Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde
Autoren: Larry Niven
Vom Netzwerk:
erstarrte.
    »Wir gehen über den Rand«, bemerkte Jesus Pietro, der unter seinem Stellvertreter auf der Leiter stand. Er schien weder überrascht zu sein, noch schien er sich zu fürchten.
    Major Jansen schrie und vergrub das Gesicht in den Armen.
    Jesus Pietro drängte sich an ihm vorbei und ließ sich in einen der Pilotensitze fallen. Seine Entscheidung basierte allein auf Logik. Wenn Major Jansen nicht den richtigen Knopf oder Hebel gefunden hatte, dann hatte er schlicht auf der falschen Konsole gesucht, und es gab nur noch eine andere Konsole, die das Kolonistenmädchen von seinem Platz aus hatte erreichen können. Jesus Pietro fand die Ruderkontrollen und probierte sie aus.
    Das Schiff neigte sich zurück und wurde langsamer.
    Als es über den Rand flog, bremste es noch immer ab.
    Jesus Pietro lehnte sich in seinem Sitz zurück und schaute zu. Die Max Planck wurde nicht länger vom Bodeneffekt getragen. Jesus Pietro empfand ein Gefühl, als säße er in einem Aufzug, der rasch abwärts fuhr. Er beobachtete, wie die Klippe immer schneller und schneller an ihnen vorbeiraste wie ein schwarzer Schatten.
    Schließlich verloschen die Sterne.
    Das Schiff wurde heiß. Draußen war es heiß und dunkel, und die uralten Wände der Max Planck knarrten und stöhnten, während der Druck immer größer wurde. Jesus Pietro beobachtete und wartete.
    Er wartete auf Matthew Keller.

 
KAPITEL VIERZEHN
MACHTGLEICHGEWICHT
     
     
    Halb wach, halb schlafend kämpfte er, um den Schrecken des Schlafs zu entkommen. Das war vielleicht ein wilder Albtraum!
    Dann spürte er, wie irgendjemand ihn abtastete.
    Schmerz! Er versuchte, sich dem Druck der Finger zu entziehen, doch sein Körper zuckte nur, und er hörte sich wimmern. Eine kalte Hand berührte seine Stirn, und eine Stimme – Laneys? – sagte: »Bleib ruhig liegen, Matt.«
    Als er das nächste Mal erwachte, erinnerte er sich daran. Diesmal wachte er langsam auf, und Bilder der Erinnerung erschienen vor seinem geistigen Auge. Wieder dachte er: Was für ein Albtraum. Aber die Bilder wurden immer klarer, viel zu klar für einen Traum, und:
    Sein rechtes Bein, ja, seine ganze rechte Seite waren so taub, als wären sie tiefgefroren. Andere Teile von ihm waren jedoch keineswegs taub: Sie schmerzten, zwickten und pochten. Wieder versuchte er, sich vor dem Schmerz zurückzuziehen, doch diesmal hatte man ihn festgebunden. Er öffnete die Augen und sah, daß er umzingelt war.
    Harry Kane, Mrs Hancock, Laney und mehrere andere, die er nicht kannte, drängten sich um sein Bett. Eine der Fremden war eine große Frau mit roten Händen und einem leicht crewhaften Gesicht; sie trug einen weißen Kittel. Matt verabscheute sie sofort. Solche Kittel hatte er bereits in den Organbanken gesehen.
    »Er ist wach.« Die Frau in Weiß sprach mit kehliger, singender Stimme. »Versuchen Sie nicht, sich zu bewegen, Keller. Man hat sie regelrecht wieder zusammengenagelt. Diese Leute hier wollen mit Ihnen reden. Falls sie das zu sehr ermüdet, sagen Sie mir Bescheid, und ich werde sie sofort rauswerfen.«
    »Wer sind Sie?«
    Harry Kane trat vor. »Sie ist deine Ärztin, Keller. Wie fühlst du dich?«
    Wie er sich fühlte? Vor einem Augenblick hatte er – leider zu spät – feststellen müssen, daß sein Raketenrucksack ihn nicht tragen würde; an den schier endlosen Sturz konnte er sich jedoch nicht erinnern. »Werde ich sterben?«
    »Nein, Sie werden leben«, antwortete die Ärztin. »Sie werden noch nicht einmal bleibende Schäden davontragen. Der Anzug hat Sie offenbar vor den schlimmsten Auswirkungen des Sturzes bewahrt. Sie haben sich ein Bein und ein paar Rippen gebrochen, aber die werden schon heilen, wenn Sie sich an meine Anweisungen halten.«
    »Gut«, sagte Matt. Im Augenblick war ihm alles egal. Stand er unter Drogen? Er sah, daß er auf dem Rücken lag. Eins seiner Beine hatte man hochgelegt, und sein Brustkorb steckte in etwas Unförmigem, das ihn am Atmen hinderte. »Hat man mir Transplantate eingepflanzt?«
    »Mach dir darüber jetzt mal keine Gedanken, Keller. Ruh dich einfach aus, und erhol dich wieder.«
    »Wie geht es Polly?«
    »Wir konnten sie nicht finden.«
    »Sie war auf der Max Planck. Sie muß den Steuerraum erreicht haben.«
    »Oh!« rief Laney.
    Sie wollte etwas sagen, änderte dann jedoch ihre Meinung.
    Harry erklärte: »Die Max Planck ist über den Rand geschwebt.«
    »Ich verstehe.«
    »Hast du sie befreit?«
    »Ich habe sie einmal befreit, ja«, antwortete Matt. Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher