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Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Titel: Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe
Autoren: Jockel Tschiersch
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Süden. So wie ich ihn kenne, hat der genug Geld dabei für den Rest des Lebens.«
    »Der Zwerger war schon immer ein Hund.«
    »Solche wie der fallen immer auf die Füße.«
    »Des nützt einem aber dann nix, wenn man zu hoch droben ist. W eil da sind dann die Füß’ und das kleine Flugzeug kaputt.«
    Rita und Ewald saßen am Ufer, hatten beschlossen, noch einen A bend an der Ostsee dranzuhängen, wenn sie schon mal da waren. A ls Zwerger verschwunden war, hatten sie den Bauwagen aus dem W asser gezogen mit einem alten Stahlseil. Beim V ersuch, ihn an Land wieder aufzurichten, war der W agen dann noch zweimal auf die Seite gefallen, aber manche Produkte aus der ehemaligen DDR waren eben äußerst robust gebaut. A ls er endlich stand, waren Rita und Ewald ins Meer gesprungen und hatten nochmal gebadet, aber diesmal freiwillig. Rita hatte nichts gesagt, aber Ewald wusste, dass er sich demnächst in Kempten einmal ein paar neue Unterhosen kaufen würde. Einen Fünfer-Pack, und zwar alleine.
    Drüben bei den Buden auf dem Fest im Fahrerlager hatte Rita mit dem Moped vier Pizzas und zwei große Stücke Räucherfisch geholt und dazu zwei Flaschen Mecklenburger Landwein. Derweil schaffte Ewald mit der Raupe einen alten Holztisch und wacklige Stühle heran, die er in einem verlassenen Schuppen gefunden hatte. Ein bisschen Luxus durfte schon sein bei einem Kurzurlaub an der See. Die Pizzas hatten etwa so geschmeckt, wie die Kartons rochen, aber der Räucherfisch war gut gewesen. Schlauerweise hatte Rita auch ein paar Pappbecher mitgebracht, und es war ein wundervolles seashore-dinner der Mecklenburger A rt geworden. V om Fahrerlager wehten immer wieder Fetzen von Lärm herüber, die Country-Band intonierte mittlerweile auch Hits der deutschen V olksmusik.
    »Und jetzt, Ewald?«
    »Ich bring die Raupe zurück, das hab ich versprochen. Und ich muss den Stall machen. Meine Mutter ist eh sauer, dass ich einfach abgehauen bin. Die hat’s jetzt dann eine W oche lang allein gemacht.«
    »Deine Mutter ….«
    »Ich weiß. Die ist manchmal schon eine rechte alte Hex’ …«
    Ewald nahm sich eine Zigarette aus Ritas Packung, das war ihm jetzt auch schon egal. Er hatte erst einmal geraucht, heimlich, mit dem Schorsch und dem Bene, hinter der Maschinenhalle.
    »Wenn ich zurück bin, kauf ich mir in Kempten ein Buch, wo man schreiben lernen kann.«
    »Ach, auf einmal? Ich dachte, das sei ganz bequem so …«
    »Schon. A ber es wär halt schon besser, wenn ich dann ein Mädle hab.«
    »Aha.«
    »Da könnt ich der auch mal einen Brief schreiben, wenn sie im Nachbardorf wohnen tät, beispielsweise.«
    Rita sah ihn fragend an.
    »Ich find dann schon eine. Jetzt weiß ich, wie das ist. Da hätt ich gar keine A ngst haben müssen. Irgendwann geht’s auch ohne Bauwagen. A ußerdem bin ich so was wie deutscher Meister, und das ist ja auch kein Scheißdreck, oder?«
    »Eben. Musik machen kannst du auch. Eigentlich kannst du alles, was man braucht als Mann.«
    Sie stießen miteinander an auf ihren T rip ans Meer, ausgerechnet hier, im W indschatten der Deutschen Meisterschaft der Planierer, die schon wieder heftigst sangen, grölten und lärmten, als läge Usedom irgendwo im tiefsten T ennessee. Die Sonne war längst im Meer verschwunden, doch an der Küste war es länger hell als unten in den Bergen.
    »Rita, da unten in Ratzisried, da wär sauber nix geworden mit uns beiden.«
    Rita war neugierig, woher Ewald diese tiefe Erkenntnis der Inkompatibilität nahm, die sie sich bei vielen ihrer Männer gewünscht hätte.
    »Wie kommst du drauf, Ewald?«
    »Weil’s gar nicht passiert wär. Und gepasst hätt’s auch nicht. Die Leut in Ratzisried hätten sich’s Maul zerrissen über uns. A m Ende hätt’s noch g’heißen, wir hätten dem Zwerger die Kiesgrube klauen wolln.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt sind wir halt Freunde, das reicht doch, oder?«
    Rita lachte laut los.
    »Aber wenn’d mal was wissen willst, wegen Raupe fahren oder so, da kannst mich jederzeit fragen.«
    »Danke, das ist nett.«
    »Du tätst einen brauchen wie den Zwerger, bloß eben ohne Frau und ohne Konkurs, und insgesamt halt viel netter. Und ein bissle jünger. A uf den Porsche wär’s grad geschissen.«
    »Guter T ipp. Ich hab genug von Kerlen, die mir ein Paradies andrehen wollen.«
    »Die Leut wollen allerweil und überall ein Paradies … Reiseparadies … Möbelparadies … Saunaparadies … T eppichparadies … Wenn man jetzt schon allerweil jedes Paradies haben
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