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Rittermord

Rittermord

Titel: Rittermord
Autoren: Edgar Noske
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Verteilerkasten. Die Funken sprühten grell, während gleichzeitig die Deckenbeleuchtung verlosch. Ich machte ein paar Sprünge zur Seite, riß mir die Sonnenbrille runter und verharrte unbeweglich. Binnen Sekunden konnte ich eine erste Bewegung wahrnehmen.
    Josef stolperte geblendet herum. Er hatte scheinbar noch registriert, in welche Richtung ich mich wegbewegt hatte, denn bis auf einen halben Meter Versatz steuerte er direkt auf mich zu.
    »Du feiges Schwein«, brüllte er und stocherte mit seinem Eisen in der Dunkelheit herum wie mit einer Astgabel in einem Tümpel. »Wo hast du dich verkrochen?«
    Ich würde ihm mein Schwert bis zur Parierstange in die Brust rammen, das wußte ich. Es war meine einzige Chance, denn auf einen Kampf mit ihm konnte ich es nicht ankommen lassen.
    Uns trennten nur noch wenige Schritte. Langsam hob ich die Waffe, wobei ich den rechten Unterarm als Stütze unter die Klinge geschoben hatte. Ein wenig zitterte ich. Jetzt war es soweit.
    In dem Moment setzte sich das Rolltor in Bewegung.
    Damit hatten wir beide nicht gerechnet. Verblüfft glotzten wir auf den schnell breiter werdenden Streifen Licht. Etliche Schuhpaare und Hosenbeine wurden sichtbar. Erst in letzter Sekunde nahm ich wahr, daß Josef erneut angriff. Ich warf mich zur Seite, und sein Hieb ging ins Leere.
    »Werfen Sie die Waffe weg, Herr Deutsch«, dröhnte Emmelmanns Stimme durch die Halle. »Das Spiel ist aus.«
    »Niemals«, schrie Josef und und hob die Waffe über den Kopf.
    Ich lag da wie auf der Schlachtbank. Der nächste Hieb würde mich halbieren. Ich sah Josefs glühende Augen, ich sah sein Grinsen, und ich sah, wie das Schwert –
    Der Schuß fiel eher.
    Josef stolperte drei, vier Schritte rückwärts und stürzte zu Boden.
    »Den Arzt, schnell«, rief Emmelmann.
    »Hinten in der Box liegen auch noch zwei«, sagte ich und rappelte mich hoch. »Ich hab so das Gefühl, ich muß mich bei Ihnen bedanken.«
    »Irrtum«, sagte er und trat aus dem Weg.
    Am Rolltor stand Gina.

Epilog
    Der Besitz von Legebatterien ist ebenso wenig strafbar wie das Singen scheußlicher Lieder. Im Gegensatz dazu wird das Überfahren von Kindern und das Begehen von Fahrerflucht streng geahndet. Aber nur, wenn man dessen überführt werden kann. Das ist jedoch nicht immer möglich. Um das auszugleichen, geht die Gerechtigkeit manchmal sehr eigenwillige Wege.
    Drei Wochen nach den zuletzt geschilderten Ereignissen wurde Kuno, der Barde, beim Verlassen des ›Wirtshauses an der Rauschen von einem Bierlaster überfahren. Seitdem sitzt die Stimme der Eifel im Rollstuhl. Noch während seines Aufenthaltes in der Rehabilitationsklinik verfügte Kuno die Gründung einer Stiftung zur Förderung Querschnittsgelähmter, die seinen Namen tragen sollte und in die er als Startkapital eine Million einbrachte.
    Eine der ersten, die in den Genuß von Fördermitteln aus Kunos Stiftung kamen, war die kleine Sophie Kalff. Deswegen, ein bißchen aber auch wegen der Autogrammkarte, die ich Gina überließ und die sie an Sophie weitergab, ist die Kleine einer der treuesten Kuno-Fans. Bei Gelegenheit werden Gina und ich sie mal mit nach Münstereifel nehmen, und dann gehen wir ganz schick bei Kuno essen.
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