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Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes
Autoren: David Gemmell
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Sklaverei wieder eingebracht. Die Gabala hat diesen Krieg aus Nationalstolz geführt, für das Recht, ihr Reich wegzugeben, statt es sich nehmen zu lassen. Du warst eins seiner letzten Opfer. Ich weiß, dass es nicht gerecht ist, aber ein Mann, der durchs Leben geht und sich über mangelnde Gerechtigkeit beklagt, wird nichts aus sich machen. Vertrau mir, Junge. Es gibt drei Sorten von Männern: Gewinner, Verlierer und Kämpfer. Die Gewinner sind von den Farben gesegnet, gleich, was sie auch tun, das Leben behandelt sie wie Götter. Die Verlierer vergeuden ihre Kraft damit, zu jammern wie gescholtene Kinder, sie erreichen nichts. Die Kämpfer schärfen stets ihre Schwerter und halten ihre Schilde hoch, sie erwarten nichts, ohne dafür kämpfen zu müssen, aber sie kämpfen, bis sie umfallen.«
    »Ich will kein Krieger sein«, sagte Lug.
    »Hör mir gut zu, Bursche«, fuhr Ruad ihn an. »Und zwar mit deinem ganzen Verstand. Ich spreche nicht von Schwertkämpfern, ich spreche vom Leben. Dein Verstand ist sowohl Schwert als auch Schild, das ist eine Sache des Blickwinkels. Wenn du etwas willst, dann mach Pläne dafür. Bedenke alles, was schief gehen könnte, und stell dir alles vor, was zu tun ist, damit es nicht schief geht. Und dann tue es. Rede nicht endlos darüber. Tu es! Widme deinen ganzen Verstand dieser Aufgabe. Du hast ein gutes Herz und ein großes Talent. Ich weiß nicht, wie du diesen Vogel in der Luft gehalten hast, aber in dir ist eine Macht. Also suche danach. Baue darauf. Und lasse nie zu, dass Verzweiflung dein Herz regiert. Verstehst du mich?«
    »Ich werde es versuchen, Herr.«
    »Die Antwort ist für den Moment gut genug. Jetzt geh nach Hause, und ich werde den Vogel untersuchen.«
    Lug stand auf und lächelte. »Du bist sehr gut zu mir gewesen, Herr. Warum nimmst du dir soviel Zeit für mich?«
    »Warum sollte ich nicht?«
    »Ich weiß nicht. In Mactha sagen sie, du wärst ein Einsiedler, der die Gesellschaft von Menschen nicht mag. Sie sagen, du wärst … rüde und mürrisch, launisch und ungeduldig. Aber ich habe nie gefunden, dass du so bist.«
    Ruad erhob sich und legte seine große Hand auf die Schulter des Jungen. »Ich bin, wie sie sagen, Lug. Täusche dich da nicht. Ich mag Menschen nicht, ich mochte sie noch nie. Gierig, raffsüchtig, selbstsüchtig. Doch ich kann mit einem Talent umgehen, mein Junge. Ich kann es zum Erblühen bringen – wie ein Gärtner die Blumen. Erinnerst du dich an den Tag, an dem ich dich erwischte, wie du dich in den Büschen hinter der Werkstatt versteckt hattest?«
    »Ja«, antwortete Lug grinsend. »Ich dachte, du würdest mich umbringen.«
    »Seit sieben Wochen hattest du dich an jedem Tiernstag dort versteckt und mich bei der Arbeit beobachtet. Du hast Geduld gezeigt, und das ist bei jungen Menschen selten. So beschloss ich, dich ein wenig über die Farben zu lehren. Und du warst ein guter Schüler. Und wenn die Quelle will, wirst du das auch weiterhin sein. Und jetzt ab mit dir!«
    Nachdem der Junge gegangen war, sammelte Ruad die Überreste des metallenen Vogels ein und untersuchte die Stellen unterhalb des Genicks, die nachgegeben hatten. Die Schwingen waren um eine Spur zu schmal. Lug hatte gute Hände und ein sicheres Auge, doch noch war seine Seele nicht auf die Magie des Himmels eingestimmt. Aber, wie Ruad wusste, die Magie war auf Harmonie aufgebaut, und ein Sklavenjunge, der mündig wurde, würde sie wohl kaum finden können. Er konnte an einen Schiffskapitän verkauft werden und sein Leben unter Deck verbringen, oder an einen Prinzen und kastriert werden, um in einem Harem zu dienen. Und es gab noch andere, noch weniger angenehme Möglichkeiten für einen Jungen mit seinem Aussehen. Doch diese Gefahren waren nicht allzu groß. Die überwiegende Mehrzahl von klugen, jungen Sklaven wurde von guten Herrn gekauft, die sie bei ihren Geschäften gut einsetzten und ihnen die Möglichkeit gaben, sich mit dreißig Jahren freizukaufen.
    Trotzdem, wer wollte den Jungen dafür tadeln, dass er das Schlimmste fürchtete?
    Ruad verschloss die Vordertür und sattelte seine alte braune Stute. Er ritt nur selten nach Mactha, aber er brauchte Vorräte – Salz und Zucker, getrocknetes Fleisch und Kräuter, und vor allem, mehr Bronze- und Goldbarren.
    Bronze war ein gutes Metall für Lehrlinge, aber es verband sich nicht so gut mit Magie wie Gold. Hätte Lugs Vogel aus fomorischem Gold bestanden, wäre er über den höchsten Berg geflogen und auf einen Gedanken hin
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