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Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes
Autoren: David Gemmell
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pfählen lassen. Was sie verbrochen hatten? Sie haben an den König geschrieben und um Gerechtigkeit wegen der erhöhten Steuern gebeten. Der König hat Graf Tollibor geschickt, den Vetter des Herzogs. Jetzt richtet sich die Gerechtigkeit gegen die drei Männer, die um sie gebeten hatten. Darin liegt eine Art dunkler Poesie.«
    »Pfählen ist vor mehr als zwanzig Jahren für ungesetzlich erklärt worden«, warf Ruad ein.
    »Aber in jenen Tagen zogen die Ritter durch das Land, und der alte König herrschte. Sieh nicht zurück, Ruad. Die Vergangenheit ist tot – verschwunden wie die Ritter.«
    »Es können doch nicht alle Ratgeber tot sein«, protestierte Ruad. »Was ist mit Kalib?«
    »Vergiftet, heißt es.«
    »Rulic?«
    »Bei einem Jagdunfall getötet. Du solltest Vorräte für den Winter anlegen, Ruad, es liegt etwas Böses in der Luft.«
    »Pass auf die Stute auf«, sagte Ruad laut. Er ging durch die Menge, die sich zur Versteigerung der Pferde sammelte, und hinaus in die Straßen der Händler. Wie Hyam gesagt hatte, hatten viele Händler ihre Läden geschlossen. Das war kein gutes Zeichen.
    Eine junge Frau näherte sich ihm. »Zu Diensten, Herr?«
    Er lächelte sie an. »Das Geschäft muss schlecht laufen, wenn du so einen hässlichen Kerl wie mich ansprichst.«
    Sie erwiderte sein Lächeln nicht. »Nur drei Viertelkupferstücke«, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
    Er nahm ihre Hände und drehte sie um. Sie waren sauber, die Nägel gebürstet. »Warum nicht?« sagte er und folgte ihr durch ein Labyrinth von Gassen zu einem fast verfallenen Haus mit geborstener Tür. Darin war es sauber, doch ärmlich; auf einem Stapel Decken an der gegenüberliegenden Wand schlief ein Säugling.
    Sie führte ihn zu einem schmalen Bett, legte sich rasch hin und zog ihr wollenes Kleid über die Hüften hoch. Ruad wollte gerade seinen Gürtel lösen, als er hinter sich eine Bewegung wahrnahm und zur Seite sprang, so dass die Keule harmlos an seiner Schulter vorbeipfiff. Sich umdrehend, versetzte er seinem Angreifer einen Schlag in die Magengrube, worauf dieser zusammenklappte, dann ließ er seine Handkante gegen den Hals des Mannes sausen. Er war bewusstlos, noch ehe er auf dem Boden aufschlug.
    Die Frau setzte sich auf, die Hände vor den Mund geschlagen.
    »Wir brauchten Geld«, sagte sie. »Er ist nicht tot, oder?«
    »Nein«, antwortete Ruad, »und du bekommst dein Geld, sobald du es dir verdient hast.« Er löste seinen Gürtel.
     
    Ruad trat aus dem dunklen Haus in die gleißend helle Straße hinaus und kniff sein gesundes Auge zusammen, seine Sinne waren hellwach. Die Frau war eine Enttäuschung gewesen und in Tränen ausgebrochen, kaum, dass er sich ihr näherte. Sie hatte ihn wütend gemacht, und im Gegensatz zu manchen anderen Männern, ließ Wut seine Leidenschaft abkühlen. Er hatte sich wieder angezogen und war gegangen.
    Er fand den Weg zurück zur Hauptstraße, wobei er mehrfach Bettler beiseiteschieben musste. Hyam hatte Recht, Mactha wurde zu einem üblen Ort.
    Die Straße des Erzes war nahezu verlassen, und Ruad war überrascht, als er sah, dass Bretter vor die Fenster von Cartains Haus genagelt wurden. Die Vordertür stand offen, und so trat er ein. Der ehemalige Nomade überwachte das Packen mehrerer großer Kisten, erblickte jedoch Ruad und winkte ihn ins Hinterzimmer durch.
    Cartain gesellte sich zu ihm und goss einen Krug Apfelsaft ein, den er dem verblüfften Handwerker reichte.
    »Auch du verlässt die Stadt?« fragte Ruad. »Warum?«
    Der hochgewachsene, eckig gebaute Händler ließ sich an seinem Schreibtisch nieder, die dunklen, schrägstehenden Augen fixierten Ruad. »Du weißt, weshalb ich reich bin?« fragte er, sich über seine Adlernase streichend.
    »Ich konnte es noch nie leiden, wenn ich auf meine Fragen nur Gegenfragen zu hören bekomme«, begehrte Ruad auf.
    Cartain grinste und entblößte dabei einen Goldzahn. »Ich mag dich, Ruad – aber trotzdem, beantworte meine Frage.«
    »Du kaufst billig und verkaufst teuer. Also, warum verlässt du die Stadt?«
    »Ich bin reich«, sagte der Händler, über Ruads wachsende Verärgerung lächelnd, »weil ich den Wind lesen kann. Wenn er frisch bläst, ist Geld zu machen, wenn ihm ein übler Geruch anhaftet, ist Geld zu machen. Aber wenn sich kein Wind regt, ist es an der Zeit, weiterzuziehen. «
    »Du kannst einen ärgern«, sagte Ruad, »aber ich werde dich trotzdem vermissen. Wer soll denn nun meine Spielzeuge kaufen?«
    »Ich werde jemanden zu dir
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