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Rob - Toedliche Wildnis

Rob - Toedliche Wildnis

Titel: Rob - Toedliche Wildnis
Autoren: Stefanie Ross
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überlegte kurz. Dank ihrer jahrelangen Erfahrung mit überflüssigen und nervtötenden Besprechungen während ihrer Militärzeit war sie eine Meisterin darin, die wichtigsten Stichworte aufzuschnappen und den Rest einfach zu ignorieren. »Erfolgreicher Anwalt … auf einem Selbstfindungstrip.«
    »Anwalt ist richtig, der Rest ist Blödsinn. Aber du solltest jetzt nach Hause gehen, dich ausruhen und deine Ausrüstung zusammenstellen. Morgen früh geht es los.«
    Ihren Rucksack zu packen dauerte keine halbe Stunde. Mit einer kühlen Flasche Bier hockte sich Cat auf das Verandageländer und genoss den Blick auf die Berge mit den schroffen Granithängen. Wenn es ihr gelang, ihren unerwünschten Begleiter auszublenden, hätte sie vielleicht eine Chance, den Ausflug in ihr Lieblingsgebiet des Parks zu genießen. Immerhin hatten sie ein gemeinsames Ziel und wollten Berglöwen in ihrer natürlichen Umgebung beobachten. Die scheuen Raubkatzen faszinierten sie schon seit ihrem ersten Tag im Yosemite, und ihre Kollegen zogen sie gerne damit auf, dass das bei ihrem Spitznamen »Cat« – Katze – auch kein Wunder sei.
    Jeder Schluck Bier ließ ihr Selbstmitleid weiter schwinden. Mit dem Anwalt würde sie schon fertig werden. Es war nur eine kleine Unannehmlichkeit, seitdem sie, dank Ted, den Job im Nationalpark bekommen hatte. Sie hatte befürchtet, in einem der Stützpunkte zu landen, die zu jeder Jahreszeit von Touristen überschwemmt wurden. Doch stattdessen war ihr Einsatzort ein abgelegener Posten, bei dem der Naturschutz im Vordergrund stand. Nur wenige Besucher verirrten sich in ihre Region, obwohl die unberührte Schönheit weit beeindruckender war als die Aussichtspunkte, zu denen sich tagtäglich von den riesigen Parkplätzen wahre Menschenmassen die wenigen Schritte quälten. Ihr sollte es recht sein. Andererseits war diese Einstellung ungerecht und egoistisch. Nicht jeder war körperlich zu anstrengenden Wanderungen in der Lage. Und während ihrer kurzen Aufenthalte in den Besucherzentren oder auf den Aussichtsplattformen hatten Cat die begeisterten Ausrufe der Kinder nicht kaltgelassen. Die Kleinen konnten sich von dem Anblick des Bergpanoramas oder der Wasserfälle kaum lösen, und das war um einiges besser, als wenn sie stundenlang vor ihrem Nintendo saßen. Cat bewunderte ihre Kollegen dafür, dass sie den Besuchern mit kurzen, humorvollen, aber eindringlichen Vorträgen klarmachten, wie wertvoll die Natur war und dass sie geschützt werden musste.
    Seufzend rieb sich Cat über das Gesicht. Immerhin war dieser Anwalt so clever, dass er mit Ted eine geführte Tour vereinbart hatte. Viele Besucher holten sich lediglich die Erlaubnis, alleine loszuwandern, und beschränkten sich dann auf die einigermaßen kartografierten Wege. Dieser Rob wollte hingegen das volle Programm und dorthin, wo es keinerlei Wegmarkierungen mehr gab, sodass das GPS -Gerät und der gesunde Menschenverstand die einzigen Orientierungshilfen waren. Vielleicht schätzte sie ihn doch falsch ein. Die Antwort darauf würde sie am nächsten Tag erfahren.
    Lautes Hundegebell riss sie aus ihren Gedanken. Im nächsten Moment saß auf ihrer Veranda ein Besucher. Hechelnd blickte der Hund ihres Nachbarn sie an. Seinen treuherzigen Augen hatte sie noch nie widerstehen können, und bereitwillig kraulte sie ihm das dichte Fell. Roby war ein reinrassiger Schäferhund, der einige bemerkenswerte Tricks beherrschte. Mit einem leisen Bellen signalisierte er, dass es nun mit den Streicheleinheiten reichte und verschwand im Inneren des Hauses. Cat wusste, was als Nächstes passieren würde, und schmunzelte. Das Tapsen der Pfoten auf dem Holzfußboden kam wieder näher, und Roby kehrte zurück. Im Maul trug er vorsichtig eine Packung seiner Lieblingskekse. Der Hund hatte zwar keine Hemmungen, seine Wünsche mitzuteilen, war aber zu wohlerzogen, um sich einfach selbst zu bedienen. Cat nahm die Packung, öffnete sie und hielt ihm einen Keks hin. Mit einem weiteren Bellen schnappte sich Roby die Leckerei und ließ sich dann zufrieden kauend zu ihren Füßen nieder.
    Nicht zum ersten Mal überlegte Cat, sich einen eigenen Hund anzuschaffen. Ein Mitbewohner wie Roby wäre perfekt, und die Umgebung war für Tiere ideal. Andererseits wusste sie nicht, ob das abgelegene Holzhaus für sie wirklich eine Dauerlösung darstellen würde. Nur fünf weitere Häuser standen am Ende der unbefestigten Straße. Der nahe gelegene See und der Ausblick auf die Berge waren
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