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Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes
Autoren: David Gemmell
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weiß, dass ich meinen bevorstehenden Tod ausnutze, dich um einen Gefallen zu bitten. Komm und kämpfe mit uns. Wir brauchen dich, Druss.
    Ohne dich sind wir verloren. Genauso wie in Skeln. Komm so schnell du kannst.
     
    Dein Waffenbruder
    Graf Delnar
     
    Druss faltete den Brief zusammen und steckte ihn tief in die Tasche seiner Lederweste.
    »Ein alter Mann mit geschwollenem Knie und arthritischem Rücken. Wenn du Hoffnungen auf ein Wunder hast, alter Freund, wirst du es woanders suchen müssen.«
    Auf einer Eichenkommode stand neben einem Waschbecken ein Spiegel, und Druss starrte sein Ebenbild unverwandt an. Die Augen waren von einem durchdringenden Blau, der Bart eckig gestutzt, das Kinn fest. Er nahm den Lederhelm ab und kratzte sich das feste, graue Haar. Seine Gedanken waren ernst, als er den Helm wieder aufsetzte und hinunterging.
    An der langen Theke bestellte er Bier und lauschte auf die Gespräche, die um ihn herum geführt wurden.
    »Sie sagen, Ulric hat eine Million Mann«, sagte ein hochaufgeschossener junger Bursche. »Und ihr habt ja gehört, was er in Gulgothir getan hat. Nachdem die Stadt sich geweigert hatte, sich zu ergeben, und er sie eingenommen hatte, hat er jeden zweiten hängen und vierteilen lassen. Sechstausend Mann. Es heißt, die Luft war schwarz vor Krähen. Stellt euch das mal vor! Sechstausend!«
    »Weißt du auch, warum er das getan hat?« fragte Druss, sich in das Gespräch einmischend. Die Männer sahen erst einander, dann Druss an.
    »Selbstverständlich wissen wir das. Weil er ein blutdürstiger Wilder ist.«
    »Keineswegs«, widersprach Druss. »Trinkt ihr etwas mit mir?« Er rief den Wirt und bestellte mehr Bier. »Er tat es, damit Männer wie ihr diese Geschichte auch in andere Städte tragen könnt. Warte! Versteh mich nicht falsch«, sagte er, als er merkte, wie dem Mann die Zornesröte ins Gesicht stieg. »Ich habe dich nicht dafür getadelt, dass du diese Geschichte erzählt hast. Es ist ganz normal, dass sich solche Dinge verbreiten. Aber Ulric ist ein gewiefter Soldat. Nehmt mal an, er hätte die Stadt eingenommen und die Verteidiger behandelt wie Helden? Dann würden sich andere Städte ebenso heftig wehren. Aber so schickt er die Angst voraus. Und Angst ist ein großer Verbündeter.«
    »Das klingt ja, als ob du ihn bewunderst«, sagte ein anderer Mann. Er war kleiner und hatte einen lockigen blonden Schnurrbart.
    »Aber das tue ich auch«, erklärte Druss lächelnd. »Ulric ist einer der größten Generäle unseres Zeitalters. Wer außer ihm hat es in den letzten tausend Jahren geschafft, die Stämme der Nadir zu einen? Und das ganz einfach. Es ist die Art der Nadir, jeden zu bekämpfen, der nicht zu ihrem Stamm gehört. Wenn tausend Stämme so denken, können sie nie zu einer Nation werden. Ulric nahm also seinen eigenen Stamm, die Wolfshäupter, und änderte den Stil der Nadirkriege. Jedem Stamm, den er eroberte, ließ er die Wahl: sich ihm entweder anzuschließen oder zu sterben. Viele zogen es vor zu sterben, aber die meisten wählten das Leben. Und so wuchs seine Armee. Jeder Stamm behält seine eigenen Gebräuche bei, und diese werden auch geehrt. Einen solchen Mann kann man nicht leichthin abtun.«
    »Der Mann ist ein verräterischer Schurke«, warf ein Mann aus einer anderen Gruppe ein. »Er hat einen Vertrag mit uns unterzeichnet. Und jetzt will er ihn brechen.«
    »Ich verteidige ja auch nicht seinen Ehrbegriff«, sagte Druss mit ruhiger Stimme. »Ich will nur klarmachen, dass er ein guter General ist. Seine Truppen verehren ihn.«
    »Mir gefällt jedenfalls nicht, wie du redest, alter Mann«, sagte der größte der Zuhörer.
    »Nein?« fragte Druss. »Dann bist du wohl Soldat?«
    Der Mann zögerte, warf seinen Kameraden einen Blick zu und zuckte dann mit den Schultern. »Ist auch egal«, sagte er, »vergiß es.«
    »Dann bist du also ein Deserteur?«
    »Ich sagte, vergiß es, Alter«, brauste der Jüngling auf.
    »Seid ihr alle Deserteure?« fragte Druss, lehnte sich gegen die Theke und ließ seinen Blick über die etwa dreißig Anwesenden schweifen.

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