunehmender Enttäuschung stieg in Robina Ärger an
über soviel Kaltschnäuzigkeit und Arroganz. Oder lag es
einfach nur am Sprachverständnis? ,Aber dazu redet er zu
perfekt.’ „Was habt ihr vor?“, fragte Robina aus dieser
Stimmung heraus ziemlich patzig.
„Wir benötigen noch einige Zeit für die Erzgewinnung. Du
hast Gelegenheit, dich zu entscheiden. Entweder du reist mit
uns, das ist unbequem für dich, weil du dich der Atmosphäre
wegen in unseren Schiffen nur begrenzt oder im Skaphander
bewegen kannst. Wann und ob du in deine Heimat kommst, ist
ungewiss. Die zweite Möglichkeit: Wir helfen dir, die
Menschen über deinen Aufenthalt zu benachrichtigen und
setzen einen Leitstrahl zu diesem Himmelskörper. Wann sie
hier sein könnten, kannst du dir selber ausrechnen. Unseren
Roboter, den du Birne nennst, lassen wir zu deiner
uneingeschränkten Verfügung hier. Vorräte können wir
ergänzen – auch Wasser. Eingriffe in unsere Anlagen solltest
du unterlassen. Wähle! Wir werden dich rechtzeitig vor
unserem Aufbruch nach deiner Entscheidung befragen.“ Er
schwieg.
Robina hatte den deutlichen Eindruck, dass die Begegnung
aus seiner Sicht zu Ende sei. „Wo kommt ihr her?“, fragte sie
rasch, „von welchem Planeten?“ Sogleich wurde ihr bewusst,
dass sie eine sehr törichte Frage gestellt hatte. Was würde ihr
ein Name, ein Raumsektor, selbst nach irdischer Systematik,
schon sagen?
Die Antwort jedoch verblüffte sie außerordentlich: „Wir
kommen von unseren Schiffen. Unser Heimatplanet existiert
nicht mehr. Vielleicht finden wir bald einen neuen… Wende
dich an den Roboter, wenn du etwas benötigst oder Fragen
hast. Er wird dich begleiten.“
Nach diesen Worten ruckte der Roboter an und schwebte zur
Tür. Zögernd stieg Robina in ihren Raumanzug und folgte
gedankenvoll. Sie sann den Worten nach: „Unser Heimatplanet
existiert nicht mehr.“
,Was bedeutet das? Heißt es, dass sie durch Zeit und Raum
vagabundieren – vielleicht schon über Äonen? Kann es auch
sein, dass sie auf der Suche sind? Konnte darin nicht auch eine
Gefahr für mögliche Existenzen liegen, die besitzen, was jene
brauchen?’
Draußen erwartete sie Birne neben einem zweiten, ähnlich
aussehenden aber kleineren Roboter. „Dein neues Eselchen“,
sagte er.
Robina stutzte und betrachtete das Ding näher. Während der
hintere Teil an Birne erinnerte, glich der Bug dem eines
zweirädrigen Motorfahrzeuges. Robinas Blick zog ein
verhältnismäßig großer horizontal angebrachter Schirm an, der
brillant die Karte der Vorderseite des Boliden zeigte,
vermutlich mit allen Einzelheiten. Und Robina war sich sicher,
dass man diesem Schwebzeug
– es stand wie Birne 30
Zentimeter über dem Boden – jeden Kurs eingeben konnte.
Doch das sicher praktische Ding lenkte Robinas Gedanken
nur einen Augenblick ab. Wuchtig wurde sie sich der
Tragweite dessen bewusst, was der Erste ihr aufgegeben hatte.
Beinahe unbewusst schritt sie in die Ebene hinein, setzte sich
auf ihr Eselchen und fuhr langsam zu ihrem Domizil. Der
Birne und ihr neues Mobil folgten ihr, aber das nahm sie nicht
wahr. Sie schleuste sich ein, warf sich aufs Lager. Sie fühlte
sich außerstande, die Konsequenzen der vorgeschlagenen
Alternativen zu Ende zu denken. Dabei, so glaubte sie, hatte
sie sich unterbewusst bereits entschieden: So verlockend das
Kennenlernen einer anderen Zivilisation sein mochte, sie
wollte zur Erde,
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