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Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes
Autoren: David Gemmell
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schicken. Deine Arbeiten sind noch immer sehr gefragt. Hast du etwas für mich?«
    »Vielleicht. Aber ich brauche Goldbarren und noch mehr Bronze – und auch etwas von diesem Öl aus dem Osten.«
    »Wie viel Gold?« fragte Cartain, lehnte sich zurück und wandte den Blick ab.
    »Du wirst 300 Raq an meinem kleinen Sänger verdienen. Ich nehme den Gegenwert von 100.«
    »Zeig ihn mir.«
    Ruad öffnete den Lederbeutel an seiner Hüfte und entnahm ihm einen kleinen goldenen Vogel mit Smaragdaugen. Er strich über dessen Rücken und setzte ihn auf eine Handfläche. Dann hob er ihn an die Lippen und flüsterte ein Wort. Die metallenen Flügel des Vogels breiteten sich aus, und er stieg von der Hand empor und kreiste durch das Zimmer. Leise Musik strömte aus seinem Schnabel, ein berauschender Duft erfüllte die Luft.
    »Schön«, sagte Cartain. »Einfach herrlich. Wie lange wird die Magie anhalten?«
    »Drei Jahre. Vier.« Ruad hob die Hand, und der Vogel ließ sich auf seiner Handfläche nieder. Er gab ihn Cartain.
    »Und das Befehlswort?«
    »Der Name seines Schöpfers.«
    »Vollkommen. Du bist wahrlich ein Meister. Weit im Osten gibt es einen König, der sich einen riesigen Adler wünscht, um sich von ihm in den Himmel hinauftragen zu lassen. Er würde in kopfgroßen Diamanten bezahlen.«
    »Das ist nicht möglich«, sagte Ruad.
    »Das kann nicht wahr sein, geschätzter Partner. Alles ist möglich.«
    Ruad schüttelte den Kopf. »Du verstehst die Grenzen nicht. Magie ist eine eingeschränkte Macht. Vor langer Zeit versuchte Zinazar, diese Grenzen zu erweitern, er benutzte dazu das Blut von Unschuldigen. Es hat damals nicht funktioniert und wird es heute auch nicht.«
    »Aber angenommen, tausend Menschen wären bereit, ihr Blut zu geben?«
    »Es gibt auf der ganzen Welt keine tausend Leute, die die Farben trinken können. Vergiß die Diamanten, Cartain. Wie reich kann ein einzelner Mann sein?«
    Cartain kicherte. »Er kann allen Reichtum der Welt besitzen – und noch ein Kupferstück darüber hinaus.«
    Ruad trank seinen Apfelsaft. »Jetzt erzähl mir, weshalb du wirklich gehst – und kein Wort über den Wind, wenn ich bitten darf.«
    Cartains Lächeln erstarb. »Es kommen schlechte Zeiten, und ich will sie nicht miterleben. Meine Boten berichten mir von üblen Vorgängen in der Hauptstadt. Dies allein wäre für einen Nomaden wie mich ohne Auswirkungen, aber König Ahaks Misswirtschaft hat dazu geführt, dass sein Staatsschatz bedenklich geschrumpft ist. Mehrere Nomadenhändler sind gefangen genommen, des Verrats beschuldigt und zu Tode gefoltert worden. Ihr Vermögen wurde dem König zugesprochen. Der alte Cartain hat nicht vor, die Schatztruhen dieses Geiers aufzufüllen.«
    »Ich hatte auch meine Probleme mit dem König«, sagte Ruad. »Er ist arrogant und dickköpfig, aber kein Despot.«
    »Er hat sich verändert, mein Freund«, entgegnete Cartain. »Er hat sich mit schlechten Männern umgeben – er hat sogar Männer zu einer Gruppe zusammengeschart, die er die Ritter der Neuen Gabala nennt – und sie sind furchtbar. Es heißt, er war schwer krank, und ein Zauberer hätte ihn geheilt, aber seine Seele sei gestorben. Ich weiß es nicht. Es gibt zahlreiche solcher Geschichten. Aber die Menschen reden immer über Könige. Was ich jedoch weiß, ist, dass das Klima nicht gut für Nomaden ist – oder für Menschen mit nomadischer Herkunft. Ich habe diese Dinge schon gesehen – in anderen Ländern. Daraus entsteht nichts Gutes.«
    »Wo wirst du hingehen?«
    »Über das Innere Meer nach Cithaeron. Ich habe Verwandte dort … und eine junge Frau.«
    »Du hast doch eine Frau hier … wenn ich mich recht erinnere?«
    »Ein reicher Mann kann nicht zu viele Frauen haben! Warum kommst du nicht mit mir? Wir könnten ein Vermögen machen.«
    »Ich brauche kein Vermögen«, lehnte Ruad ab. »Lass meine Waren morgen in die Berge schicken.«
    »Das werde ich. Pass auf dich auf, Handwerker. Alle Geheimnisse neigen dazu, bekannt zu werden, und deines, fürchte ich, bildet da keine Ausnahme. Und diesmal wirst du mehr verlieren als ein Auge.«
    Ruad verließ den Händler und wanderte zurück zu dem Mietstall. Auf dem Weg dorthin aß er in einem Gasthaus.
    Cartains geplante Abreise beunruhigte ihn, machte ihn nervös. Verschlagen wie der Händler war, konnte man ihm dennoch trauen. Es gab nur wenige wie ihn, und Ruad brauchte ihn. Er beendete seine Mahlzeit und starrte zu den dichter werdenden Wolken empor.
    Alle Geheimnisse werden
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