Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
»Wo sollte er sonst sein? Ich werde die Hütte durchsuchen.« Er schwang sich aus dem Sattel und ging über den Hof. Ruad trat beiseite, doch als der Mann auf gleicher Höhe mit ihm war, holte er mit seiner linken Hand blitzschnell aus und umklammerte die Kehle des Mannes. Dann hob er ihn hoch.
    »Ich habe nicht gehört, dass du um Erlaubnis gebeten hast«, sagte Ruad sanft. Der Mann strampelte schwach mit den Beinen, seine Finger versuchten, Ruads stählernen Griff zu lösen.
    »Lass ihn los!« befahl ein anderer und trieb sein Pferd vorwärts. In dem Augenblick brach der Mond durch die Wolken, und Ruad erkannte den Sprecher.
    »Ich hätte nicht erwartet, dass ein Mann von Eurem Stand mit solchem Pack reitet, Graf Errin«, sagte Ruad und warf sein Opfer beiseite. Der Mann fiel nach Luft schnappend zu Boden.
    »Es tut mir leid, dich zu stören, Handwerker, aber ein Sklave ist heute nach der Auktion entwischt, und es heißt, dass er dich oft besucht. Wir dachten, er könnte hier sein.«
    »Hat dieser Sklave auch einen Namen, Graf Errin?«
    »Ich glaube, er heißt Lug – ein hässlicher Name für einen so gutaussehenden Burschen.«
    »Habt Ihr ihn gekauft?«
    »Ja, er sollte ein Geschenk für den Herzog sein. Leider taugt er jetzt nicht mehr als Geschenk. Es wird notwendig sein, seinen Kopf zu brandmarken und vielleicht, ihm die Kniesehnen durchzuschneiden.«
    »Das ist allerdings eine harte Behandlung«, sagte Ruad, »doch verdient. Bitte durchsucht meine Hütte und gestattet mir dann, wieder zu Bett zu gehen.«
    »Ich würde dein Wort nicht anzweifeln, Handwerker. Wenn du mir versicherst, dass er nicht hier ist, werden wir dich in, Frieden lassen.«
    »Seid versichert, Graf Errin. Ich habe den Jungen seit dem letzten Tiernstag nicht mehr gesehen. Und jetzt wünsche ich gute Nacht.«
    Ruad ging zu dem am Boden liegenden Mann, der sich bemühte, wieder auf die Beine zu kommen, hob ihn an den Haaren hoch, schleifte ihn zu seinem Pferd und warf ihn in den Sattel. Graf Errin grinste, zog an den Zügeln seines Hengstes und galoppierte davon.
    Der Mann mit der gequetschten Kehle blieb zurück und ritt auf Ruad zu.
    »Ich …«, begann er, wurde aber von Ruad unterbrochen.
    »Bitte«, sagte er mit ausgebreiteten Händen, »versprich mir nicht, dass wir uns noch einmal begegnen werden. Beleidigungen machen mich zornig, aber Drohungen langweilen mich. Und wenn ich gelangweilt bin, neige ich zur Gewalt. Und das will doch keiner von uns, kleiner Mann.« Der Reiter zog wütend an seinen Zügeln und ließ das Pferd in leichten Galopp fallen.
    Nachdem er schließlich fort war, schlenderte Ruad zum Brunnen hinüber, zog einen Eimer des kühlen Wassers herauf und setzte sich auf die Holzbank. Er trank und betrachtete die Sterne.
    Lug hatte recht gehabt, sich zu fürchten. Der Herzog wäre ein schlechter Sklavenhalter gewesen. Der Handwerker schloss die Augen und suchte in den Farben. Der Junge musste verängstigt sein, seine Gefühle aufgewühlt. Ruad hatte nie gern das Rot benutzt, denn es führte immer zu Wegen, die das Böse beschritt. Aber das Rot war stark, und es kannte die Furcht. Er fand den Strom und konzentrierte sich auf Lug. Innerhalb weniger Sekunden hatte er ihn gefunden und kehrte um.
    »Komm heraus, Junge«, rief er, und die Tür des Holzschuppens öffnete sich, und Lug trat ins Mondlicht hinaus. »Du hast fast einen Lügner aus mir gemacht.«
    »Ich wusste nicht, wohin sonst, Meister. Aber morgen werde ich Llaw Gyffes suchen und mich ihm anschließen – wenn er mich haben will.«
    »Komm herein«, sagte Ruad sanft. »Ich habe hier ein paar Spielzeuge, die dir auf deinem Weg vielleicht nützlich sein können.«
    Drinnen fachte Ruad das Feuer neu an und hing die alte flache Eisenpfanne über die Flammen. Er gab etwas Fett hinein, und als es zu zischen begann, schlug er vier Eier hinein.
    »Ich nehme an, du hast Hunger, Jung-Lug?«
    »Ja, Meister. Danke. Aber, bei allem Respekt, ich bin gestern mündig geworden. Ich bin nicht mehr Lug, ich bin ein Mann und kann nicht länger einen Kindernamen tragen.«
    »Da hast du allerdings Recht«, pflichtete Ruad ihm bei. »Welchen Namen hast du dir gewählt?«
    »Lámfhada, Meister. Ich habe mir diesen Namen schon lange gewünscht.«
    »Langarm. Ja, das ist ein guter Name. Der erste Ritter der Gabala hieß Lámfhada. Wenn du auch nur einen Bruchteil seines Ruhmes erlangst, hast du wohl getan.«
    »Ich werde mein Bestes tun, Meister. Aber ich bin kein Held.«
    Ruad ließ die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher