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Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes
Autoren: David Gemmell
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Hügel bei ein paar Bäumen nieder. Als er auf den Boden traf, sank er in ihn hinein, in einem Anflug von Panik stieg er wieder empor und wünschte, er wäre wieder körperlich. Der Wunsch ging in Erfüllung, und er setzte sich ins Gras. Der Nebel hatte die oberen Hänge des Hügels noch nicht erreicht, und Lug ließ sich nieder, um die Ritter zu beobachten.
    Die Rüstungen schimmerten im Mondlicht, runde Helme unter hohen, schwarzen Federbüschen, silberne Nackenschützer, die mit den runden Schulterstücken verbunden waren, verzierte Brustplatten, Oberschenkelschützer und Beinschienen. Aber sie trugen keine Schilde.
    Neun Reiter auf neun weißen Hengsten … Lug erinnerte sich an die Geschichte, die Patricaeus bei der Sonnenwendfeier in der Sklavenhalle erzählt hatte – und dann wusste er, wen er da beobachtete.
    Die legendären Ritter der Gabala.
    Lug kannte ihre Namen nicht – außer dass der Erste Ritter Samildanach war, der größte Schwertkämpfer des Reiches. Der Junge beobachtete die Gruppe. Dort in der Mitte, größer als die anderen, den Helm mit schimmernden, silbernen Rabenflügeln geschmückt, war Samildanach, der schweigend wartete.
    Doch worauf?
    Lug blickte zu dem singenden Mann hinüber, und plötzlich begannen die Pferde, vor Angst zu wiehern. Die Ritter hielten sie im Zaum, und Lug blieb der Mund offen stehen, denn die Sterne verschwanden vom Himmel, als sich ein großes, schwarzes Tor vor den Reitern auftat. Ein silbergrauer Spalt bildete sich in dem schwarzen Rechteck, und ein bitterkalter Wind heulte durch die Öffnung. Dann hob sich der Nebel, um die Ritter wie eine gewaltige Woge zu verschlingen, und unirdische Schreie erklangen jenseits des Schwarzen Tores.
    »Folgt dem Schwert!« ertönte ein Ruf, und Lug sah Samildanachs Klinge strahlen wie eine Laterne, hörte das Donnern der Hufe, als die Reiter vorwärts stürmten.
    Dann kehrte Stille ein, die Dunkelheit schwand, und die Sterne schienen erneut.
    Lug blickte zu dem anderen Hügel hinüber, doch der singende Mann war verschwunden.
    Der Nebel sammelte sich und floss den Hügel hinauf, und Lug stand auf und versuchte zu fliegen. Doch er konnte es nicht. Sein Körper war fest und erdgebunden. Der kalte Wind zerrte an ihm, er erschauerte.
    Der Traum war nun nicht mehr tröstlich, und er wünschte sich verzweifelt, nach Hause zurückzukehren. Doch wo lag Zuhause? Wie weit war er geflogen?
    Ein Laut drang durch den Nebel – ein schabender, rasselnder Laut. Er fuhr herum und versuchte, etwas zu erkennen, doch der graue Nebel war überall. Lug rannte mit klopfendem Herzen weiter den Hügel hinauf, glitt jedoch aus und stürzte in das schlammige Gras. Er rollte sich auf den Rücken. Ein schwarzer Schatten ragte drohend über ihm auf, und scharfe Klauen stießen auf seinen Körper herab. Verzweifelt rollte er sich auf die Seite, als sie die Haut auf seiner Brust aufrissen.
    »Nein!« schrie er, als das geifernde Maul des Ungeheuers auf ihn herabstieß. Er warf seinen Arm hoch. Ein gleißender Strahl aus goldenem Licht entsprang seinen Fingern, hüllte das Wesen ein, und mit einem Schmerzensschrei verschwand es, als Lug zurück ins Gras sank. Ein weiterer Schatten fiel auf ihn, und er kauerte sich zusammen.
    »Hab keine Angst«, sagte eine Stimme. Lug blickte auf und erkannte die Umrisse eines Mannes. Der Mond schien dem Fremden über die Schulter, so dass sein Gesicht nur eine Silhouette war, die seine Züge nicht erkennen ließ.
    »Ich habe aber Angst«, sagte Lug. »Ich will nach Hause.«
    »Das sollst du auch, mein Junge. Und dann … wirst du diesen Traum … vergessen.«
    »Was war das für ein Ungeheuer?«
    »Es kam von jenseits des Tores. Aber es ist tot. Du hast es vernichtet, mein Junge – das wusste ich – denn in dir ist die Macht. Leb wohl. Wir werden uns wieder begegnen.«
    »Wer bist du?«
    »Ich bin der Dagda. Schlaf jetzt – und kehre nach Hause zurück.«
    Lug hatte die Augen geschlossen und verlor das Bewusstsein. Als er sie wieder öffnete, lag er in Patricaeus’ Bett, der alte Mann saß dösend auf einem Stuhl neben dem Bett.
    Lug drehte sich um. Das Bett knarrte, und der alte Mann wachte auf.
    »Wie fühlst du dich, Lug?«
    »Was mache ich hier, Herr? Wo ist meine Mutter?«
    »Sie ist tot, mein Junge«, sagte Patricaeus traurig. »Wir haben sie heute Nachmittag begraben.« Die Decke glitt hinab, als der Junge sich aufsetzte.
    »Bei allen Göttern«, flüsterte Patricaeus, »was hast du gemacht?« Lug blickte an sich
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