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Rittermord

Rittermord

Titel: Rittermord
Autoren: Edgar Noske
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Antwort bestand darin, daß sie nach mir spuckte, mich aber verfehlte.
    »Wenn du das noch einmal machst, zieh ich dich an den Haaren durch die Pferdescheiße«, sagte ich. »Und jetzt ab in den Käfig mit euch.«
    Die Box wirkte recht sauber, jedenfalls konnte ich keine Pferdeäpfel entdecken. An der gegenüberliegenden Wand hingen mehrere Leinen und Zaumzeug. Darunter lag ein Ballen Stroh oder Heu. Ich kann das nie auseinanderhalten.
    »Setzt euch da drauf«, sagte ich. »Ich hab nämlich ein paar Fragen.«
    »Deine beschissenen Fragen kannst du dir sonstwohin stecken!« keifte Beate.
    »Ich sagte: Setzen.«
    Josef ließ sich als erster nieder. Ich sah ihm an, wie seine Gedanken bei der fieberhaften Suche nach einem Ausweg Amok liefen. Als er saß, hockte sich auch Beate hin und rieb sich die Hüfte. Ich verstaute die Ruger wieder im Hosenbund und lehnte mich mit der Schulter an den Pfosten des Gatters.
    »Eine Frage hab ich auch«, sagte Josef. »Wie hast du es rausgekriegt?«
    »Mit der üblichen Mischung aus Neugier, Kombinationsgabe, Instinkt, Glück und Hartnäckigkeit«, sagte ich und schob den Zahnstocher auf die andere Seite. »Fehler hast du wenige gemacht, dafür war einer davon um so gravierender: Beate hätte nicht derart penetrant versuchen dürfen, mich auf Kunos Fährte zu locken. Das war das erste, was mich mißtrauisch gemacht hat. Genial war hingegen der Zug, daß du dich als Jakob durch kleine, relativ leicht zu widerlegende Lügen verdächtig gemacht hast. Während ich Beweise gesammelt habe, um dich zu überführen, hat Beate seelenruhig zugesehen, um dir dann im entscheidenden Augenblick das Alibi zu geben. Aber letztendlich ist auch das ein alter Hut: Reingewaschen ist nun mal sauberer als nie schmutzig gewesen.«
    »Einen Fehler hast du vergessen. Ich hätte dich damals im Keller erledigen sollen, statt dich nur niederzuschlagen. Die Gelegenheit war einmalig, und ich hab sie verpaßt.«
    »Noch schlauer wäre gewesen, du hättest die Papiere aus der Kassette gleich nach Jakobs Ermordung verschwinden lassen.«
    »Ich hatte von einem Tag auf den anderen so viel zu bedenken, mußte so viel richtig machen, daß ich die verdammte Kassette einfach vergessen habe. Erst an dem Tag, als ihr in den Keller gegangen seid, ist das Ding mir wieder siedendheiß eingefallen. Daß ich es noch vor euch geschafft habe, da zu sein, war mehr Glück als Verstand.«
    »Warum erzählst du ihm das alles?« fragte Beate. »Du redest dich noch um Kopf und Kragen. Halt den Mund und hol erst mal deinen Anwalt.«
    Ganz meiner Meinung, hätte ich beinahe gesagt. Josef redete mir wirklich ein bißchen zu bereitwillig. So was macht mich mißtrauisch.
    Während er etwas von ›er wolle es hinter sich haben‹ faselte, drehte ich mich um und sah die Stallgasse hinunter. »Wo sind eigentlich die Pferde?«
    »Wie?«
    »Ich seh keine Pferde.«
    »Die sind auf der Weide. Wir haben schließlich Juni. Nur nachts holen wir sie aus Sicherheitsgründen rein.«
    Sie tuschelten noch, als ich mich wieder umdrehte. Mein Räuspern ließ sie zusammenfahren.
    »Beate will wissen, woher du das mit den Augenbrauen wußtest«, sagte Josef und guckte wie ein Erstklässler, der trotz voller Hosen behauptet, er hätte es rechtzeitig aufs Klo geschafft.
    Ich zog ihm aber nicht die Ohren lang, sondern sagte lediglich zu Beate: »Du hast mir doch selbst erzählt, daß du Visagistin bist. Da hab ich zwei und zwei zusammengezählt. Hätte er gequiekt, hätte ich mich entschuldigt. Und jetzt will ich wissen, warum du deinen Bruder ermordet hast, Josef.«
    »Wie?«
    »Du hast mich sehr wohl verstanden«, schnauzte ich. »Ich habe nach deinem Motiv gefragt.«
    Er war ehrlich verdattert. »Ich … Ich …«
    »Weil er dich um dein Erbe betrogen hat?«
    »Quatsch!« brauste er auf. »Sicher, bei seinem Tempo hätte ich zweihundert Jahre bis zur letzten Rate warten können. Mir erzählt der infame Hund, er hat kein Geld, und dann geht er hin und kauft sich zwei Tage später dieses ökologische Desaster von einem Auto. Auch wenn er die Karre billiger gekriegt hat, weil sie beschädigt war, hat das Ding trotzdem mehr gekostet, als er mir in den drei Jahren bezahlt hat.«
    Bei mir begann ein ganzes Glockenspiel zu klingeln. »Du sagtest, der Wagen sei beschädigt gewesen. Wo war er beschädigt?«
    »Was weiß ich. Irgendwo vorne. Scheinwerfer und Kotflügel. Glaub ich zumindest. Warum?«
    »Weißt du, von wem er den Wagen gekauft hat?«
    »Keine Ahnung.«
    Im
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