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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde
Autoren: Larry Niven
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Menschen wie Harry Kane. Was konnte das nur bedeuten?
    Kane würde es ihm natürlich irgendwann erklären.
    Aber auch dann wäre es ihm egal. Jetzt wußte er, daß er Kane vertrauen konnte, und das war alles, was zählte. Nun hatte Kane ein Druckmittel gegen Miliard Parlette. Ob es nun echt oder eingebildet war, auf jeden Fall würde er es eher benutzen, als einen Bürgerkrieg vom Zaun zu brechen.
    Und so konnte Miliard Parlette sich nun auf den Mann konzentrieren, der draußen wartete. Die Vollstreckungspolizei hatte einen der ihren gewählt, um Miliard Parlette eine Reihe von Beschwerden vorzutragen. Der Mann war mittlerweile gewiß ziemlich wütend, weil der Chef ihn warten ließ.
    Parlette schaltete die Gegensprechanlage ein. »Schicken Sie ihn herein, Miss Lauessen.«
    »Sofort.«
    »Warten Sie. Wie heißt er noch mal?«
    »Halley Fox. Corporal Halley Fox.«
    »Danke. Würden Sie bitte auf Gamma, Delta und Iota nachfragen, ob man dort etwas über Matthew Keller hat.«
    »Schon geschehen, mein Vorfahre.«
    Parlette lächelte. Er würde sich um die Vollstreckungspolizei und um den Rat kümmern, und Harry Kane um den Rest. Ein unsichtbarer Meuchelmörder hatte ihm gerade die halbe Last von den Schultern genommen.
     
    »Das wird ein sehr seltsames Machtgleichgewicht sein«, bemerkte Harry Kane. »Parlette kontrolliert jede Waffe auf dem Planeten außer den wenigen, die wir in unseren Kellern gebastelt haben. Er hat die Stromversorgung und sämtliche medizinischen Einrichtungen sowie den größten Teil des Reichtums. Und was haben wir? Matt Keller.«
    »Und wir können von Glück reden, daß wir ihn haben«, erwiderte Laney.
    Ein rothaariges Mädchen in einem auffallenden Kleid ging an ihnen vorbei und eilte den Gang hinunter. Es war ein Crewmädchen, das vermutlich einen Verwandten besuchte. Die vier Rebellen schwiegen, bis das Mädchen verschwunden war. Harry Kane blickte der jungen Frau grinsend hinterher; er grinste wegen ihres erschrockenen Gesichtsausdrucks und der Art, wie sie ihren Schritt beschleunigt hatte, um so rasch wie möglich an den Rebellen vorbeizukommen. Sie würden sich alle irgendwann daran gewöhnen müssen: an den Anblick von Kolonisten in den geheiligten Hallen des Hospitals.
    Jay Hood sagte: »Nun, wir haben ihn. Oder hat er uns?« Er schlug mit der flachen Hand gegen die Wand. »Könnt ihr euch vorstellen, was die Historiker sagen werden? Aber vielleicht finden sie es auch nie heraus.«
     
    Matt lag auf dem Rücken und blickte nachdenklich an die Decke.
    Er hatte die richtige Entscheidung getroffen. Davon war er überzeugt. Wenn er schon diese Kraft besaß, dann mußte sie auch für irgendetwas nütze sein.
    Er selbst wußte nichts damit anzufangen.
    Eine schädliche Mutation ist etwas, was den Organismus davon abhält, lange genug zu überleben, um sich fortzupflanzen. Matts einzige Hoffnung, Vater zu werden, bestand darin zu versuchen, sein ›Glück‹ lange genug zu unterdrücken – zumindest in seinem Privatleben. Ein unsichtbarer Mann kommt in einer Gesellschaft nirgendwohin.
    Irgendjemand betrat den Raum.
    Aus den Augenwinkeln heraus sah Matt ein leuchtend blaues Kleid.
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte eine junge Frau und drehte sich zum Gehen um. Sie war groß und schlank mit dunkelrotem Haar, das ihr in unmöglichen Wellen über die Schultern fiel. Ihr Kleid war von der Art, wie man sie auf dem Delta-Plateau niemals sah, weit und eng zugleich, und es glühte förmlich. Das Gesicht mit den hochstehenden Wangenknochen war in seiner Fremdartigkeit seltsam faszinierend, und es kennzeichnete die junge Frau als reinrassiges Crewmitglied.
    »Nur eine Minute«, rief Matt.
    Die junge Frau drehte sich überrascht um – nicht wegen seiner Bitte, sondern wegen seines Kolonistenakzents. Dann straffte sie die Schultern, hob das Kinn, und ihr Mund verwandelte sich in einen harten, wütenden Strich. Matt errötete.
    Und bevor sie den Blick abwenden konnte, dachte er: Sieh mich an.
    Sie wandte sich nicht ab.
    Sie senkte das Kinn, und ihr Gesicht nahm einen verträumten Ausdruck an.
    Blick mir in die Augen, dachte Matt. Ich fasziniere dich, nicht wahr? Ja, das stimmt. Sieh mich weiter an.
    Langsam trat sie einen Schritt auf ihn zu.
    Matt ließ sie los. Sie trat noch einen weiteren Schritt vor, dann zeigte sich Entsetzen auf ihrem Gesicht. Sie drehte sich um und rannte, gefolgt von Matts schallendem Gelächter, aus dem Raum.
    Schädliche Mutation?
    Vielleicht doch nicht.
     
    Das Outsiderschiff
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