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Rittermord

Rittermord

Titel: Rittermord
Autoren: Edgar Noske
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wenigstens, was du vorhast.«
    »Ich glaube, das weißt du.«
    Sie sog tief Luft ein. »Was sollen wir uns dann sagen? Au revoir oder adieu?«
    »Halt mir ein Zimmer frei«, sagte ich.
    *
    Ich hatte in den letzten Tagen kaum etwas gegessen und für meine Verhältnisse so gut wie nichts getrunken. Im Gegenteil, ich hatte mich sogar kalorienzehrend betätigt, und doch kam ich an den gestapelten Bierkisten schlechter vorbei als zuvor. Wenn das der Erfolg solider Lebensführung war, dann konnte mich der ganze Quatsch mal kreuzweise.
    Oben wurde es noch enger. Zwei Koffer und eine Reisetasche blockierten die Tür.
    »Was wird das?« fragte ich Beate, als sie die Tür öffnete. »Urlaub oder Umzug?«
    »Komm erst mal rein.«
    Die Küche war aufgeräumt und geputzt, alles blitzte und blinkte. Ich traute mich kaum, Platz zu nehmen.
    »Ein letztes Bier hab ich noch. Magst du?«
    »Anständige Leute frühstücken um die Zeit.«
    »Das hat dich doch noch nie gestört.«
    »Gib schon her.«
    Während ich einen langen Zug nahm, fragte sie: »Wie ist es bei Kuno gelaufen?«
    »Eine Unterhaltung ist leider nicht zustande gekommen«, sagte ich und erzählte, wie der Barde vor den Balken geknallt war. »Aber was ist hier los?«
    »Ich geh wieder nach Berlin. Ich hab da ’nen Job beim SFB in Aussicht. Nichts Dolles, aber man kann davon leben.«
    »Wie kommst du hin?«
    »Mit Bus und Bahn. Der Zug geht um halb elf ab Euskirchen. In Köln muß ich umsteigen. Warum fragst du?«
    Ich konsultierte meine Seiko.
    »Wenn ich dich zum Bahnhof bringe, reicht’s. Ich hab nämlich noch ’ne Überraschung für dich.«
    »Was denn für eine Überraschung?«
    »Du weißt doch, wie das mit Überraschungen ist«, sagte ich. »Redet man drüber, sind es keine mehr.«
    *
    Vor dem Haus parkten mehrere Autos. Ich stellte meinen Golf dazu, und wir stiegen aus.
    »Auch auf die Gefahr hin, daß du mich für neugierig hältst, was wollen wir hier?« fragte Beate.
    Anstatt ihr zu antworten, fragte ich eine hübsche Blondine mit Brille, die gerade über den Hof getippelt kam und bleistiftkauend in ein Formular auf einem Klemmbord vertieft war, wo ich Jakob Deutsch finden könne.
    »Er müßte in der Reithalle sein«, sagte sie ohne aufzusehen.
    »Die Reithalle ist wo?«
    Jetzt sah sie mich an und lächelte. Sie hatte schiefe Zähne. »Die Reithalle ist die Halle ohne Klimasteuerung. Dort drüben.«
    »Danke.«
    Wir spazierten über den Hof, wo ordentlich was los war. Ein Lkw wurde mit in Säcken verpacktem Saatgut, ein anderer mit Kisten voller Salatköpfe beladen. Der John Deere wurde auf Zwillingsbereifung umgerüstet, und drüben im Stall fühlte der Tierarzt den Kühen den Puls. Die großzügige Verglasung des Wohnhauses erlaubte auch einen Blick in das Großraumbüro im Parterre. Vor allen Bildschirmen rauchten die Köpfe. Die ÖEE ackerte für die nächsten fünfundzwanzig Millionen Umsatz.
    Wir gingen die geteerte Zufahrt zu den beiden Hallen entlang. Als wir näherkamen, erkannte ich, was mir aus der Entfernung nie aufgefallen war. Halle zwei war lange noch nicht so weit, um als Kühlhalle genutzt zu werden. Auf dem Dach waren zwar schon die verzinkten Rahmen zur Aufnahme der Solarzellen montiert, aber die Module selbst fehlten noch. Dafür war sie bereits isoliert. Als ich gegen die Außenwand klopfte, klang es ähnlich dumpf wie bei Halle eins. Die Pferde würde es freuen, vor allem im Winter.
    Da die beiden Hallen vom gleichen Zeichenbrett stammten, gab es auch hier auf der Vorderseite eine Tür. Die war allerdings verschlossen. Also mußten wir auf die andere Seite des Gebäudes, wo sich das Rolltor befand. Es war zur Hälfte hochgefahren.
    »Ab jetzt müssen wir schön leise sein«, sagte ich. »Sonst wird das nichts mit der Überraschung.«
    »Willst du dich etwa anschleichen? Das ist doch Kinderkram.«
    »Gönn mir halt den Spaß.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich Spaß ist.«
    »Man muß auch mal vertrauen können«, sagte ich und zwinkerte. »Nun komm schon.«
    Die Halle war in zwei Bereiche unterteilt. Der vordere und größere Teil bestand aus einem mit Torf und Sägespänen bestreuten Reitplatz, auf dem verschiedene Hindernisse aufgebaut waren. Hier wurde also Springreiten geübt. Es gab sogar ein anderthalb Meter hohes Mäuerchen, das allerdings nach Pappmaché aussah. Eigentlich vermißte ich nur einen Wassergraben. Aber vielleicht gab es ja irgendwo einen Deckel, den man hochheben konnte.
    Jenseits des Platzes besorgte
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