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Rob - Toedliche Wildnis

Rob - Toedliche Wildnis

Titel: Rob - Toedliche Wildnis
Autoren: Stefanie Ross
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verpasst habe.«
    »Mir haben bei der Rede von Beth zwei anwesende DeGrasse-Brüder und meine Tochter und meine Frau gereicht. Ich bin mir wie ein kleines Kind vorgekommen, das bei einer strengen Lehrerin zur Standpauke antreten muss.« Murat hob die Schultern, als ob er frieren würde, und Rob lachte erneut. Seine trübe Stimmung war endgültig verflogen, und er freute sich auf den Abend und das Treffen mit seiner Familie, zu der sein Freund mittlerweile in gewisser Weise auch gehörte. Eigentlich wusste er nicht einmal mehr, warum er das Abendessen noch bis eben am liebsten vermieden hätte.
    Rob klappte sein Notebook zu und wollte es zusammen mit einigen Akten in seiner Tasche verstauen, aber Murat schüttelte den Kopf. »Lass es hier. Deine Arbeit kann bis morgen warten. Wenn du unbedingt ins Internet musst, kannst du dein Handy benutzen. Aber bitte höchstens, um irgendwelche Sportergebnisse abzufragen. Geschäftliche Mails sind verboten. Ab jetzt steht nur noch Spaß auf dem Programm.«
    Den entschlossenen Blick seines Freundes kannte Rob nur zu gut. Ehe er es auf einen Streit ankommen ließ, gab er lieber nach. Es war gerade fünf Uhr, und Rob konnte sich nicht daran erinnern, in den letzten Monaten jemals schon um diese Zeit sein Büro verlassen zu haben, oder wenn, dann nur, um zu Hause weiterzuarbeiten. Zu Hause. Das Wort hatte einen merkwürdigen Beigeschmack. Er besaß zwar eine eigene Wohnung, hielt sich aber in seiner Freizeit bei seinen Eltern oder bei Ana auf. Als Rob und seine Brüder noch klein gewesen waren, hatten seine Eltern Ana als Haushälterin eingestellt, aber bald waren sowohl sie als auch ihr Mann und ihre Tochter fester Bestandteil der Familie geworden, und die Brüder waren in zwei Familien aufgewachsen. Robs leibliche Eltern waren beruflich viel unterwegs gewesen, dank Ana hatten die Kinder jedoch nie etwas vermisst. Allerdings wurde es mit mehr als fünfunddreißig Jahren allmählich Zeit, eine eigene Familie zu gründen, und genau das hatte Rob vor. Zwar verband ihn mit Sylvie Fergusson keine leidenschaftliche Liebe, aber eine langjährige Freundschaft, die er nun intensivieren wollte. Leider war er der Einzige, der das als ideale Basis für eine Ehe und Kinder ansah, aber er würde sich weder von seiner Familie noch von seinen Freunden vorschreiben lassen, wie er sein Leben zu führen hatte. Seine Entscheidung stand fest, und an Sturheit konnte er es mit seinen Brüdern mühelos aufnehmen.
    »Willst du dich doch noch aus dem Fenster stürzen?«
    Verdammt, Rob hatte nicht einmal bemerkt, dass er schon wieder auf die Bucht hinausstarrte.
    »Schon gut, lass uns gehen.«
    Obwohl das Büro im achten Stock lag, verzichteten sie auf den Fahrstuhl. Im Treppenhaus beobachtete Rob seinen Freund unauffällig. Murat war nicht anzumerken, dass vor einigen Monaten sein Bein schwer verletzt worden war und die akute Gefahr einer Amputation bestanden hatte. So schmerzhaft die zahlreichen Operationen auch für ihn gewesen waren, so hatte die Verwundung durchaus auch ihre guten Seiten gehabt. Seine Frau und seine Tochter konnten durch ihren Umzug nach Amerika einige bittere Erfahrungen hinter sich lassen, und zwischen Rob und Murat hatte sich eine enge Freundschaft entwickelt. Leider wusste Rob immer noch nicht, ob sein Freund in sein Heimatland zurückkehren oder dauerhaft in Amerika bleiben wollte. Rob hatte oft genug versucht, Murat davon zu überzeugen, dass ein dauerhaftes Bleiberecht für ihn und seine Familie problemlos durchsetzbar wäre. Immerhin war er verwundet worden, als er einen Einsatz der Navy SEAL s unterstützt und eine Kugel, die für Lucs Lebensgefährtin bestimmt gewesen war, abgefangen hatte. Da in Afghanistan eine Amputation unvermeidlich gewesen wäre, hatte Luc dafür gesorgt, dass Murat in Charleston behandelt wurde und bei Ana und ihrer Familie ein neues Zuhause fand. Außer seinen Brüdern hatte Rob in der Vergangenheit zwar zahlreiche gute Bekannte, aber nie einen engen Freund gehabt. Er würde Murat und dessen Familie schmerzlich vermissen.
    Als die beiden Männer die Tür zur Tiefgarage erreicht hatten, rief Rob sich innerlich zur Ordnung. Diese endlosen Grübeleien, die den ganzen Tag seine Gedanken beherrschten, gingen ihm allmählich auf die Nerven. Es war alleine Murats Entscheidung, ob und wann er mit seiner Familie in seine Heimat zurückkehrte.
    Rob stieß die Stahltür auf und blieb irritiert stehen. Das Gebäude war mit modernster Technik ausgestattet, und
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